Sicher, Oskar Panizza hat es seiner Zeit, seiner Familie, überhaupt seinen Mitmenschen nicht leicht gemacht. Er war kurz selbst Irrenarzt und verbrachte später viele Jahre seines Lebens selbst in irrenärztlicher Behandlung.
Dass er als Schriftsteller noch heute Beachtung findet, hat er noch dazu einem Skandalstück zu verdanken. Für diese Satire auf katholische Moralvorstellungen, "Das Liebeskonzil" genannt, wurde Panizza verurteilt. Wegen Gotteslästerung saß er ein Jahr im Gefängnis ein.
Provokative Standpunkte
Provokative Standpunkte nahm Panizza nicht nur der katholischen Kirche gegenüber ein. Als Mitglied einer Gesellschaft von Literaten, die mit Skandalen für Bekanntheit sorgen wollte, heißt es in Jürgen Müllers Buch "Der Pazjent als Psychiater", habe er bereitwillig nach allem gegriffen, "womit er für seine Werke werben konnte: Religiöses, Verrücktes, Sexuelles."
Kritisch diskutiert wird Panizzas literarisches Werk auch von solchen, die es eigentlich gut mit ihm meinen. Mit der Erzählung "Der operirte Jud" ist Panizza nämlich in Rassismusverdacht geraten. Das sei eines der übelsten antisemitischen Pamphlete, die es in der deutschen Literatur gebe, behaupten manche.
Unter Rassismusverdacht
Bestärkt werden solche Kritiker in ihrem Verdacht, durch die allzu freundliche Aufnahme, die dem Werk bei den Nationalsozialisten zuteil wurde. Ende 1927, sechs Jahre nach Panizzas Tod, veröffentlichte der Münchner Beobachter, ein Beiblatt zum Völkischen Beobachter, die Erzählung. Auch andere Schriften des entmündigten Geisteskranken fanden die Nazis eine Veröffentlichung wert.
Andere Panizza-Kenner halten dagegen, Panizzas antisemitische Haltung sei ebenso wenig dauerhaft gewesen, wie seine anderen skandalösen Standpunkte. Den antisemitischen Aussagen stünden Stellungnahmen gegenüber, die Judenhass verurteilen. "Der operirte Jud" sei einfach eine Groteske und die Groteske sei nun mal Panizzas Domäne gewesen.
Seiner gedenken will die Stadt am Mittwoch, 12. November, zunächst mit einem Geburtstagsabend im Bismarck-Museum. Wie es der Persönlichkeit des zu Beschreibenden gebührt, ist das Programm des Abends vielfältig. Vorgesehen ist zum einen die Eröffnung einer Ausstellung über "Oskar Panizza - Dichter, Gotteslästerer, Heiliger, Psychopath". Erarbeitet haben sie Studenten der Universität Bayreuth.
Darüber hinaus spricht Dr. Joachim Schultz von der Universität Bayreuth über Leben und Werk des umstrittenen Schriftstellers. Unter dem Titel "Der Feind jeglicher Autorität - auch der Skorpion im Messkelch genannt" sind schließlich auch noch Rezitationen von Jonas Vischer - er ist Schauspieler am Fränkischen Theater Schloss Maßbach - zu hören.
Woher das offensichtlich besondere Interesse gerade der Universität Bayreuth an Oskar Panizza rührt, erklärt die Stadt in ihrer Enladung für den "großen Geburtstagsabend" nicht ausdrücklich. Vielleicht hat es ja einfach mit der Biografie des Literaten zu tun. Die letzten Jahre seines Lebens hat Panizza in einem Bayreuther Sanatorium verbracht, wo er am 30. September 1921 auch gestorben ist.