Dass es in Bad Kissingen, Fulda, Hammelburg und Schlüchtern Straßen gibt, die nach Bad Brückenau benannt sind, ist nichts besonderes. Liegen die Städte doch nah beieinander. Auch in den Nachbardörfern Schondra, Oberleichtersbach und Motten kann man die Kurstadt als Namensgeber erwarten. Aber wie kommt Bad Brückenau als Straßenname nach Nürnberg, oder gar Köln? Die Main-Post hat nachgeforscht.
Die Bad Brückenauer Straße in Nürnberg ist ein Vorortsträßchen, wie es im Buche steht. Kurz, gewunden, gesäumt von ein paar Eigenheimen mit Garagen und viel Grün.
Etwa auf halber Strecke erhebt sich ein markanter, aber nicht zu hoher Mehrgeschosser. Und wie ein Blick auf die Straßenkarte offenbart: Die Bad Brückenauer Straße liegt in einträchtiger Nachbarschaft mit der Kitzinger, Karlstädter und Veitshöchheimer Straße, der Gerolzhofener und Mellrichstädter Straße.
Ein kleines Unterfrankenviertel, so scheint es. Auch eine Bad Kissinger Straße und der Hammelburger Weg tauchen dort auf.
Der Nürnberger Stadtteil Großgründlach, in dem sich die Bad Brückenauer Straße befindet, liegt 160 Kilometer Fahrstrecke von der Stadt ihrer Namensgebung entfernt. Bernhard Schmidpeter, Fachbereichsleiter im Amt für Geoinformation und Bodenordnung der Stadt Nürnberg, weiß, wie die Bezeichnung nach Nürnberg kam.
Früher, sagt er, sei Großgründlach eigenständig gewesen. Doch mit der Gebietsreform 1972 sei es zu Nürnberg eingemeindet worden.
Das Problem: Damit existierten in der Großstadt viele doppelte Straßennamen. Der Verwirrungsfaktor wäre hoch gewesen. Also mussten neue Bezeichnungen her.
Die heutige Bad Brückenauer Straße hieß vor 1972 Berliner Straße. „Da Großgründlach am nordwestlichen Ende von Nürnberg liegt, hat man wohl weiter in diese Richtung geschaut – und sich Städte aus Unterfranken als Namensgeber ausgesucht“, sagt Schmidpeter.
Namen anderer Städte für die eigenen Straßen – das wird gern gemacht in Großstädten, wo viele Wege zu benennen sind. Doch Bad Brückenau scheint in dieser Hinsicht nicht so beliebt, wie gedacht.
Berlin, Hamburg, München – Fehlanzeige. Dresden, Leipzig, Düsseldorf – ebenso. Nicht mal Würzburg oder Schweinfurt können mit einer Brückenauer Straße glänzen. Dafür das 215 Kilometer entfernte Köln.
Die nach der Kurstadt benannte Straße liegt im Stadtteil Höhenberg, in einem bayerisch-hessisch-thüringischen Viertel.
Im „Kölner Straßennamen-Lexikon“ eines Rüdiger Schünemann–Steffen steht, dass die Straße am 2. Mai 1938 nach Brückenau benannt wurde. Warum, erschließt sich aus der Quelle nicht.
Das städtische Amt für Liegenschaften und Kataster kann da auch nicht weiterhelfen. Es ist ja auch eine kleine Straße, nur 134 Meter lang.
Und es gibt witzigerweise keine Hauseingänge und -nummern. Die liegen alle zur benachbarten Fuldaer und zur Kissinger Straße. Aber Kinder haben in der Brückenauer Straße in Köln viel Platz zum Spielen.
Übrigens: In der französischen Partnerstadt gibt es einen Boulevard de Bad Bruckenau. Woran das wohl liegt?