Es ist einiges anders in diesen Tagen, auch bei der Wahl. Wegen des Corona-Virus gibt es keine Wahlparty im Bürgerbüro. Keine Kandidaten, die bangen Blickes auf eine Leinwand starren, keine Zuschauer und Gratulanten und wohl auch keinen Blumenstrauß. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) ist dennoch im Rathaus. „Das wird eine knappe Kiste“, sagt sie, als die ersten Ergebnisse aus den Ortsteilen vorliegen. Die Kandidaten, die sich um ihre Nachfolge beworben haben, liegen dicht beieinander – wobei CSU-Mann Jochen Vogel leicht führt. Kurz vor 19 Uhr trifft Vogel mit seiner Frau Claudia auf dem Marktplatz ein. „Es war ja davon auszugehen, dass es spannend wird“, sagt er. Er selbst habe im Vorfeld nicht abschätzen können, wie sich die Situation in Bad Brückenau darstellen würde.
Das Büro der SPD in der Fußgängerzone ist dunkel. „Wir sind alle zuhause“, erklärt Jan Marberg. Einige aus seinem Team hätten sich auch ohne Corona eine Erkältung zugezogen. „Ich gehe davon aus, dass ich nicht in die Stichwahl komme“, sagt er. Da sind sechs von zehn Stimmbezirken bereits ausgezählt und Marberg liegt mit 30,74 Prozent knapp hinter Dirk Stumpe von der PWG. Nur wenige Minuten später wird das Bild noch klarer: Acht von zehn Bezirken sind ausgezählt, Vogel führt mittlerweile mit 44,77 Prozent. Stumpe liegt immer noch knapp vor Marberg. Der langjährige Bad Brückenauer Stadtrat ist auf dem Weg zum „Da Rocco“ auf dem Marktplatz. Da steigt dann doch eine kleine Wahlparty. Die PWG hat reserviert, auch wenn nicht alle aus dem Team wegen Corona kommen, wie Stumpe erzählt. Kurz vor 20 Uhr steht das vorläufige Ergebnis der Bürgermeisterwahl fest. In kleiner Runde haben sich sowohl CSU als auch PWG im Italiener versammelt. Jochen Vogel führt deutlich mit gut 45 Prozent. Bis zuletzt war ihm die Spannung anzumerken. Für den Endspurt kündigt er einen Flyer an. „Wegen der aktuellen Situation wird es keine Wahlveranstaltungen mehr geben“, macht er klar. Mit fast 30 Prozent wird Dirk Stumpe gegen Vogel ins Rennen gehen. Er zeigt sich enttäuscht darüber, dass der Abstand zwischen Vogel und den beiden anderen Kandidaten am Ende doch so eindeutig ist. „Ich hätte gedacht, dass das Ergebnis knapper ausfällt“, gibt er zu. Auch er will auf Wahlveranstaltungen bis zur Stichwahl verzichten, seine täglichen Beiträge auf Facebook führe er aber fort. „Für das Bürgermeisteramt hat es nicht gereicht, aber vielleicht können wir im Stadtrat für Veränderung sorgen“, zeigt sich Marberg als guter Verlierer. Er habe den Bürgern ein Angebot gemacht, das aber nicht angenommen worden sei. Dennoch wolle er sich weiter mit vollem Einsatz als Kulturamtsleiter einbringen.