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Hammelburg: Bei der Bocksbeutel-Rallye unterwegs

Hammelburg

Bei der Bocksbeutel-Rallye unterwegs

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    Die Wertungsprüfung in Machtilshausen löst Alfred Haas fast auf den Punkt genau. Sein Auto bleibt mit dem rechten Kotflügel 83 Zentimeter vom Holzgatter entfernt stehen. Vorgegeben ist ein Zielabstand von 80 Zentimetern. Haas hat sein Auto gut manövriert, obwohl es keinen rechten Außenspiegel hat. "Der war damals nicht üblich", sagt er.

    Das Armaturenbrett gibt sich ebenfalls spartanisch. Mit Ausnahme der vier Kippschalter fürs Licht fehlt jeder, heute übliche technische Schnickschnack. Dafür ist das Auto sehr übersichtlich geraten.

    Mit einem NSU 1000, Baujahr 1967, 40 PS, ist Haas bei der Bocksbeutel-Rallye gestartet. Trotz des Kleinwagen-Formats steckt ein sportlicher Charakter in dem Auto. Daher reißt es seine Klappe auch etwas auf - seine Heckklappe. Sie steht immer eine faustbreit offen. Denn darunter verbirgt sich der Motor, der bei dem Modell hinten platziert ist. "Der Motor wird luftgekühlt. Damit sich keine Stauhitze bildet, steht die Heckklappe offen", erklärt Haas.

    Er beteiligt sich zum dritten Mal an der Bocksbeutel-Rallye des AMSC Hammelburg. Haas, früher langjähriger Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg, leitet selbst seit Jahrzehnten einen Motorsportclub. Er ist Vorsitzender des Motorsport Racing-Teams Freiamt. Haas weiß, was sich die Teilnehmer einer solchen Rundfahrt wünschen. Daher lobt er die Streckenführung durch die schöne Landschaft - auch wenn von ihr an dem Samstagvormittag nicht viel zu sehen ist. Der für die Jahreszeit typische Nebel verdeckt die Aussicht.

    Der 67-Jährige, der sich ob seiner Statur hinter das Lenkrad quetschen muss, steuert den Wagen flott über die kurvigen Nebenstraßen und landwirtschaftlichen Wege. Auf der Strecke kann er seine Erfahrung ausspielen: In den 1970er Jahren fuhr er mit der Automarke Berg- und Slalomrennen, sagt Haas.

    Damals habe er fast jedes Wochenende mit herumschrauben verbracht. Der Motor lässt sich gut ausbauen, alles ist übersichtlich und aufs Wesentliche reduziert. Und Haas ergänzt einen wichtigen Aspekt: "Das Auto lässt sich leicht tunen." Die 40 PS ließen sich leicht in die Höhe schrauben, auf bis zu 80 PS. Dafür müsse zum Beispiel die Zylinderkopfdichtung flacher gestaltet werden.

    Aber selbst mit seinen 40 PS zeigt der blaue NSU, was in ihm schlummert. Wendig und spurfest nimmt er die Kurven und beschleunigt gut - kein Wunder bei nur etwas über 600 Kilogramm Gewicht. Die etwa 60 Kilometer pro Stunde fühlen sich auf den kurvigen Feldwegen wesentlich schneller an. Denn es gibt keine Gurte. Der Sitz bietet mit seiner kurzen Rückenlehne auch nicht viel Halt, er würde sich eher in einem Hippster-Café zum Rumlümmeln eignen.

    Bei der Mittagspause in Obererthal scherzt Haas in der Rund seiner Kollegen aus dem baden-württembergischen Motorsportclub, die bei der Bocksbeutel-Rallye mit dabei sind, über seinen Beifahrer: Der wisse nicht, wo er sich festhalten solle.

    Da hat sich die Sonne bereits gegen den Dunst durchgesetzt. Bestes Oldtimerwetter steht für die zweite Runde an. Die wenigen Kilometer von Obererthal nach Hammelburg bieten einen Vorgeschmack darauf. Haas folgt drei Oldtimer-Motorrädern zum Marktplatz.

    Als er in der Schlange auf die nächste Wertungsprüfung wartet, beugt sich ein Passant zu seinem Seitenfenster. "Das war mein erstes Auto", sagt er. Er lächelt. Bevor Haas den Wagen weiterrollen lässt, fragt der Passant nach der PS-Zahl und meint, wie toll doch das Auto sei.

    Platz 1 bei den Automobilen und den Gesamtsieg der Bocksbeutel-Rallye errangen Michael Schmid, Renate König und Konstantin Steyer mit einem Opel Diplomat, Baujahr 1969. Sie absolvierten alle Prüfungen am besten. Bei den Motorrädern ohne Seitenwagen gewannen Gerd Schmitt und Juliane Goldstein und bei den Motorrädern mit Seitenwagen Peter Murmann und Simone Schlicker-Murmann.

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