Schöne heile Welt. Die Sonne scheint auf die Musterhäuser im perfekt gepflegten Ausstellungsgelände. Tulpen und Flieder blühen in der Nähe des kleinen Kinderspielplatzes. Am liebsten würde man gleich einziehen in die Idylle. Seit 1952 sind hier etwa 30 000 Fertighäuser produziert worden.
Haus für halbe Million
Die Besuchergruppe schlendert durchs Gelände. Geschäftsführer Marco Hammer erklärt, dass bis Oktober Aufträge vorhanden sind, dass 300 bis 400 Häuser pro Jahr gebaut werden. Das sind zwar weniger als früher, aber häufig ist der Auftragswert deutlich höher. Häuser für 400 000 bis 500 000 Euro seien keine Seltenheit mehr, sagt technischer Leiter Lorenz Düsterdiek: „Eine Million ist bei uns kein Aufreger mehr.“
Zig Mal lobt er während des Rundgangs durch die Produktion die Mitarbeiter: „Es geben alle wirklich Vollgas.“ 325 sind es aktuell, im vergangenen Jahr hatte Hanse Haus 25 Stellen abgebaut, davon waren 18 betriebsbedingte Kündigungen. Auch Kurzarbeit hatte es im Winter gegeben, aber das sei wegen des strengen Winters beinahe normal, so Jan Beermann, der Leiter Unternehmenskommunikation. Jetzt ist Normalschicht angesagt, heißt es auch Nachfrage des Landrats.
„Wir versuchen, alles im Unternehmen selbst zu machen“, erklärt Düsterdiek. Nur so sei Hanse-Qualität gewährleistet. Es gibt acht Ausbildungsberufe im Haus und derzeit 31 Auszubildende. Hanse Haus hat am liebsten selbst ausgebildete Mitarbeiter: „Die leben dann Hanse Haus.“ Die meisten kommen aus den umliegenden Gemeinden, viele bleiben ein Berufsleben lang, oder Familien arbeiten schon in zweiter Generation bei Hanse.
Da passt es, dass am Tag des Landratsbesuchs auch ein Ruheständlertreffen im Haus ist. Auch da ist die Stimmung gut. Einer ist unter den Pensionisten, der Hanse Haus kennt wie kein Zweiter: Alfred Wiesner war bis 2003 Geschäftsleiter. Er war 40 Jahre im Unternehmen, hatte maßgeblich daran mitgewirkt, dass der Hauptsitz nach Oberleichtersbach kam und geblieben ist.
Wer glaubt, Fertighaus sei nichts für Individualisten, wird bei Hanse Haus eines Besseren belehrt. Alle möglichen Architektenpläne hat das Unternehmen schon verwirklicht. Durch die größere Nachfrage aus dem Ausland ist es noch wichtiger, sehr unterschiedliche Typen bauen zu können: „Ob das ein spanisches, ein irisches Haus ist – jeder will es anders haben“, sagt Düsterdiek.
Etwa 40 Prozent der Aufträge sind inzwischen Häuser für Spanien, Irland, England. Auch für Frankreich hat Hanse Haus jetzt die technische Zulassung erhalten und unternimmt dort die ersten Gehversuche. Hoffnung setzt das Unternehmen auch in den italienischen Markt. All das ist nötig, weil in Deutschland die den Nachfrage weiter sinkt.
Das erste Passivmusterhaus
Ein neues Geschäftsfeld ist das Passivhaus. In der Produktionshalle warten schon die Teile für das ehrgeizige Projekt beim Tag der offenen Tür am 17. Mai. Um 8 Uhr beginnt auf dem Ausstellungsgelände der Aufbau des Passivhauses. Am Abend soll das erste Passivmusterhaus am Buchrasen stehen.