Den Armen, Obdachlosen und Bettlern – kurz gesagt: den „Hamperern“ – galt Kapuzinerbruder Egdons Leben der tätigen Nächstenliebe in den Klöstern Eichstätt und Aschaffenburg. Am 5. Mai 1911 war er unter dem bürgerlichen Namen Franz Seraph Lermann in Schwärzelbach geboren worden.
Zum 100. Geburtstag des 1996 Verstorbenen wurde nun eine Gedenktafel am Lermann-Haus in Schwärzelbach feierlich enthüllt. Pfarrer Michael Erhart segnete die Tafel in einer kleinen Feierstunde nach dem Gedenkgottesdienst. „Herr, gib uns mehr Leute wie diesen Bruder Egdon“, bat der Pfarrer.
Bürgermeister Jürgen Karle dankte der ansässigen Familie Seelmann für die Spende der Tafel. Die Gemeinde Wartmannsroth sei stolz auf ihren berühmten Sohn „Egdon“ Franz Seraph Lermann.
„Ich bewundere Egdons Einfachheit und verehre ihn als lobenswertes Beispiel für christliche Nächstenliebe“, hielt als Zeitzeuge Kapuzinerpater Hadrian aus Ingolstadt seinen Glaubensbruder hoch in Ehren. Schon 1951, als er damals in Eichstätt studierte, habe er Bruder Egdon kennen und schätzen gelernt.
Als weiterer Zeitzeuge enthüllte Hermann Holzbauer, der Leitende Direktor a. D. der Eichstätter Universitätsbibliothek, die Gedenktafel. „Mir sind die beiden Kapuzinermönche, Bruder Egdon und Pater Marius, noch gut in Erinnerung“, sagte Holzbauer. Egdon, der gelernte Malerhandwerker, und Marius, der ehemalige Bäcker, seien die Domtürme Eichstätts gewesen.
„Denn die Liebe kann ja nicht sterben“, titulierte Manfred Wollner sein kürzlich erschienenes Buch über Bruder Egdon, in dem zum Beispiel auch auf die Geschichte von Schwärzelbach eingegangen wird. Bruder Egdon stufte er in seiner rund 180-seitigen literarischen Betrachtung als „Pförtner zwischen Kloster und Welt“ ein.
Als Bruder Egdon seinen Dienst im Kapuzinerkloster Aschaffenburg verrichtete, hatte Wollner ihn näher kennengelernt. Wollner berichtet von Egdons tiefer und unerschütterlicher Frömmigkeit. „Ich sammelte damals Egdons Blätter, Gebete und offene Briefe“, verriet Wollner. Sein Buch habe er ganz bewusst mit dem Erscheinungstag 5. Mai 2011 datiert. „Ich freue mich, dass es pünktlich fertig wurde“, so Wollner.
„Wir waren sehr miteinander verbunden“, bestätigt Egdons Halbschwester Helga Trimbach, die in Thulba wohnt. Sie ist 20 Jahre jünger als Egdon und die einzige Überlebende der sechs Geschwister aus der Lermann-Familie. Heuer wolle sie noch nach Altötting reisen, um Egdons Grab zu besuchen. „Er aß gerne Nusskuchen“, erinnert sich Helga Trimbach. Ansonsten sei er äußerst genügsam gewesen.