Im ehemaligen Bahnhof Rottershausen wohnt und arbeitet Arnold Stapf. Der Künstler stellte sein Domizil am Tag des offenen Denkmals interessierten Besuchern vor.
Dass der Bahnhof dem gebürtigen Rottershäuser ans Herz gewachsen ist, ist allzu verständlich: Hier lebte er schon als Kind, denn sein Vater war einst Fahrdienstleiter, die Familie wohnte im ersten Stock zusammen mit einer weiteren Eisenbahnerfamilie und insgesamt sechs Kindern. Die zweite Etage stand dem Bahnhofsvorstand zur Verfügung.
1984 kaufte Stapf sein in den 1870er Jahren entstandenes „Elternhaus“ und frönte hier zunächst seinem Hobby als Maler und Bildhauer, während er hauptberuflich bei IBM in Schweinfurt arbeitete. Die Kunst aber hatte es ihm von klein auf angetan. Von 1979 bis 1982 studierte er Malerei und Zeichnen an der Kunstschule Huss in Dachau. Viele Anregungen und Ideen entwickelte er seither als Autodidakt; vor allem in den vergangenen fünf Jahren, seitdem er sein Hobby zum Hauptberuf gemacht hat. Der Bahnhof, in dem er mit seiner Frau wohnt, und das Umfeld bieten ihm ideale Bedingungen.
Der Bau blieb nach der Übernahme nahezu unverändert, nur im Erdgeschoss baute er ein paar größere Fenster ein, um bessere Lichtverhältnisse zu schaffen. Geblieben sind die hohen Räume, die Fußböden aus Parkett und Kleinfliesen, die wunderbare Eichentreppe.
Zwei Ateliers
Im Erdgeschoss, einst Schalterhalle und Wartesaal, hat er zwei Ateliers, nämlich eine Holzbildhauer- und eine Glaswerkstatt, in der er neuerdings auch mit Beton arbeitet. Hier steht auch der Schmelzofen, zu dem ein größerer kommen soll. Holz oder Beton mixt er gerne mit Glas zu interessanten Kompositionen.
Inhaltlich setzt er sich mit aktuellen Problemen auseinander: Umweltverschmutzung und Umweltschutz, Gentechnik und Genmanipulation. So sitzt auf verkohlten Bäumen eine Gazelle, scheinbar völlig verloren. Dahinter zeigt ein Gemälde Urwald, über dem ein Ballon aufsteigt, als Urheber der Misere. Die bemalte Holzplastik „Knäuel“ lässt den Betrachter rätseln, welche Finger zu welcher Hand gehören. Aus alten Eichenbalken blicken Gesichter mit charakteristischen Zügen, Vögel breiten ihre farbenprächtigen Schwingen aus, in einem Baumstamm stecken Glasscheiben, die als Glasharmonium erklingen können, Szenen aus Atlantis wie Glasschatz, Volk und Regent überraschen den Besucher, im Außenbereich warten Figuren aus Holz und Gips.
Er lebt mit der Natur, kein kurz geschnittener Zierrasen, dafür Blumenwiese, Sträucher und Bäume. Vor dem Verschwinden gerettet hat er die alte Bahnwaage: „Die funktioniert noch, wenn auch ungenau“, ist Stapf stolz. Das ehemalige Stellwerk richtet er zu einem weiteren Arbeitsbereich her. Neben Kundenaufträgen widmet er sich Werken, in denen er seinen Ideen und Gedanken Ausdruck verleiht. „Ob er von seiner Kunst leben kann?“ Da kommt ein klares Nein. „Ich zehre noch von meiner Abfindung. Meine Frau verdient dazu“, erzählt er freimütig. „Außerdem leben wir recht einfach, ohne großen Luxus.“