Wer zum Brauereigasthof am Wittelsbacher Turm will, braucht entweder Ortskenntnis oder ein Navi: Das schmucke Gasthaus mit riesigem Biergarten liegt am Ende der Straße hinter der Kreis-Mülldeponie. Doch der Weg lohnt sich: Geschäftsführer Barbara Apfelbacher (54) und Heribert Wachtl (69) haben im Wald zwischen Arnshausen und Wirmsthal ein lohnendes Ausflugsziel aufgebaut. Und die Vision geht weiter: "Wir haben uns jetzt etabliert, und wollen nun den zweiten Schritt machen", kündigt Wachtl an, dass voraussichtlich im kommenden Jahr für zwei Millionen Euro eine Blockhaus-Hotelanlage hinzu kommen soll.
Das Projekt erinnert an die Wurzeln des Gasthauses: Im Jahr 1908 entstand auf dem Scheinberg neben dem neuen Turm (siehe Geschichte unten) eine Blockhütte zur Bewirtung der Sommerfrischler, die aus Bad Kissingen und anderen Orten kamen. Später wurde eine Gaststätte errichtet. Im Jahr 1999 kauften Apfelbacher und Wachtl das Areal und investierten kräftig: "Vorher war's eine kleine Gaststätte, jetzt haben wir 250 Sitzplätze drinnen und 500 draußen", erzählt Heribert Wachtl. Ende 2002 eröffneten sie die Erlebnis-Brauerei, in der im Winter alle 14 Tage und im Sommer wöchentlich 20 Hektolieter Bier gebraut werden.
Schon damals dachten sie weiter: Im Obergeschoss ist Platz für einen großen Festsaal mit bis zu 700 Plätzen vorgesehen und hinter der Gaststätte sicherten sie sich 20.000 Quadratmeter Grund. 30 modern eingerichtete Blockhütten mit bis zu 180 Betten, ein Gemeinschaftshaus und ein Technikgebäude sollen dort entstehen. Die Planung läuft seit eineinhalb Jahren. "Die Hotelanlage ist für Gäste gedacht, die mit Ruhe und Entspannung in intakter Natur mit dem Komfort eines guten Hotels übernachten wollen", freut sich Barbara Apfelbacher.
Der Bad Kissinger Oberbürgermeister Kay Blankenburg ist begeistert vom geplanten Blockhütten-Hotel am Wittelsbacher Turm: "Es ist toll, was sich da oben entwickelt." Deshalb unterstützt die Stadt das Projekt auch mit einer beschleunigten Bauleitplanung. "Die Stadt war begeistert, weil mal ein anderes Konzept kommt", lobt auch Geschäftsführer Heribert Wachtl die konstruktiven Gespräche im Rathaus. Dass es trotzdem noch mindestens ein Jahr dauert, bis auch wirklich gebaut werden kann, war Wachtl und seiner Geschäftspartnerin Barbara Apfelbacher klar.
Pläne liegen erneut aus
Eigentlich sollten der Bebauungsplan und der geänderte Flächennutzungsplan schon bald beschlossen werden, berichtet Stadtplaner Wolfgang Russ. Dann kam allerdings eine geschützte Grasart, die "Dicke Trespe" dazwischen. Naturschützer haben das Süßgras auf der geplanten Ausgleichsfläche hinter dem Poppenrother Sportplatz gefunden. "Das ist zwar kein großes Problem, aber wir müssen die neuen Pläne jetzt noch einmal öffentlich auslegen", berichtet Russ.
Die Teilfläche bei Poppenroth soll als Ausgleichsfläche aufgeforstet werden: Zwar wird das Bauland für die Hütten westlich des Wittelsbacher Turms nicht gerodet, aber einzelne Bäume im dichten Waldstück müssen weichen. Die Standorte für die einzelnen Hütten sind laut Wachtl bereits festgelegt, sie werden so zwischen große Buchen gebaut, dass der Waldcharakter erhalten bleiben soll.
"Wenn wir die Dicke Trespe nicht gehabt hätten, hätten wir den Bebauungsplan jetzt beschließen können", bedauert Russ die Verzögerung. Denn alle anderen Einwände seien bereits erledigt (siehe Info-Kasten unten). Von privater Seite habe es lediglich Einwände von Eigentümern benachbarter Grundstücke gegeben, die keine Haftung für umstürzende Bäume übernehmen wollten. "Das ist aber nichts dramatisches", berichtet Russ. Geschäftsführer Wachtl ergänzt, dass es Vereinbarungen mit allen Nachbarn gebe.
Baustart in einem Jahr
Die Verzögerung ist für die Geschäftsführer der Brauerei-Gaststätte halb so wild: "Wir wussten sowieso schon vorher, dass wir nicht in jeder Jahreszeit bauen können, weil wir im Landschaftsschutzgebiet liegen", erzählt Wachtl. Für den kommenden Winter seien die Baumfällarbeiten geplant, in gut einem Jahr soll es dann los gehen: Zwei Wohneinheiten soll jedes der 30 Blockbohlen-Häuser haben. Rund 50 Quadratmeter Grundfläche mit einem gemeinsamen Eingang, aber eigenen Bädern sollen für Behaglichkeit sorgen.
120 Betten sind regulär vorgesehen, mit Zustellbetten können bis zu 180 Gäste übernachten. "Uns war es wichtig, dass wir gut zwei Busse unterkriegen", berichtet Wachtl von der Planung. Wie das Hütten-Hotel genau betrieben wird, sei noch offen. "Wir sind da in Vorgesprächen", deutet Wachtl an, dass möglicherweise eine größere Hotel-Kette mit ins Boot geholt werden soll. Bis dahin stehe allerdings noch viel Arbeit an.
Mit einem Hüttendorf habe die geplante Anlage nichts zu tun, stellt Geschäftsführerin Barbara Apfelbacher klar. Das spiegelt sich auch in der Beschreibung wider: "Helles naturbelassenes Lärchenholz lässt die Innenräume gemütlich und doch luxuriös erscheinen." Gebaut werden soll doppelschalig und energiesparend, für Toilette und Dusche haben sich die Planer ein uriges Design überlegt. Im Gmeinschaftshaus soll ein modernes Cafe für die Hotelgäste entstehen, trotzdem ist aber auch der Brauereigasthof der "Wittelsbacher-Turmbräu" ins Konzept integriert - samt dem herrlichen Ausblick auf Bad Kissingen und die Rhön.
Verfahren Die Stadt Bad Kissingen hat für die Blockhaus-Hotelanlage am Wittelsbacher Turm parallel die 18. Änderung des Flächennutzungsplanes sowie den Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Für den Flächennutzungsplan ist der Stadtrat zuständig, der Bebauungsplan wird dagegen im Bauausschuss beraten.
Einwände In beiden Verfahren müssen die so genannten Träger öffentlicher Belange gehört werden. Einige Behörden und der Rhönklub machten Anmerkungen, die bereits abgearbeitet wurden: Auf Nachfrage der Stadtwerke verwies der Stadtrat unter anderem darauf, dass für das Sondergebiet zwei unterirdische Löschwasserzisternen vorgesehen sind. Zurückgewiesen wurde die Kritik des Landesbundes für Vogelschutz, dass die geplante 5000 Quadratmeter große Ausgleichsfläche hinter dem Poppenrother Sportplatz zu klein sei. Die dortige Erstaufforstung sei mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten abgesprochen worden.
Ohne Konsequenzen blieben auch mehrere Einwände gegen Rodungen: Laut Verwaltung werden die Blockhütten zwischen die Bäume gebaut. "Durch die Planung erfolgt keine Beeinträchtigung des Biotops", heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung, und weiter: "Ziel der Planung ist es, den Waldcharakter zu erhalten." Keine Beeinträchtigungen oder Hinderungsgründe sieht die Stadt auch durch das Bau-Denkmal "Wittelsbacher Turm" und bei der Zufahrt vorbei an der Kreismülldeponie. Auch die Belange des Gleitschirmvereins Saaletal, der in dem Gebiet einen Startplatz unterhält, sollen berücksichtigt werden.
Termin Das nächste behandelt wird das Projekt voraussichtlich in der nächsten Sitzung des Bauausschusses am 25. Februar. Danach werden die Pläne erneut öffentlich ausgelegt.