Der Tanz der 63 Paare um den Baum war zweifellos der Höhepunkt des nur alle zehn Jahre stattfindenden Planfestes. Hunderte von Besuchern verfolgten bei trockenem Wetter das Spektakel, das in Rannungen auf eine 230 Jahre alte Tradition zurückgeht.
Schon früh um drei mussten die Planburschen aus den Federn – der eine oder andere mag wohl erst gar nicht ins Bett gegangen sein – um die die beiden Fichten, die später zum Planbaum zusammengeschäftet wurden, im Wald zu schlagen. Damit auch keiner verschlief, war der örtliche Musikverein zum Weckruf angetreten. Um 4.54 Uhr lagen die Bäume – mehr als eine Stunde vor dem Morgenläuten.
Hätten sie es bis 6 Uhr nicht geschafft – das Undenkbare wäre eingetreten. Dann hätten die Verheirateten das Fest ausrichten dürfen, der Sinn des wohl einst als lokaler Heiratsmarkt konzipierten dreitägigen Festes wäre auf den Kopf gestellt worden. So aber blieb alles in der Hand der Junggesellen und der dazugehörigen Mädchen, die noch etwas länger schlafen durften. Erst um 7.30 Uhr wurden sie vergleichsweise sanft vom Geläute einer Schelle geweckt, die durch das ganze Dorf getragen wurde. Um 9 Uhr dann wurden die beiden Stämme mit zwei Lanz-Bulldogs aus den Jahren 1939 und 1956 im Festzug durch das Dorf transportiert – obenauf die Planburschen, von denen viele schon zu so früher Stunde fröhlich die Bierflaschen schwenkten.
Wenn Planfest ist in Rannungen, dann ist Feiertag, dann ist Ausnahmezustand. An den Häusern wehen Fahnen mit dem Dorfwappen, über die Hauptstraße sind Wimpel gespannt. Viele Rannunger waren am Samstag auf den Beinen, als es galt am frühen Nachmittag den dieses Mal 28,5 Meter hohen Baum in die Senkrechte zu stellen. Mehr als drei Stunden brauchten die Männer des Dorfes, um das gut zwei Tonnen schwere Ungetüm in die richtige Position zu bringen. Die Planburschen hatten derweilen viel zu tun mit dem Verkauf und Bier und Zigarren, um die Kasse zu füllen.
Hätte es am Samstag nicht den ganzen Tag geregnet, das ganze Dorf wäre wohl zusammengekommen. Denn viele der Rannunger waren in ihrer Jugend selbst Planburschen oder -mädchen und erinnern sich nur allzu gern an die Tage voller Ausgelassenheit und der strengen Regeln. Da gibt es das Gesundheitstrinken, verschiedene Tänze um den Baum und das Anheften des Plootz an den Stamm. Eine der Regeln sagt aber auch, dass während der drei Tage – Samstag, Sonntag und Montag – niemand arbeiten darf. Selbst wer beim Straßenkehren erwischt wird, muss an den Planverein zur Strafe einen Kasten Bier zahlen. Metzger, Bäcker und Getränkevertrieb wurden ebenfalls nicht verschont. Also ließen die Rannunger die Straße dreckig und gingen selbst zum Feiern. Das störte dann auch am Sonntag die ..... Teilnehmer der Sternwanderung nicht.
Fragt man die jungen Leute, warum sie bei diesem Spektakel mitmachen, bekommt man immer die gleichen Antworten. „Weil es Brauchtum ist und es Spaß macht“. „Das ist Pflichtprogramm“, sagt Laura Büttner, die zusammen mit ihrem Planburschen Michael Schindelmann beim Planfest mitmacht. Beide sind auch in der „planfreien Zeit“ ein Paar und Geburtsjahrgang 1985. Damit zählen sie schon zu den älteren Teilnehmern. „Die Großeltern und Eltern waren schon dabei“, sagt Schindelmann und findet es besonders toll, dass die gemeinsame gut ein Jahr dauernde Vorbereitungszeit und das Feiern ungeheuer zusammenschweißt. Wenn dann am Montag der letzte Tanz getanzt ist, ist noch lange nicht Schluss. Jedes Jahr bis zum nächsten Fest im Jahre 2020 muss der jetzige Planverein den Weihnachtsbaum aufstellen. Und natürlich gibt es da auch wieder gehörig zu feiern.