Der 18-Jährige aus Burgsinn hat gerade in der Sinnflut seine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe begonnen und lernt nun das Schwimmbad bis in den letzten Winkel kennen. Wer zum Team von Betriebsleiter Jürgen Ankenbrand gehört, darf zwar sofort auf die Kameradschaft der Kollegen zählen, muss aber auch tüchtig anpacken.
Gar nicht so leicht, selbst wenn man wie Mühlbauer das Bad schon durch Praktika vor der Ausbildung kennen gelernt hat. "Oben, rund um die Becken und im Saunabereich kannte ich mich schon aus, aber als ich das erste Mal im Keller war, weil ich einen Messwert ablesen sollte, ging das schief - ich habe mich ganz einfach verlaufen bei all diesen Gängen", erzählt er und lacht.
Mittlerweile läuft er so zielsicher wie seine Kollegen an den Rohren, Ventilen und pneumatischen Leitungsschläuchen vorbei, die den Keller des Bades durchziehen wie ein feingliedriges Aderngeflecht. Eines begeistert Steven: die Vielfalt der Aufgaben. "Vor allem die ganze Technik, die hinter so einem Bad steckt, das ahnt man als Gast gar nicht, wenn man die Mitarbeiter nur am Beckenrand oder beim Aufguss in der Sauna sieht."
Aus dieser Perspektive freilich ist die Sinnflut dem "neuen Stift", wie er von den anderen mit Augenzwinkern genannt wird, gut bekannt. Mit seinem Vater war er in den vergangenen Jahren häufig aus Burgsinn zum Ausspannen gekommen. Als er dann in der Zeitung gelesen habe, dass in der Sinnflut ausgebildet werde, habe er sich über den Beruf Fachangestellter für Bäderbetriebe informiert und sei schnell begeistert gewesen.
Allerdings nicht, ohne bei einigen Klassenkameraden in der Realschule auf Skepsis zu stoßen: "Viele haben zuerst gedacht, dass ich sie nur auf den Arm nehmen will und haben ungläubig gefragt: Was, Bademeister willst Du werden? Ich wusste gar nicht, dass man da eine Lehre machen muss", erzählt Steven.
Ernst genommen habe ihn zwar seine Freundin Jacqueline, aber auch da sei Skepsis zu spüren gewesen: "Oh ja, die war zunächst wirklich sehr kritisch eingestellt und hat gesagt: Da siehst Du ja jetzt jeden Tag hübsche Frauen im Bikini oder in der Sauna sogar nackig", sagt Steven.
Aber immerhin sei er ja bereits dreieinhalb Jahre mit Jacqueline zusammen und so habe sie sich schließlich mit ihm über den Ausbildungsplatz gefreut. Eine gute Lehrstelle, wenn man auf die Statistik schaut: Acht Auszubildende hat Jürgen Ankenbrand in den vergangenen acht Jahren geprägt, alle wurden nach der Lehre übernommen.
Was die Azubis in den drei Jahren im Freizeitbad und der Berufsschule in Lindau absolvieren, ist anspruchsvoll - ein Grund, warum mittlerweile hauptsächlich Realschüler den Beruf erlernen. Betriebslehre und Bädertechnik, "Sport- und Spiel-Arrangement" sowie Rettungsschwimmen stehen im Ausbildungsplan.
"Man braucht häufig Physik und Chemie und gutes technisches Verständnis, weil man die unterschiedlichsten Filter-Arten und ihre Funktionsweise durchnimmt und sich mit der Wirkung der Hygiene-Chemikalien beschäftigt", erklärt Luzie Abersfelder, die ihre Ausbildung vergangenes Jahr abschloss und nun Steven häufig zur Seite steht.
Was sie an ihrem Beruf liebe, sei die Abwechslung, schwärmt sie. Es gebe das sportliche Element, die Azubis müssen die Schwimmstile Brust, Kraul, Delfin und Rücken beherrschen, auch ausdauerndes Tauchen. Dazu kommen die technischen Fächer und kreative Elemente, die durch den Wellness-Boom immer wichtiger werden. "Es gehört dazu, einen guten Sauna-Aufguss zu machen, oder auch mal einen Kindergeburtstag im Schwimmbad zu gestalten", erzählt sie. Mühlbauer freut sich schon, das alles zu lernen und auf den Startschuss, wenn die Sinnflut nach der Inspektion wieder ihre Türen für Besucher öffnet.