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BAD NEUSTADT: Bühner kopierte Münnerstädter Gnadenstuhl

BAD NEUSTADT

Bühner kopierte Münnerstädter Gnadenstuhl

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    Lothar Bühner hat eine kleinere Nachbildung des Gnadenstuhls vom Münnerstädter Hochaltar angefertigt.
    Lothar Bühner hat eine kleinere Nachbildung des Gnadenstuhls vom Münnerstädter Hochaltar angefertigt. Foto: FOTO Hanns Friedrich

    (hf) Wenn Museen oder Kirchen Kopien von Kunstwerken Tilman Riemenschneiders brauchen, sind sie bei Lothar Bühner an der richtigen Adresse. Der Bad Neustädter Bildhauer ist anerkannter Kopist seines spätgotischen Kollegens.

    Erst kürzlich hat er wieder einen „Riemenschneider“ fertiggestellt – die Kopie des Gnadenstuhls vom Münnerstädter Altar, gefertigt aus Lindenholz. Allerdings ein Drittel kleiner als das Original. Rund sieben Monate Arbeit stecken in dem Werk. Nun ist es fertig, und der private Auftraggeber kann von sich behaupten, eine echte Riemenschneider-Kopie sein Eigen zu nennen.

    Wie oft der 77-Jährige Riemenschneider-Werke kopiert hat, kann er nicht sagen. Mehr als 50 sind es sicher gewesen. Was sind die größten Herausforderungen bei einer Riemenschneider-Nachbildung? Bühner nennt spontan den Faltenwurf, die Gesichter und Finger, vor allem aber die gelockten Haare.

    Die Haare seien die Hauptarbeit, lacht er, und zeigt auf die Lockenpracht des Adam, eine Nachbildung von der Würzburger Marienkapelle. Auch die Haare des vom Kreuz abgenommenen Christus beim Münnerstädter Gnadenstuhl waren schwierig nachzubilden. „Was schwierig ist, das reizt mich am meisten, und das sind eben die Haare, und so fallen sie auch aus“, sagt Bühner und nimmt mit seinem Schnitzmesser an einer Locke ein Stückchen ab.

    Größte Kopie: Magdalenenaltar

    Eine seiner größten und zeitaufwändigsten Kopien war der Münnerstädter Magdalenenaltar, den Tilman Riemenschneider in den Jahren 1490 bis 1492 geschaffen hat. Hier hat er die Magdalena mit den sechs Engeln gefertigt, die vier Evangelisten im unteren Altarbereich sowie die zwei Tafeln links, die das Gastmahl des Simeon zeigen, sowie das Noli-me-tangere (Rühr mich nicht an). Dies ist eine kleine Schatulle, ähnlich wie sie im Domschatz von Aachen aufbewahrt wird.

    Über Jahre hinweg hat Bühner an diesem Altar gearbeitet und hatte oftmals auch die Originaltafeln zu Hause, von denen er mit dem sogenannten Storchenschnabel Millimeter für Millimeter die einzelnen Figuren auf die zu fertigende Kopie übertrug.

    Von den Fertigkeiten des Rhöner Bildhauers ist auch die Leiterin des Mainfränkischen Museums Würzburg, Claudia Lichte, fasziniert. Das Erstaunlichste sei, dass Bühner mittlerweile den Stil des spätgotischen Meisters so verinnerlicht habe, dass er aus freier Hand Riemenschneider nachschnitzen kann. Und zwar nicht nur, indem er eins zu eins nachschnitzt, sondern im Sinne Riemenschneiders auch neue Figuren entwickeln und aus dem Holz herausarbeiten kann. Genau das hat der Künstler beim Münnerstädter Altar bewiesen. Hier hat Bühner eine Lücke im Altar gefüllt, an der einst eine Madonna stand. Bilder oder zumindest Bruchstücke vom Original gab es nicht.

    Von Bühner gefertigte Kopien findet man in vielen Museen Deutschlands, unter anderem in München, Berlin und natürlich im Mainfränkischen Museum Würzburg. Museumsleiterin Lichte erinnert daran, dass das Mainfränkische Museum Würzburg auch einige Stücke Riemenschneiders in der Sammlung hat, wobei einige Stücke teils ergänzt werden mussten. Da sei der Bad Neustädter Bildhauer eine der ersten Adressen gewesen, die angefragt wurde, weil er tatsächlich im Sinne Tilman Riemenschneiders schnitzen kann. Lichte: „Ich denke, das ist eine Besonderheit, die wirklich Lothar Bühner auszeichnet, und dementsprechend hat er ja auch seinen Ruf weltweit.“

    Im Blickpunkt

    Gnadenstuhl Dieser Begriff bezeichnet einen Darstellungstypus der Trinität (Dreifaltigkeit) in der christlichen Kunst. In den meisten Fällen besteht die Darstellung aus drei Elementen: Christus am Kreuz (Kruzifix), heiliger Geist (symbolisiert durch eine Taube) und Gottvater auf dem himmlischen Thron, der das Kruzifix mit dem Gekreuzigten hält. In Münnerstadt schnitzte Tilmann Riemenschneider Gottvater mit seinem toten Sohn. Der Typus des Gnadenstuhls findet sich vor allem in den Kunstepochen Romanik, Gotik und Barock, also in den Jahren 1000 bis 1600.

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