„Am 15. April 1954 wurde der Traktor zugelassen“, sagt der stolze Besitzer Thomas Heinle und strahlt. Mit seinen 16 PS ist der Dieselschlepper zwar im Vergleich zu Landmaschinen heutiger Bauart recht schwach auf der Brust, aber immer noch alltagstauglich. „Ich bin immer noch regelmäßig mit dem Eicher unterwegs. Auch Holztransporte funktionieren damit einwandfrei.“ Wenn es allerdings an schwierige Aufgaben im unwegsamen Gelände geht, dann weicht Heinle auf moderne Bulldogs aus.
„Man kann dem Gefährt natürlich nicht mehr alles zumuten.“ So funkelnd und einsatzbereit wie heute stand der „Eicher EKL 3 B“ aber nicht immer da. Ende der 80er Jahre wurde der Traktor, der aus elterlichem Besitz stammt, abgemeldet. In den Folgejahren fristete der kleine Eicher ein kümmerliches Dasein. „Wie so viele alte Traktoren auch, stand er eben in der Halle in einer Ecke herum und verstaubte“, sagte der Besitzer. 2003 entschloss sich Heinle, der beruflich viel mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu tun hat, den Eicher aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. „Der Eicher sah natürlich nicht mehr taufrisch aus. Das lange Einlagern hat dem Gefährt nicht so gut getan.“ Und so begann Heinle in liebevoller und stundenlanger Kleinarbeit, den Eicher-Bulldog auf Vordermann zu bringen. „Das Fahrzeug brauchte neue Lager, neue Bremsen und viele weitere Kleinteile.“ Zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2004 wurde der Bulldog dann wieder zugelassen und regelmäßig in Betrieb genommen. „Seitdem ist der Eicher wieder voll im Einsatz. Und das alles ohne große Probleme.“
Fahrt zu Oldtimer-Treffen
Das ursprüngliche BRK-Nummernschild konnte der Besitzer aber nicht mehr verwenden: „Das Fahrzeug war leider schon so lange abgemeldet, dass ich das frühere Kennzeichen nicht mehr zugelassen bekam. „Zwar könnte Heinle heute wieder ein BRK-Kennzeichen bekommen, aber der historische Wert des alten Nummernschildes ist nicht mehr gegeben. Nach der monatelangen Restaurierung des Traktors begann er auch, mit dem Fahrzeug zu Oldtimer-Treffen und diversen Veranstaltungen rund um historische Landmaschinen zu fahren. „Der luftgekühlte Langhubmotor ist schon eine Seltenheit. Man bekommt sehr viel Leistung aus nur einem Zylinder. So etwas wird heute natürlich überhaupt nicht mehr gebaut.“ Durch die Luftkühlung ist das blaue Gefährt sogar bei tiefstem Frost im Rhöner Winter einsatzfähig: „Das ist ja das Gute daran, es kann überhaupt nichts einfrieren.“ Weil die Begeisterung für historische Traktoren in der Rhön stark ausgeprägt ist, möchte Heinle am 28. Juni dieses Jahres das erste Eicher-Treffen in Oberwildflecken organisieren. „Das habe ich mir schon so lange vorgenommen. Aber jetzt zum 60. Geburtstag meines Traktors, muss das endlich in die Tat umgesetzt werden.“ Zu dem Treffen sollen allerdings nicht nur Eicher-Traktoren, sondern auch andere historische Vehikel kommen dürfen. „Hier in der direkten Umgebung von Wildflecken sind noch rund zehn Eicher-Traktoren im Einsatz. Das Fahrzeug kann man also wirklich nicht kaputt kriegen. Es ist robust und unverwüstlich.“
Geplant ist für den Juni dann auch eine Kreuzberg-Rundfahrt mit den historischen Gefährten.
Rundfahrt zum Kreuzberg
Bei der Errichtung des neuen Gipfelkreuzes auf dem Kreuzberg habe er bereits Zustimmung von den Patres bekommen: „Die sind für solche Aktionen immer aufgeschlossen.“ Möglicherweise könnte sich die Rundfahrt auch mit einer Fahrzeug-Segnung auf dem Kreuzberg verbinden lassen: „Ich habe da schon verschiedene Ideen.“ Ein kleines Problem vereint die Eicher-Freunde in aller Welt allerdings: „Die Firma gibt es ja leider nicht mehr. Daher ist es natürlich ganz schwer, überhaupt an Ersatzteile oder Originalteile heranzukommen.“ Da Heinle sämtliche Zeichnungen, Stücklisten und Pläne zu seinem Traktor auftreiben konnte, lässt er bei einem Defekt die Teile entsprechend den Skizzen nachbauen. „Ich kenne da Jemanden, der sich für so etwas begeistern kann. Andernfalls wäre so etwas ja unbezahlbar.“ Für den Wildfleckener Heinle, der eigentlich aus Platz stammt, gehören die Eicher-Traktoren zur Rhön wie der Sendemast auf dem Kreuzberg: „Man hat sich irgendwie an den Anblick gewöhnt.“ Bis zum Eicher-Treffen im Juni gibt es jedenfalls noch einiges zu tun: „Dann also mal los“, sagt Heinle, schwingt sich auf seinen Eicher-Traktor und fährt zum Holz-Machen.