Bad Kissingen (we) In seinen letzten 28 Jahre lebte und arbeitete der Bildhauer Bernhard Graf von Bylandt Rheyth in Bad Bocklet und Aschach. Doch so richtig bekannt war er nur einem ausgewählten Kreis. Zu seinem 100. Geburtstag blickte Dr. Harald Knobling auf das bewegte Leben des Künstlers zurück, für den seine Steinskulpturen wie "Kinder" waren.
Das 21. Bad Kissinger Archivgespräch widmete Peter Weidisch den "Visionen eines Künstlerlebens", wobei er mit Dr. Harald Knobling einen profunden Kenner des im Jahre 1998 verstorbenen Bildhauers gewann. Der Referent ist Kunsterzieher und Dozent, Autor zahlreicher Veröffentlichungen und Mitglied in mehreren Gremien - u. a. auch Vorstand der Bylandt-Skulpturen-Stiftung Schloss Moyland (NRW).
Dass die tonnenschweren Skulpturen und die monumental-wirkenden Miniaturen dort noch in Container schlummern, ist für ihn der Wermutstropfen. Die Stiftung wurde noch zu Lebzeiten von Graf von Byland-Rheyth gegründet, wenn auch mit Hindernissen. Viele enge Vertraute widmeten sich dem Ziel, das Werk-Ensemble als "Stein-Familie" zu erhalten.
Für das Schloss Moyland, welches das Joseph-Beuys-Archiv enthält, existieren Pläne für eine "Tempel-Vision", die für eine ständige Ausstellung der Werke von Bylandt-Rheydt gebaut werden soll - bislang fehlt jedoch das Geld dafür.
Die Begabung und künstlerischen Interessen des Künstlers wurden in früher Kindheit erkannt. Bereits mit 19 hatte er sein Kunststudium abgeschlossen. Der Malerei war von Bylandt-Rheydt stets verbunden, auch wenn sie im Schatten der Bildhauerei stand. Der zweimal verheiratete Künstler fand sein Profession nach dem Zweiten Weltkrieg, als er sich in Chieming niederließ. Die dortigen Kiesgruben wurden für ihn zum "Freiluft-Atelier". In dem harten, formschönen Granit sah er eine "urzeitliche Schönheit", die er besessen bearbeitete.
Das asketische, spartanische Leben hatte 1958 ein Ende, als er überraschend an die Kunsthochschule Kassel gerufen wurden, als "Professor mit eigener Klasse". Nachdem er 1970 emeritierte, zog er nach Bad Bocklet. Dort und an der Ost- bzw. Nordsee fand er wieder die Steine, die er mit Ausdauer und Disziplin bearbeitete.
In der bildhauerischen Würdigung erläuterte Dr. Knobling, dass der Bildhauer den gebrochenen und gesägten Stein als "kalt und leblos" abgelehnt hat. Die Arbeiten entstanden im Dialog mit dem Stein, wobei der Stein zum Mittler für die Vorstellung von Bylandt-Rheydt wurde. Die Formgebung war archaisch, mit einer reduzierten, klaren Struktur. Im Mittelpunkt der Darstellung stand der Mensch - oft allein, gelegentlich als Paar in unterschiedlichen Konstellationen.
Wichtig war für den Künstler, dass der Stein auch als Skulptur seinen Felsen-Charakter behält. Dabei arbeitete er mit Kanten und Abbrüchen, mit Dreiecken und Durchbrüchen, mit Parallelen und kubischen Formen. So entstand ein vielfältiges Formenrepertoire. In seinem Schaffen war von Bylandt-Rhyedt konsequent und selbstkritisch, mitunter bis zur Vernichtung oder dem Vergraben der Skulptur, wenn sie nicht mehr seiner Vorstellung entsprach. Nur trennen konnte er sich nicht von seinen "Kindern", die wie zur ständigen Zwiesprache auf dem "Stein-Platz" standen und gelegentlich Jahre später nochmals bearbeitet wurden.