Die Sommerstimmung ist futsch: Peter und Katja Schmitt schließen ihr Café am Markt. Wer im Moment dort noch am Morgen ein Frühstück genießt, am Nachmittag ein selbstgemachtes Eis leckt, tut es mit einem komischen Gefühl.
Bald ist es nicht mehr möglich, der zentrale Treffpunkt wird fehlen. Schon Ende August werden Tische, Stühle und Sonnenschirme verschwinden. Bisher hat sich noch kein Nachfolger für Schmitts gefunden.
„Die Leute müssen einfach nicht mehr in die Stadt“
Peter Schmitt Konditormeister und Cafébesitzer
Zentraler als in Brückenau kann ein Marktplatz nicht liegen: In der Mitte der zur Fußgängerzone ausgebauten Ludwigstraße rahmen das Rathaus und Geschäfte den gepflasterten Platz ein. Und dennoch kann das einzige direkt am Marktplatz gelegene Café nicht bestehen.
„Die Leute müssen einfach nicht mehr in die Stadt“, sagt Peter Schmitt. Viele erledigen ihre Einkäufe bei den großen Märkten am Stadteingang, ein Bummel durchs Städtchen fällt aus – weil keine Zeit ist, weil es zu wenig Geschäfte oder ein unpassendes Sortiment gibt oder weil viele nicht mehr so einfach Geld ausgeben für den kleinen Luxus wie eine Tasse Cappuccino.
Zehn Jahre haben Schmitts Brückenauern und Gästen Kaffee und selbstgemachten Kuchen serviert, erst im früheren Café Stumpf, seit gut drei Jahren im Café am Markt. Die Einrichtung mit großer Kuchentheke, Kaffeebar und 80 Innenplätzen haben sie angeschafft, weil sie für länger geplant hatten. Aber was sich seit dem Winter abzeichnet, führt jetzt zur Geschäftsaufgabe.
„Du kriegst die Kosten nicht rein hier in Bad Brückenau“, sagt Schmitt und betont zugleich, dass die Miete für das Café angemessen und fair sei. Aber alles andere ist teurer geworden, Schmitt spricht von einer Kostenexplosion seit vergangenem Jahr.
Jetzt kommt dazu, dass eine Reihe Geschäfte in der Innenstadt schließt, und Schmitt befürchtet dadurch noch weniger Laufkundschaft. Elektro Kriebsch hat seinen Laden in der Ludwigstraße bereits zugemacht. Die Leder-Truhe soll am Jahresende schließen, das Stoffhaus Assmann macht ebenfalls zu. Pläne zur Veränderung hegt auch Sport-Kötzner am Marktplatz. Die Zoohandlung Pauly hört Ende des Monats auf.
„Es ist eigentlich ein schönes Städtchen“, sagt Schmitt, der künftig seine Kuchen und Torten in der Bäckerei in Oberleichtersbach verkauft. „Es sind leider nicht genug, die das so empfinden“, fügt er an. Für ihn geht die Geschäftszeit in Brückenau am 31. August zu Ende, sollte sich vorher jemand finden, der das Café übernimmt, hört er gern früher auf.
„Man darf nicht davon ausgehen, was jetzt zu macht, bleibt für immer zu“
Forum-Chef Adolf Dörflinger
Die Schließungen machen es für alle in der Innenstadt schwieriger, sagt Adolf Dörflinger, der Vorsitzende des Forums. Aber schwarz sieht er deswegen nicht, sonst hätte er nicht im Mai die Leitung der Brückenauer Werbegemeinschaft übernommen.
„Man darf nicht davon ausgehen, was jetzt zumacht, bleibt für immer zu“, sagt Dörflinger. Schließungen habe es auch früher gegeben. Das Forum ist dabei, den Grünen Markt am Samstag auszubauen, holt sich Rat beim Einzelhandelsverband und baut Kontakt zu einer Beratungsgesellschaft auf. Das greift nicht kurzfristig, weiß Dörflinger, aber er und seine Mitstreiter wollen etwas tun: „Wir müssen enger zusammenrücken. Gemeinsam können wir mehr erreichen.“