Als Martina Fröhlich-Wehner 1984 in einer Münnerstädter Metzgerei zu lernen anfing, hatte sie zunächst keine hochfliegenden Pläne. Heute ist die 47-Jährige Chefin des Rewe-Lebensmittelmarkts mit 38 Angestellten in Maßbach und plant gerade die Erweiterung des Discounters. Zugeflogen ist ihr diese Position nicht, stellt sie sachlich fest. Aber es macht ihr offensichtlich alles sehr viel Spaß, denn ihre Augen leuchten beim Erzählen – selbst dann, als sie die Mühen ihrer Arbeit schildert.
Nach der Lehre als Fleischereifachverkäuferin arbeitete die geborene Großwenkheimerin und heutige Wahl-Rannungerin ab 1987 ein Jahr lang in der Metzgerei des Rewe-Discounters in Stadtlauringen. Dort äußerte sie irgendwann im Gespräch mit dem Chef, dass sie gern noch mal etwas anderes machen würde.
Lange dauerte es nicht, bis der Marktleiter ihr vorschlug, die Ausbildungsseminare zum „Marktleiter-Assistenten“ zu besuchen. Die Grenzöffnung im Jahr 1989 wälzte dann auch ihr Leben völlig um: Der Chef war plötzlich vorübergehend weg, weil er in der Rhön eine neue Filiale eröffnen sollte, denn es gab dort auf einmal jede Menge Menschen, die einkaufen wollten. „Ich bekam früh einen Anruf, dass ich den Stadtlauringer Markt nun für einige Zeit übernehmen muss.“
Die damals 20-Jährige atmete tief durch und machte sich an die Arbeit. Freilich hatte sie aus ihren Seminaren schon theoretisches Rüstzeug in Sachen Führung mitbekommen, aber in der Praxis sieht oft Vieles anders aus. „Da hab ich das Schwimmen echt schnell lernen müssen.“
Nach weiteren Jahren in Euerdorf und Arnstein als stellvertretende Marktleiterin und in Maßbach als Marktchefin im Angestelltenverhältnis ging sie 1994 für mehrere Jahre nach Bad Königshofen, um einen neuen Markt aufzubauen.
1999 kam schließlich ihre große Chance: Rewe gab den Maßbacher Markt zur Privatisierung frei. Sie nahm allen Mut zusammen und machte sich am 1. Dezember auf Franchise-Basis selbstständig. Danach war klar: Jetzt ist sie Unternehmerin und hat eigene Mitarbeiter, aber sie muss auch die Verantwortung für Umsatz und Gewinn, für Einkauf und Ausgaben tragen.
„Bereut habe ich es nie“, sagt die 47-Jährige überzeugt. Wenngleich sie zugesteht, dass sie heute gern ein bisschen mehr private Zeit hätte. Das kann man verstehen, zumal Fröhlich-Wehner offensichtlich jemand ist, der sich nicht nur mit dem aktuellen Sortiment beschäftigt, sondern auch die Trends der Zeit zu erspüren sucht. So war sie, wie sie sagt, die Erste in der Rewe-Gruppe, die im Jahr 2000 auf Regionalität setzte und Äpfel aus dem Umland verkaufte. Inzwischen kommen zahlreiche weitere Produkte aus der hiesigen Region. Und wenn die stets heiter wirkende Frau etwas Neues beginnt, dann bereitet sie es gründlich vor.
„Bei der jungen Generation geht der Trend wieder zum Lebens-Mittel.“
Martina Fröhlich-Wehner Supermarktleiterin
So verkauft sie nicht nur regionale Produkte, sondern hat auch alle dazu gehörigen Hühnerfarmen, Obstplantagen und Weingüter inzwischen persönlich besucht, um sich selbst ein Bild von der dortigen Produktion zu machen. Denn Eins weiß sie ganz genau: „Bei der jungen Generation geht der Trend wieder hin zum Lebens-Mittel im wahrsten Sinn des Wortes 'Leben'.“
Oftmals braucht man in ihrer Position auch einfach nur starke Nerven, macht sie klar. Dann zum Beispiel, wenn – wie im April – Unbekannte in den Discounter einbrachen und dort den Tresor aufflexten. Anschließend benutzten die Diebe einen Pulverlöscher, um ihre Spuren zu verwischen. „Alles im Markt, aber wirklich alles, war mit einer dünnen Staubschicht bedeckt.“
Da war guter Rat teuer. Zusammen mit der Versicherung entschloss sie sich schließlich dazu, alles, was im Laden war, zu entsorgen. Denn man konnte dem Kunden ja schlecht Wurst und Käse in staubigen Verpackungen anbieten. Eine Woche lang blieb der Markt zu, während der Fröhlich-Wehner ein paar schlaflose Nächte hinter sich brachte und überlegte, ob sie und ihre Mitarbeiter das Aktuell große Arbeitspensum packen würden. Denn schließlich war ja kurz darauf schon der Umbau des Discounters geplant.
„Augen zu und durch“, war die Devise. Der Markt wurde wieder geöffnet. Bald darauf begannen die Umbauarbeiten am Durchgang zwischen Getränkemarkt und Hauptgebäude. Ab 10. September wird der Markt für sechs Wochen geschlossen, denn das Gebäude wird entkernt, später energieeffizient gestaltet und innen komplett neu ausgestattet. „Der Markt soll moderner sein, man soll sich dort wohlfühlen“, ist Fröhlich-Wehners Ziel. Denn schließlich will sie ihre Kunden behalten, die nicht nur aus dem Umland, sondern auch aus dem Schweinfurter Bereich kommen.