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BAD KISSINGEN: Countertenor verzaubert Publikum

BAD KISSINGEN

Countertenor verzaubert Publikum

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    Jubel im Rossinisaal: Der Pianist Jérome Ducros (links) und Countertenor Philippe Jaroussky eroberten ihr Publikum im Sturm.
    Jubel im Rossinisaal: Der Pianist Jérome Ducros (links) und Countertenor Philippe Jaroussky eroberten ihr Publikum im Sturm. Foto: Foto: Barbara Oschmann

    Winterzauber im wahrsten Sinne des Wortes entfaltete Countertenor Philippe Jaroussky zusammen mit dem Pianisten Jérome Ducros am Sonntagnachmittag beim Konzert „Opium – Mélodies francaises“. Draußen hüllte der Schnee die Landschaft in Weiß, drinnen verzauberten zwei empfindsame Interpreten ihre Zuhörer mit Liedern von funkelnder Schönheit.

    Bereits eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn hatten sich weibliche Fans mit Rosensträußen im Arm postiert. Der Zuspruch fiel größer aus als erwartet. Waren im Vorverkauf 80 Karten weggegangen, kam nun die doppelte Anzahl an Zuhörern. So zog man kurzfristig vom Weißen Saal in den Rossinisaal um. In sanftes Licht getaucht, erwies sich dieses Ambiente optisch und akustisch als goldrichtig für die fein schimmernden französischen Perlen.

    Philippe Jaroussky, geboren 1978, ist ein bemerkenswerter Sänger, der die hohe Kunst einer wunderbaren Tongestaltung beherrscht. Er liebt seine Töne, lässt sie leben und strahlen. Als würde er ihn einsaugen, präsentiert Jaroussky einen langen Ton, der aus dem Nichts zu kommen scheint. Doch nimmt er eine dynamische Entwicklung und gewinnt immer mehr an Leuchtkraft. Bei großen Intervallen setzt er den oberen Ton sehr zart an. Überhaupt gelingen die hohen Passagen unglaublich weich – wie hauchzarte Gespinste und doch voller Spannkraft, so bei En Sourdine von Gabriel Fauré.

    Die Lieder in melodiöser französischer Sprache, diese intimen Miniaturen von Komponisten wie Gabriel Fauré, Reynaldo Hahn, Camille Saint-Saens oder Jules Massenet, entführen den Zuhörer in den romantischen Traumzustand einer „blauen Stunde“.

    Voller Metaphern

    Ihre Poesie ist voller Metaphern aus der Natur. Ihr Thema sind Romanzen, Schönheit, Sehnsucht, Tränen, Traurigkeit und Tod. Sie strahlen Zartheit und Sinnlichkeit aus, manchmal Heiterkeit und meist Melancholie. Beim traurigen Liebeslied Les temps des lilas von Ernest Chausson ist es, als würde der Sänger mit jedem Ton dem verlorenen Duft des Flieders nachspüren.

    Jaroussky „erzählt“ seine Geschichten sehr natürlich, ganz ohne unnötige Affekte, und dadurch sehr glaubwürdig. Ebenso natürlich wirkt die hohe Stimmlage bei ihm, der ursprünglich Tenor werden wollte, dann aber merkte, wie viel mehr er als Countertenor aussagen könne.

    Kongenialer Partner am Flügel ist Jérome Ducros (geboren 1974) durch seine Fähigkeit, auf den Sänger einzugehen und noch zu unterstreichen, was Jaroussky singt. Und doch nimmt Ducros seine Anteile, die Takte zwischen den Gesangspassagen, aktiv gestaltend wahr. Zweimal tritt er auch solistisch in Erscheinung. Sehr dynamisch, durchdacht und reif interpretiert er Automne aus Cécile Chaminades Konzertetüden für Klavier und das Prélude von César Franck.

    Die beiden Franzosen zeigten sich beim Winterzauber als organische Einheit. Großer Applaus war ihnen sicher, und der Jubel nach jeder Zugabe forderte noch eine weitere.

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