Auf frischem Stroh schlafen, den Duft der Mahd in sich einsaugen, nachts in die Sterne schauen und früh barfuß durchs nasse Gras laufen, das ist für Otto Funck immer das Höchste gewesen. Er und seine Mitstreiterin Monika Fritz richteten 2011 zum 10. Mal das „Bett im Kornfeld“ her. Die 20 Zimmer des Freiluft-Hotels waren nun aber zum letzten Mal buchbar. Am letzten Tag, 21. August, kam beim Sonntagsfrühstück unter den Gästen dann auch Abschiedsstimmung auf, erzählt Funck.
Obwohl in den ersten Tagen miserables Wetter war und der Besuch der Korn-Oase in Hausen erst in der zweiten Saisonhälfte bei Sonnenschein so richtig Spaß machte, konnten sich Funck und Fritz nicht über mangelnden Zuspruch beklagen: Sie verzeichneten 400 Buchungen, etwa 300 Gäste blieben über Nacht. Nicht nur die Einheimischen kamen ins Freilufthotel. Zahlreiche Besucher reisten von auswärts an, unter anderem aus Köln, Hannover, Freiburg, Frankfurt und Nördlingen. Eine Familie aus Würzburg war dabei, die laut Funck heuer schon zum sechsten Mal im Kornfeld übernachtete.
Japaner wollten ein Interview
Aber man muss ja nicht gleich sein Haupt auf Stroh betten. Etliche Leute kamen einfach so vorbei, sagt der Hausener. Eine Kissinger Radlergruppe war in zwei Wochen gleich dreimal da. Und über die Witwen, die täglich zum Kaffee vorbeischauten („Unser Fanclub aus Hausen“) freuten sich die Initiatoren des Vereins NaTour & Gast ganz besonders.
Dass das Hotel unter freiem Himmel inzwischen so bekannt ist, liegt auch an der Medienresonanz, sagt Funck. 2010 streute die Deutsche Presseagentur (DPA) Nachrichten über das Hotel unter freiem Himmel in alle Windrichtungen. Heuer kam TV Touring und drehte einen Film. Dem Bayerischen Rundfunk gaben die Hotelbetreiber ein langes Interview. Und was Beide bass erstaunte: Aus Japan meldeten sich Redakteure, denen Fritz schließlich auf englisch Rede und Antwort stand.
Dass es mit dem „Bett im Kornfeld“ nun vorbei ist, hat in erster Linie damit zu tun, dass Fritz jetzt eine Stelle als Lehrerin in Fulda antritt und das Freiluft-Hotel in Hausen nicht mehr mitbetreuen kann. „Und ich allein kann's nicht machen“, sagt Funck. „Wir haben viel Herzblut und Idealismus hineingesteckt“, beschreibt er den Feuereifer für das Hotel unter tausend Sternen. „Aber man soll aufhören, wenn's am schönsten ist.“
So ganz ungelegen kommt das dem 67-Jährigen aber nun auch nicht. „Freilich ist Wehmut dabei, der August bedeutete für mich einfach, dass ich im Kornfeld bin.“ Heuer schlief der Hotelbesitzer zum Beispiel 18 Nächte unter freiem Himmel, weil immer Gäste da waren. Viel Persönliches blieb da im Sommer auf der Strecke, sagt er und freut sich jetzt zum Beispiel schon darauf, dass er bald viel mehr Zeit für seine 24 Enkel haben wird.
Wenn das grüne Hotel weiter solchen Zulauf hätte, müsste man sowieso expandieren, spinnt Funck gedanklich eine mögliche Zukunft weiter. Die derzeitige Infrastruktur würde nicht mehr ausreichen. Man müsste mehr Leute beschäftigen, weil man es zu Zweit nicht mehr bewerkstelligen kann, prognostiziert der Hausener. „Das Bett im Kornfeld war unser Kind“, sagt Funck. Jetzt ist es groß geworden, nun muss man es loslassen.
Ganz vorbei ist es aber derzeit noch nicht mit dem Freiluftvergnügen für Groß und Klein: Der Irrgarten im Maisfeld hat immerhin noch bis zum 18. September geöffnet.