(svd) Vor 25 Jahren kam der studierte Textil-Betriebswirt Jochen Heimansberg (60) aus Berlin nach Bad Kissingen und machte sich mit seinem ersten Fachgeschäft in der Prinzregentenstraße selbstständig. Heute blickt er, der acht Jahre Vorsitzender der Werbegemeinschaft und von 2002 bis 2008 auch Stadtrat war, zusammen mit Ehefrau Gertrud auf wechselvolle Jahrzehnte in der Kurstadt zurück.
Als 15-Jähriger machte der geborene Westfale eine Ausbildung bei C&A, studierte anschließend an der Textilfachschule in Nagold und begann danach seine berufliche Laufbahn bei verschiedenen Hertie-Kaufhäusern in Berlin, München und Frankfurt. Zuletzt war er Chefeinkäufer des traditionsreichen KaDeWe in Berlin, dem Spitzenhaus der Kaufhauskette.
Im Alter von 35 Jahren entschloss sich Heimansberg zur Selbstständigkeit, als 1984 in Bad Kissingen das Modehaus Brigitte in der Prinzregentenstraße 5b zur Übernahme angeboten wurde. „Wir mussten erst mal im Straßenatlas nachsehen, wo Bad Kissingen überhaupt liegt“, gesteht Heimansberg rückblickend. Aber: „Bayern, das war gut“, fiel Gertrud Heimansberg die Entscheidung leicht, die im Bayerischen Wald aufgewachsen ist. Das Ehepaar eröffnete auf 160 Quadratmetern das Modehaus Heimansberg für hochwertige Damen- und Herrenmode.
Expansion
Die Zeiten waren damals in deutschen Kurstädten noch günstig für den Einzelhandel. Schon vier Jahre später musste und konnte Heimansberg sein Geschäft erweitern. Ehefrau Gertrud zog mit der Damenmode in die 270 Quadratmeter großen Räume des früheren Fasshauer-Modegeschäfts am Kurgarten 4.
Nach weiteren sechs Jahren konnte das Ehepaar 1994 das benachbarte Juweliergeschäft Freytag im Messerschmidt-Haus (Am Kurgarten 2) zusätzlich anmieten, so dass Damen- und Herrenabteilung jetzt auf einer Gesamtfläche von 410 Quadratmetern wieder zusammengelegt und das Ladengeschäft in der Prinzregentenstraße aufgegeben werden konnte. Gertrud Heimansberg schwärmt noch immer: „Damals hatten wir sogar eine eigene Schneiderei.“
Doch schon zwei Jahre nach dieser Erweiterung kam mit der Gesundheitsreform von 1996 der große Einbruch im Kurwesen. Die von einem Jahr auf das andere um 25 Prozent gesunkenen Übernachtungszahlen wirkten sich sofort auf den Umsatz des örtlichen Einzelhandels aus.
Konzentration
Die ersten Jahre konnte das Modehaus Heimansberg noch durchhalten, aber mit Auslaufen des Mietvertrags gab Jochen Heimansberg im Jahr 2003 die Räume am Kurgarten 4 wieder auf und konzentrierte sich nur noch auf sein Herrenmodengeschäft am Kurgarten 2. Drei Jahre später erweiterte er die Verkaufsfläche wieder um ein Drittel durch Hinzunahme des benachbarten Handarbeitsgeschäfts auf heute 140 Quadratmeter.