Gleichzeitig war der Einzug der Türklingel aber auch eine ganz tolle Sache für die Kleinen, die mit den Klingeln künftig ihren Spaß haben sollten. Was nämlich in Ostheim als Klingel-Männchen bekannt ist, heißt anderswo Klingel-Putzen, in wieder anderen Gegenden spricht man vom Klingel-Streich.
Dabei ist überall das Gleiche gemeint. Die Kinder spielen den Erwachsenen, meist den älteren, einen Streich, indem sie an der Haustüre klingeln, um sich dann schnellstmöglich aus dem Staub machen.
"Zu meiner Jugendzeit gab es den elektrischen Strom noch gar nicht, da konnte man auch niemandem einen Streich spielen", verrät dagegen ein 75-jähriger Ebenhäuser, der meint, dass der Begriff des Klingel-Putzens aus Niederbayern stammt. "Heute ist das doch ganz normal. Die Kinder haben dabei ihren Spaß."
"Sicher, so einen Blödsinn haben wir früher auch gemacht", erzählt ein 58-jähriger Kurgast. "Im Winter haben wir sogar mit Schneebällen auf die Klingeln geworfen, die dann ständig gebimmelt haben. Das war ein Spaß." In Münnerstadt ist man auf die Idee gekommen, die Klingeln mit Kaugummi oder Tesa-Film zu bekleben.
Ein Ehepaar aus Sandberg in der Rhön kannte den Begriff des Klingel-Putzens bisher noch nicht. "Zu unserer Kinderzeit gab es noch keinen elektrischen Strom. Erst durch meinen Enkel weiß ich, was es bedeutet. Die machen das ja ständig."
Ein anderer Kurgast aus Heigenbrücken im Spessart hat seine Nachbarn früher damit geärgert, indem er Zahnstocher in die Klingeln gesteckt hat. "Manchmal hat der Hausherr aber hinter der Tür gewartet. Dann war Rennen angesagt . . ."
Im Laufe der Jahre hat aber auch die Technik nicht Halt gemacht. So wird es für die Kleinsten immer schwieriger, den Nachbarn einen Klingel-Streich zu spielen. Aus den verzierten Knöpfen sind inzwischen triste Plastik-Klingeln geworden, an denen Schneebälle kaum noch hängen bleiben.