Voll besetzt war das Waldberger Dorfzentrum am Nachmittag des ersten Advent als die Hans-Sachs-Spieler der Heimatspielgruppe Münnerstadt die beiden Schwänke „Der tote Mann“ und „Das bitterböse Weib„ aufführten.
Ein wenig derb ging es schon zu, doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Es war ein unterhaltsamer Sonntagnachmittag. Hans Sachs, der sich selbst als Schuhmacher und Poet bezeichnete, lebte im 16. Jahrhundert in Nürnberg. Er schrieb rund 80 kleine Theaterstücke und Schwänke, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben.
Die Geschichten handeln vom täglichen Leben der Menschen der Zeit am Ende des Mittelalters. Von lustig bis traurig und derb bis deftig ist die Gefühlslage der Erzählungen. Über die Torheiten der Figuren lachen, sich vielleicht sogar selbst und andere wieder erkennen und sich über teils handfeste Schlagabtausche amüsieren, das gehört zu den Stücken von Hans Sachs dazu.
Heftig ging es zur Sache im Stück „Das bitterböse Weib“. Ein passender Titel wäre auch, so befanden die Münnerstädter Schauspieler „Der widerborstigen Zähmung“, ging es doch um ein wirklich böses Weib, das ihren armen Mann schier zur Verzweiflung trieb. Der hatte ein herbes Los mit dieser Ehe gezogen. Mitleidserregend jammerte er über sein Schicksal und sinnierte, welche Lösung die bessere wäre: „Am Baum erhängen und im Brunnen ertränken. Frei sein soll mein Leib von dem bitterbösen Weib.“
Doch der Ehemann im Stück von Hans Sachs wollte so schnell nicht aufgeben. Er versuchte, sein zänkisches Weib mit guten Worten zu beruhigen. Ein vergebliches Unterfangen, auch duftende Kräuter brachten keine Besserung, ja selbst Edelsteine verschmähte die holde Gattin. „Das Kraut kannst du dir in den Hintern stecken.“
Doch dann wendete sich das Blatt. Wo gute Worte, Kräuter und Edelsteine nicht taugen, da kamen Kieselsteine zum Einsatz. Sie machten das Weib tugendhaft. Auf die Knie ging sie und bettelte um Gnade. „Mein Herzensliebster lass mich am Leben, ich will mich dir ganz ergeben, voll Ehrfurcht auf dich schauen, erkennen dich als Meister an.“
Diese Kieselsteine hob der Ehemann sehr gut auf, aber er bot sie auch dem Publikum an. Wenn einer der anwesenden Ehemänner die Gelegenheiten nutzen wollte, das war seine Chance.
Nicht minder derb ging es im Stück „Der tote Mann“ zu. Die Frau umgarnte ihren Gatten, weil sie unbedingt ein neues Kleid haben wollte. Doch der Mann wollte davon nichts wissen. Um seine Frau auf die Probe zu stellen, stellte er sich tot. Die Frau blieb aber cool, ja sie war sogar froh, ihren Mann auf diese Weise losgeworden zu sein. Das konnte er sich nicht gefallen lassen und es setzte Hiebe.
Beide Stücke gefielen dem Waldberger Publikum, wie der begeisterte Applaus zeigte. Alle waren sich einig, dass die Münnerstädter Hans-Sachs-Spieler im nächsten Jahr unbedingt wieder in das Waldberger Dorfzentrum kommen müssen.