Euerdorf (win) Eine Machbarkeitsstudie zum Hochwasserschutz des Markts stellte Martin Rottenberger vom Wasserwirtschaftsamt in der Gemeinderatssitzung vor. Die Bilder des überfluteten Altorts beim Hochwasser 2003 vor Augen, muss der Gemeinderat abwägen, ob er den Hochwasserschutz anpackt und die jetzt noch bereit stehenden, finanziellen Fördermittel ausschöpft.
Das Problem in Euerdorf sind die beiden Brücken, die wie Stauwehre wirken, erklärte Rottenberger. Als Schutzmaßnahmen stehen zwei Alternativen zur Debatte, die für ein statistisches "Jahrhundert"-Hochwasser ausgelegt sind: ein Deich zwischen den beiden Saalebrücken oder ein Mauersystem. Der Deich wäre ein kompletter Durchbau zwischen dem Ortsrand und der Saale, der direkt am Ufer endet. Das Hochwasser würde verdrängt, Euerdorf wäre geschützt. Mögliche Konsequenzen, etwa für ober- oder unterliegende, Gemeinden sind allerdings noch nicht geprüft.
Hinzu käme die Binnenentwässerung der Bäche, wie der Sulzbach, die ein relativ großes Einzugsgebiet von 15 Quadratkilometer umfasst. Diese bringen bei entsprechendem Niederschlag 15 Kubikmeter pro Sekunde in die Saale ein. Das Inlandwasser würde mit einem Pumpwerk in die Saale abgeleitet. Dazu bedürfte es eines groß dimensionierten Pumpwerkes und Stauräumen auf der Landseite, so genannten "Qualmpoldern". Das Bauwerk wirkt nicht nur recht wuchtig, sondern bedingt auch die Verlegung von Versorgungsleitungen.
Eine 300 Meter lange Mauer mit einer Brüstungshöhe von etwa 1,30 Meter, die bei Hochwasser mit mobilen Elementen aufgestockt wird, ist die alternative Lösung. Doch auch in diesem Fall benötigt der Markt eine Pumpenanlage und einen Zwischenspeicher für das Inlandwasser.
Die geschätzten Baukosten für den Deich bezifferte Martin Rottenberger auf 3,9 Millionen Euro. Das Mauersystem schlägt mit 5,3 Millionen Euro zu Buche, wobei für das Pumpwerk 1,1 Millionen Euro fällig werden. Der Freistaat Bayern unterstützt solche Maßnahmen derzeit mit 50 Prozent. Die Hälfte der Kosten hätte die Gemeinde zu tragen.
Gemeinderat Elmar Hofmann befürchtete in beiden Fällen eine andere Strömungsrichtung der Saale, die das Sportheim gefährden könnte. Rottenberger glaubt dagegen, dass der Bau im "Strömungsschatten" liege. Berechnungen seien jedoch - auch wegen der Auswirkung auf andere Gemeinden - in jedem Fall notwendig. Bauherr wäre das Wasserwirtschaftsamt, das die Maßnahme sofort finanziert und sich danach die Beiträge einholt.
Auf die Anfrage Hofmanns nach den Unterhaltskosten für die Schutzmaßnahme, antwortete Bürgermeister Reinhard Hallhuber mit einer Gegenfrage: Ob der Markt seine Bürger gegen das Hochwasser schützen soll, das 2003 in Euerdorf einen Schaden von rund 50 000 Euro hinterließ. Hofmann verwies auf das bereits länger angedachte Projekt des Speichers bei Bad Bocklet, das möglicherweise Abhilfe schaffen könnte. Dieses bewirke bei Baukosten von rund 30 Millionen Euro nur eine Absenkung von 40 Zentimeter, informierte Rottenberger. Ortschaften wie Euerdorf, Aura, Westheim oder Diebach wären damit nicht wirklich geschützt.
Nach Meinung von Elmar Kess stehen Kosten und Nutzen der Hochwasserschutzanlage in einem vernünftigen Verhältnis. Kess schätzte, dass die Kosten der einer Gemeindeverbindungsstraße entsprechen und glaubt, dass man auf Hochwasserschutzmaßnahmen am Oberlauf der Saale eventuell noch lange warten müsse. Er plädierte für ein Angehen des Hochwasserschutzes in Euerdorf, denn "heute können wir uns diese Maßnahme noch leisten".
Betty Schmitt brachte den geplanten Steg zum Sportplatz ins Spiel, dessen Bau jedoch bis nach der Realisierung der Schutzmaßnahme warten müsste.