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BAD KISSINGEN: Der Eintrittspreis ist heiß

BAD KISSINGEN

Der Eintrittspreis ist heiß

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    Gesundheitsvorsorge oder bloß Wellness? Der Mehrwertsteuersatz auf Saunabesuche soll 2015 steigen.
    Gesundheitsvorsorge oder bloß Wellness? Der Mehrwertsteuersatz auf Saunabesuche soll 2015 steigen. Foto: Foto: Thinkstock

    Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen, sagt der Volksmund, doch er irrt sich. Man kann. Vom nächsten Jahr an sogar tiefer. Bund und Länder wollen die Mehrwertsteuer auf Saunabesuche von bisher sieben auf 19 Prozent erhöhen.

    Mit der Abschaffung der nach Angaben des Deutschen Saunabundes seit 1968 geltenden Ermäßigung soll ein Urteil des Bundesfinanzhofs von 2005 umgesetzt werden. Demnach dürfen nur solche Anwendungen ermäßigt besteuert werden, die ärztlich verordnet werden können, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung Anfang Oktober. Der Finanzhof habe das mit dem Verweis auf europäisches Recht begründet. Demnach müsse ein Heilbad zur Behandlung einer Störung der Gesundheit dienen.

    Der deutsche Sauna-Bund befürchtet deshalb, dass die 16,3 Millionen Besucher öffentlicher Saunen in Deutschland „mit drastischen Preiserhöhungen rechnen müssen“. Insgesamt, schätzt der Sauna-Bund, entstehe „der Branche ein volkswirtschaftlicher Schaden von mehr als 200 Millionen Euro. Ein Großteil der öffentlichen Saunabäder kommt in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten“, erklärte Rolf-Andreas Pieper, der Geschäftsführer des Deutschen Sauna-Bundes, Anfang September.

    Aufschub

    In der KissSalis Therme, dem größten Anbieter öffentlichen Saunabadens im Umkreis von Bad Kissingen, kommt man wegen Angelegenheit bis jetzt noch nicht ins Schwitzen. Es sei ja noch gar nicht klar, berichtet Betriebsleiter Richard Pucher auf Anfrage, ab wann die Neuregelung gelten solle. In der Tat gibt es Berichte, die ursprünglich für Januar geplante Erhöhung des Steuersatzes um ein halbes Jahr zu verschieben. Die heftige Kritik aus der Branche zeigt offenbar zumindest aufschiebende Wirkung.

    Er tue sich auch noch schwer einzuschätzen, wie sich die Erhöhung der Umsatzsteuer auf Saunabesuche um zwölf Prozentpunkte bei der KissSalis Therme konkret auswirkt, sagt Pucher. Das liegt zum Beispiel auch am System der Eintrittspreise dort. Wer eine Karte für das KissSalis kauft, erwirbt damit das Anrecht, für eine vereinbarte Zeit die Thermenlandschaft und den Saunapark zu nutzen. Das macht es schon mal schwierig auszurechnen, welchen Anteil Saunanutzung am Eintrittspreis hat. Denn als Thermalbad bliebe das KissSalis steuerbegünstigt, sagt Pucher. Lediglich beim Saunapark wäre es von einer Erhöhung betroffen.

    Zudem ist die Kissinger Heilbadelandschaft ganz gewiss nicht in Gefahr, ein Beispiel für das „Bädersterben“ zu werden, das der Deutsche Sauna-Bund wegen der geplanten Umsatzsteuererhöhung vorhersagt. Das Haus arbeitet erfolgreich. 2013, im zehnten Jahr des Betriebes, kamen über 375 000 Gäste. Das war der beste Wert in der Geschichte der Einrichtung.

    Zu den Kritikern der Erhöhung gehört in der Region unter anderem auch Bad Königshofens Kurdirektor Werner Angermüller. Je nach dem, auf was die Besteuerung erhoben wird, erwartet Angermüller in Königshofen zwischen 15 000 und 50 000 Euro zusätzliche steuerliche Belastung pro Jahr. Summen, die nie und nimmer über Besuchermehrung oder anderes ausgeglichen werden könnten.

    Mehrbelastung bis zu 50 000 Euro

    Der Eintrittspreis für das finnisch-fränkische Saunadorf inklusive der Nutzung der Therme und des Heilwassersees in Bad Königshofen betrage für zwei Stunden 10,50 Euro, berichtet Werner Angermüller. Sollte die geplante Steuererhöhung für das Gesamtpaket gelten, dann würden bei rund 40 000 Saunabesuchen im Jahr die 50 000-Euro fast erreicht, rechnet der Königshöfer Kurdirektor vor.

    Beim aktuellen Preisgefüge könnte das eine Erhöhung von zwei Euro bedeuten. „Das wollen wir nicht“, betont der Kurdirektor, befürchtet er doch einen Rückgang der Besucherzahlen.

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