Als Albert Bauer in dieser Zeitung den Bericht zur Ankündigung des Museumsfrühlings in Stammheim las, kam ihm in den Sinn: „Da habe ich doch was“. Beim Saisonauftakt im Militärmuseum an der Mainschleife ging alles um den Mainfeldzug im Deutschen Krieg von 1866, also vor 150 Jahren. Genau dazu passen die zwei kunstvollen Fensterbilder aus Bleiglas, die irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg auf abenteuerliche Weise den Weg zu den Bauers nach Gerolzhofen gefunden haben.
Das eine Glasbild wurde laut Inschrift zur „Erinnerung an die Anwesenheit des bayerischen Hauptquartiers – Juli 1866 – Gerolzhofen“ gefertigt, das andere zur „Erinnerung an das Gefecht im Jahre 1866 – Hammelburg“. Dazu zieren die Wappen der Städte Gerolzhofen und Hammelburg die Fensterbilder.
Die beiden Unikate stammen Albert Bauers Informationen zufolge aus dem Fundus eines nicht näher bekannten und im Zweiten Weltkrieg ausgebombten Münchner Museums. Bauers verstorbene Mutter stammte von dort. Jemand aus der Verwandtschaft muss die Bilder seinerzeit gesehen und erworben haben, so dass sie vor 60 Jahren nach Gerolzhofen gekommen sind. Zeitweise hingen sie in der Wohnung der Familie Bauer im Fenster. Mittlerweile zieren sie die Wand in Albert Bauers Versicherungsbüro am Schießwasen.
Nach Aussage von Albert Bauer sind die Bleiglasbilder, die an das 1866 in Gerolzhofen bezogene Hauptquartier und die Schlacht bei Hammelburg erinnern, tatsächlich der damaligen Zeit nach dem auch Bruderkrieg genannten Deutschen Krieg zuzuordnen. „Ansonsten weiß ich nur, dass sie meine Familie aus München hat“, wie er betont.
Zum Hintergrund der beiden Glasbilder und des Deutschen Bruderkriegs: Die Niederlage Österreichs mit den verbündeten süddeutschen Truppen zementiert damals Preußens Vormachtstellung im Deutschen Bund und den Rückzug Österreichs. Über die thüringische und hessische Rhön erreichen die Kampfhandlungen im Juli 1866 Unterfranken, wo sich die Preußen auf die Verfolgung der bei Dermbach, Roßdorf und Zella geschlagenen Bayern machen.
Die spezielle Aufgabe der preußischen Mainarmee besteht im Wesentlichen darin, den geplanten Zusammenschluss des VII. Bundeskorps der Bayern mit dem von Baden, Württemberg und Hessen-Darmstadt gebildeten VIII. Bundeskorps zu verhindern und diese getrennt zu schlagen. Außerdem gilt es, weitere Landstriche zu erobern und zu besetzen.
Im Rahmen der folgenden Gefechte stehen sich am 9. Juli 1866 die Preußische Mainarmee und die Bayerische Armee an der Saale zwischen Hammelburg, Bad Kissingen und Waldaschaff gegenüber.
Am 10. Juli 1866 wird neben Bad Kissingen auch Hammelburg eingenommen. Hier stehen den drei bayerischen Bataillonen mit 2500 Mann 13 preußische Bataillone mit 14 000 Soldaten gegenüber. Während des Kampfes werden zahlreiche Häuser und Gebäude in der Stadt Hammelburg von den Kanonengeschützen in Brand geschossen.
Aufgrund der preußischen Übermacht ziehen sich die Bayern nach „einem kurzen heftigen Gefecht“ schließlich zurück. Gegen 15.30 Uhr marschieren die Preußen in das brennende und von den meisten Einwohnern verlassene Hammelburg ein. Anschließend ziehen sich die bayerischen Truppen in Richtung Münnerstadt und Schweinfurt zurück, wo der nächste Angriff erwartet wird.
Kurz vor Erreichen der Stadt rücken die Preußen allerdings auf Weisung Bismarcks am 12. Juli Richtung Frankfurt am Main ab. Schweinfurt war nach der Schlacht im böhmischen Königgrätz strategisch unwichtig geworden. Stattdessen musste Frankfurt geschützt werden.
Derart von den Preußen in der Rhön „gerupft“, wagte es der Oberkommandierende der Bayern und auch süddeutschen Truppen, Prinz Karl von Bayern, nicht mehr, seine Truppen auf direktem Weg in das Feldlager bei Grafenrheinfeld vor den Toren Schweinfurts zurückzuführen. Er ordnet unter östlicher Umgehung von Schweinfurt die Rückzugsbewegung über die Haßberge an und überschreitet nahe Haßfurt den Main, um im Raum Gerolzhofen sein Heer in eine Ruhestellung zu verlegen und die Wunden zu lecken.
Der aus dem Steingraben stammende Gerolzhöfer Johann Adam Brehm, Jahrgang 1838, schreibt in seiner bisher unveröffentlichten, in zwei Teilen zwischen 1880 und 1885 sehr zeitnah niedergeschriebenen Chronik: „Am 13. July rückte das Bayerische Hauptquartier hier ein. Seine königlichen Hoheiten Feldmarschall Prinz Karl und Prinz Otto ritten ein. Fünf Tage lang schöne Zapfenstreiche, viele schöne Galawägen, sehr viel Militär und schöne warme Tage.“
Weiter heißt es in Brehms Chronik: „Gerolzhofen war fünf Tage lang Hauptstadt! Den 17. und 18. July ist das viele Militär, was hier war, über Wiesentheid, Kitzingen und Würzburg abgezogen und Ende July nahm der Deutsche Bruderkrieg bei Helmstadt und Rossbrunn in der Gegend sein Ende.“