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GERODA: Der Landarzt sagt Servus

GERODA

Der Landarzt sagt Servus

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    Dr. Wilhelm Schubert gibt nach 30 Jahren als Landarzt in Geroda seine Praxis an zwei Kolleginnen ab.
    Dr. Wilhelm Schubert gibt nach 30 Jahren als Landarzt in Geroda seine Praxis an zwei Kolleginnen ab. Foto: FOTO Barbara Bedacht

    Vor 30 Jahren hat es den Münnerstädter in die Rhön gezogen. Seine Frau Ingrid stammt aus Platz. Als im benachbarten Geroda der damalige Landarzt Kurt Heuring aufhörte, übernahm Schubert die Praxis. Ab Mittwoch läuft sie ohne den 60-Jährigen. Denn trotz aller Kritik am Gesundheitswesen und der Befürchtung, Landarztpraxen werde es in Zukunft nicht mehr geben: In Geroda geht es weiter. Dieser Glücksfall für Geroda und die benachbarten Dörfer ist allerdings vor allem darauf zurückzuführen, dass sich Schubert frühzeitig darum gekümmert hat, wie es weitergehen soll. Schon seit 2004 ist Anita Conze mit in der Praxis. Sie stammt aus Singenrain und war selbst schon als Schulkind Schuberts Patientin. Auch die zweite Ärztin, Jarmila Mahlmeister, die jetzt seinen Teil übernimmt, kommt aus der Region.

    Auf so viel glückliche Fügung angesprochen, sagt der fröhliche Doktor Schubert nur „Halleluja“. Er wisse zu gut, dass es wohl kaum möglich gewesen wäre, einen Nachfolger aus der Ferne zu finden. Er bleibt der Praxis als Vertreter in Urlaubszeiten und als Berater erhalten. Über die Gesundheitspolitik und die Entwicklungen im Medizinwesen will Schubert an seinem vorletzten Tag in der Praxis lieber kein Wort verlieren. Das bedeutet sicher keine Zustimmung, aber er wolle nicht nachtreten, wo er 30 Jahre in seinem Traumberuf habe arbeiten können.

    Als er 1980 in Geroda anfing, tickte die Welt noch etwas anders. Kein Handy, um immer erreichbar zu sein. Zu Hause am Telefon sitzen war angesagt, wenn Schubert Bereitschaft hatte. Später schaffte er ein Funkgerät an. Einige Jahre war er auch als Notarzt im gesamten Altlandkreis unterwegs. Da wurde er zu einem Fieberpatienten nach Motten gerufen.

    Als er dort an die Tür klopft, kam ein eiligerer Einsatz in Weißenbach dazwischen. Beim zweiten Anlauf vor der Tür des Mottener Patienten wurde er zu einem Unfall ins Staatsbad weggerufen, beim dritten Mal kam doch noch der Mottener dran. – Was ist dran an der Landarztidylle aus der Fernsehserie? „Die Wirklichkeit ist hart und anderes“, sagt Schubert. Sagt aber auch, dass er jederzeit wieder diesen Beruf wählen würde, weil er der Dienst am Nächsten liebe.

    Er bedauert, oft wenig Zeit für seine Familie gehabt zu haben. Dennoch studiert Sohn Kilian jetzt in Göttingen Medizin. Simon, der gerade Abi gemacht hat, überlegt, ebenfalls diese Richtung einzuschlagen.

    Wehmut ist zu spüren bei Schubert und zugleich Freude, jetzt mehr Zeit für Familie, Hausmusik und Sport zu haben. Die Mittwochsfußballer in Münnerstadt werden ihn jetzt öfter sehen, auch die Alten Herren in Schondra. Ein Freund will ihn überreden, vielleicht Golf anzufangen. Und für die Patienten läuft die Praxis vorn im Haus ja weiter.

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