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RANNUNGEN: Der Reiz der Tradition

RANNUNGEN

Der Reiz der Tradition

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    Hau ruck: Das Aufstellen des Planbaums in Rannungen ist die Sache gestandener Männer.
    Hau ruck: Das Aufstellen des Planbaums in Rannungen ist die Sache gestandener Männer. Foto: Fotos: Planverein/Petzold

    Wenn alle zehn Jahre das Planfest ansteht, dann mag sich in dem knapp 1200 Einwohner zählenden Dorf kaum jemand der Tradition entziehen, die nun schon seit 230 Jahren aufrecht erhalten wird. 63 Planpaare machen mit. Und die müssen vor allem eine Bedingung erfüllen: Sie dürfen noch nicht verheiratet sein.

    Die Organisation des Festes vom 16. bis 18. Oktober liegt in den Händen eines zwölfköpfigen Vorstands um die drei Vorsitzenden Matthias Leurer, Christian Erhard und Dominik Wolf. Die Vorarbeit ist enorm und erstreckt sich über das gesamte Jahr. Da müssen die Schwalben hergestellt werden, mit denen dann der mächtige Planbaum in die Höhe gewuchtet wird, Volkstänze gilt es zu lernen, Bier muss gebraut, Seile müssen gewunden und Kränze geflochten werden. Und das Wichtigste: Eine Partnerin muss her.

    Ein bisweilen gar nicht so einfaches Unterfangen, wie Christian Erhard vor zehn Jahren erfahren musste. Damals fand er nämlich kein Mädchen, dass er zum Tanz um den großen Baum führen konnte. Matthias Leurer war als 17-Jähriger damals auch schon dabei, Dominik Wolf fehlten drei Monate Lebensalter. Denn 16 muss man mindestens sein, um mitmachen zu dürfen bei dem genau reglementierten Spektakel. Der älteste Planbursche ist heuer 28 Jahre jung.

    Die Regeln sind streng: „Es dürfen nur ortsansässige und unbescholtene Mädchen teilnehmen“, heißt es in der Satzung. Wobei die Väter dieses Gesetzes unter „unbescholten“ einen Lebenswandel verstanden, der auf heutige Zeiten angewandt, die Zahl der Planpaare wohl arg dezimieren würde. Die Burschen dürfen sich auch auswärts nach einem Mädchen umschauen, gehen aber auch ein Risiko ein. Heiratet der junge Mann sein „festes Verhältnis“ nämlich in den nächsten zehn Jahren nicht, wird eine Menge Freibier fällig. „Das kommt immer wieder vor“, weiß Leurer.

    Ganz buchstabengetreu nimmt man im Jahre 2010 aber nicht mehr alles, schließlich müssen viele jüngere Leute wegen Ausbildung oder Studium auswärts wohnen. Der erste Wohnsitz eines jeden Planburschen sollte zwar in Rannungen sein, wichtig sei aber vor allem, dass er gebürtiger Rannunger ist oder doch zumindest schon sehr lange hier wohnt, sagt Leurer. Aber natürlich komme es darauf an, die Tradition soweit als möglich zu erhalten.

    Die ist mindestens schon 230 Jahre alt. So weit jedenfalls reichen die schriftlichen Aufzeichnungen zurück, in denen von dem Planfest die Rede ist. Gut möglich, dass es aber schon wesentlich älter ist. Nur einmal in der ganzen Zeit ist es ausgefallen. Das war 1940 im Zweiten Weltkrieg. Einmal musste es verschoben werden, ohne dass man heute noch den Grund dafür weiß. Allerdings fiel das Planfest früher nicht immer auf den Beginn eines Jahrzehnts.

    Das Fest ist zwar ein prägendes Erlebnis für jeden, der einmal mitgemacht hat, billig ist der Spaß aber nicht. Die Kosten für die Burschen schätzt Leurer pro Nase auf gut 500 Euro. Da ist zum einen der Mitgliedsbeitrag von 150 Euro. Dazu kommt noch die maßgeschneiderte Kleidung. Die Mädchen zahlen nur ihre Tracht, was mit etwa 250 Euro zu Buche schlägt, schenken aber ihrem Planburschen ein weißes Hemd, wofür der sie nun wiederum am Planwochenende frei halten muss. Gewissermaßen als Gegenleistung wird der Planbursch dann am Kirchweihsonntag von der Familie des Mädchens zum Essen eingeladen.

    So richtig anstrengend wird es für die Planburschen dann am Planfestsamstag. Da müssen sie früh um 3 Uhr raus, um im Wald eine Kiefer zu schlagen, die bis zum Gebetsleuten um 6 Uhr liegen muss, weil sonst der Plan nicht gültig ist. Dann dürften nämlich die Verheirateten den Plantanz abhalten. Den aus zwei Bäumen zusammengeschäfteten Planbaum, der in der Dorfmitte aufgestellt wird und vor zehn Jahren stolze 27 Meter hoch war, müssen die jungen Leute aber nicht aufstellen. Das ist Sache der gestandenen Mannsbilder im Dorf. Allerdings müssen sich die Planburschen dazu verpflichten, in den kommenden zehn Jahren den Weihnachtsbaum aufzustellen.

    Auch wenn das Planfest noch deutlich von den Männern dominiert wird, ein wenig Emanzipation hat sich auch in dieses Bollwerk eingeschlichen. Immerhin sitzen im Vorstand drei Frauen.

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