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HAMMELBURG: Der Schnellbauer hat wieder zugeschlagen

HAMMELBURG

Der Schnellbauer hat wieder zugeschlagen

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    Peter Gernert mit seinem Wasserflugzeug, das bislang einmalig ist.
    Peter Gernert mit seinem Wasserflugzeug, das bislang einmalig ist.

    Peter Gernert ist schon ein Unikum. Der gebürtige Bad Wildunger, der sich rühmt, 1969 die erste Disco nach Unterfranken gebracht zu haben und seitdem in Hammelburg lebt, hat schon viele Berufe ausgeübt. Er lernte Kraftfahrzeug-Schlosser, wurde mit 18 Jahren Gitarrist bei Ted Herold, verkaufte Toastbrot-Hamburger aus seiner Imbissbude, betrieb eine Videothek und macht seit 20 Jahren Schlüsseldienst. Eines aber ist in all der Zeit gleich geblieben: Seine Leidenschaft für Schiff und Flugzeugmodelle. Das neueste Werk ist ein Unikat, das es als Modell weltweit noch nie gegeben hat: das Wasserflugzeug Atlantico Wal, nachgebaut im Maßstab 1:10 – und natürlich flugtauglich.

    Fototermin an der Saale. Kurz mal starten lassen? Gernert lacht. „Die braucht mindestens 200 Meter Startbahn . . .“ Der Erste zu sein, der ein Wal-1923-Modell mit 2,80 Meter Spannweite aufs Wasser setzt, das gefällt ihm. „Ich mach' gerne 'was, was noch keiner geschafft hat“, gibt er unumwunden zu. „Das ist die Herausforderung.“

    Flugzeuge, die im Wasser starten und landen, „haben bei den Modellbauern im Moment den größten Zuwachs“, sagt Gernert. „So wie vor Jahren der Hubschrauber.“ Den Anreiz, als weltweit erster dieses Modell nachzubauen, gab ihm eine Einladung zur Feier „100 Jahre Wasserflugzeugbau am Bodensee“. Denn dort absolvierte das Wasserflugzeug FF 15 – FF steht für „Flugzeugbau Friedrichshafen“ – am 16. Juni 1912 seinen Jungfernflug.

    Die Informationen sprudeln nur so heraus aus dem temperamentvollen 68-Jährigen, dessen Wohnung in der Mönchsgasse vollgestopft ist mit Pokalen sowie Flugzeug- und Schiffsmodellen, deren Wände behangen sind mit zwei Dutzend Gitarren. Als Modellbauer tobt er sich in seiner großen Werkstatt aus.

    Einen Bauplan gab es freilich nicht. Gernert braucht auch keinen: Es geht um die Optik und um Abmessungen. „Wiesel“, wie er sich im Internet auf einschlägigen Foren der Modellbauer nennt, besorgte sich im Internet Dreiseitenansichten des Flugzeugs. Diese zoomte er sich mit dem Fotokopierer auf maßstabsgetreue Größe und dann legte er los. Leicht muss sie sein, seine Atlantico. Denn das Original brachte es auf nur 200 Stundenkilometer. Das Modell, zehnmal kleiner, sollte also auch zehnmal langsamer fliegen. Gernert schätzt, dass er diesem Ziel mit Tempo 25 gut nahegekommen ist.

    Beim Bespannen des Rumpfes griff er zu Depron, einer sechs Millimeter starken Untertapete, die gern im Modellbau verwendet wird. „Ist leicht, superleicht zu bearbeiten, kann man mit dem Messer schneiden und schleifen, wie 'ne Eins.“ Innen drinnen ist nur das Gerippe und die Elektronik für die zwei Brusless E-Motoren. So bringt es sein Modell auf ganze 3,5 Kilogramm.

    Einem wie ihm, der „schon immer“ Modellbauer war, genügen drei Tage, um ein solches Modell zu fabrizieren. „Ich bin ein Schnellbauer“, sagt er von sich. Und dass er „mehr wie diszipliniert“ sei, ehrgeizig dazu und sich extrem in eine Sache vertiefen könne. „Wenn ich was mache, dann das Beste vom Besten.“

    „Alles nur ein Spaß“, sagt er immer wieder. Könnte fast sein Lebensmotto sein. „Mein ganzes Leben bestand aus Hobbys“, sagt er, wobei er Wert darauf legt: „Ich habe immer das nötige Geld dabei verdient“. Und das immer als Selbstständiger.

    Geflogen ist er mit seiner Atlantico, dessen Vorbild der deutsch-französische Flugzeugbauer Claude Dornier geschaffen hatte, schon zweimal – jedoch in seiner nordhessischen Heimat am Edersee. Friedrichshafen ließ er saußen – zugunsten der Europameisterschaft im „Yachting Racing“. Da belegte er mit seinem Rennkatamaran vor drei Wochen am Bronnbachsee den fünften Platz in der Königsklasse, der Zwei-Meter-Multihall. Es ist ja „alles nur Spaß“!

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