Den Namen Christian Wilhelm Allers kennen heute nur noch wenige Kissinger. Dafür sind aber seine Zeichnungen über Bismarck und Bad Kissingen bekannter. Einen kleinen Einblick in Leben und Werk dieses Künstlers, der 1857 in Hamburg geboren wurde, gibt eine Ausstellung in der Kapelle im Museum Obere Saline.
Dort hängt im Eingangsbereich im Großformat der Innenhof der Oberen Saline, den Allers 1893 zeichnete. Viele Veränderungen gab es dort seither nicht. Obwohl inzwischen 120 Jahre vergangen sind. Das konstatierte auch Oberbürgermeister Kay Blankenburg in seiner Begrüßungsrede, die eigentlich vier Wochen zu spät kam. Aber er, Kulturreferent Peter Weidisch und Kurator Roland Halbritter hätten einfach keinen gemeinsamen Termin finden können.
Nun also gab es am Mittwochabend den offiziellen Teil zu dieser Ausstellung, die von Carlo Catoni mit Gitarrenklängen begleitet wurde.
Der Künstler Christian Wilhelm Allers erlangte Ruhm und Vermögen mit seinen Mappenwerken und Prachtausgaben. Als Bismarck-Zeichner stellte er den Reichskanzler als Politiker, oft aber auch privat dar. 1895 erschien der Band „Unser Bismarck“, darin eine Zeichnung, wo Bismarck mit seinen zwei Doggen an der Nepomukbrücke in Hausen steht.
„Vieles erkennen wir wieder“, sagte Blankenburg, auch in der Ausstellung. Deshalb dankte er besonders einem Leihgeber: Gerd Fahrenhorst, einem Nachfahren von C. W. Allers, der mit fünf anderen Nachkommen zur Ausstellungseröffnung angereist war. Und das zum Teil von weiter her, nämlich aus Stuttgart, Bremen, Hannover und vom Bodensee, erzählte der Kurator Roland Halbritter im Gespräch mit der Main-Post.
In lockerer Runde plauderten einige Nachfahren aus der Familie über ihren berühmten Vorfahren. Auf jeden Fall waren sie sehr angetan von der Ausstellung in der Oberen Saline, die von Gerd Fahrenhorst nicht nur durch Leihgaben bestückt wurde, sondern auch durch die Transkription der unleserlichen Schrift des berühmten Zeichners. Dafür dankte ihm der Kurator, der sich seit Sommer 2012 mit dieser Künstlerfigur beschäftigte und Konzeption und Texte zur Ausstellung erarbeitete.
Luxus und Weltreisen
In seiner ausführlichen Einführung beschrieb Roland Halbritter Christian Wilhelm Allers als Künstler, Weltenbummler und Bismarck-Zeichner. Ein Mann, der von seiner Kunst nicht nur leben, sondern in Luxus schwelgen konnte. Er ließ in Capri eine der luxuriösesten Villen errichten, ging monatelang auf Weltreisen und machte von sich mit seinen Mappenwerken reden, von denen einige auch in der Ausstellung zu sehen sind. In seinem Geburtsort Hamburg allerdings sei er nicht anerkannt worden, sagte Halbritter.
Zeitlebens, so der Kurator, blieb Allers ein Naturalist, unbeeinflusst von anderen Strömungen. Minutiös bildete er die kleinsten Details ab. Doch dann kam das Jahr 1902: Ruhm und Luxus nahmen ein jähes Ende.
Die Homosexualität von Allers war bekannt geworden. Infolge des Skandals um Friedrich Alfred Krupp, der ebenfalls auf Capri lebte, wurde Allers angeklagt und von einem italienischen Gericht zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. C. W. Allers flüchtete, er ging auf Reisen und kehrte erst 1915 nach Deutschland zurück. Er zeichnete weiter, auch unter dem Pseudonym W. Andresen.
Wie vielschichtig die Kunst von C. W. Allers war, zeigt die kleine, aber feine Ausstellung im Museum Obere Saline bis zum 29. September. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr.