Als „größten Computerladen Deutschlands“ bezeichnet Oberst Peter Schütz scherzhaft die militärische Einrichtung. Gut möglich, dass er recht hat. Das Equipment umfasst rund 550 Rechner und eben so viele Bildschirme. Vier bis zehn Stück befinden sich jeweils in einem Raum.
„Ziel ist die computergestützte Schulung der Stäbe in Führung und der Zusammenarbeit“, sagt Hauptmann Jürgen Wald. Vereinfacht bedeutet das, Soldaten mit Führungsaufgaben üben das gemeinsame Handeln für den Einsatz. Die Simulation ersetzt aufwändige Manöver, wie sie vor allem während des Kalten Krieges üblich waren. Entscheidungen werden in den Rechner eingegeben. „Der gibt dann entweder sein Okay oder sagt ,Stopp, so geht's nicht‘“, erklärt Wald den Ablauf im Groben. Das reduziert Kosten, spart Material und schont die Umwelt.
Das Team des Gefechtssimulationszentrum umfasst 118 Soldaten und acht zivile Angestellte, darunter insgesamt drei Frauen. Zehn Geografen sorgen für realitätsgetreue Landkartendarstellungen, bei denen sogar das Wetter passt. „Ein Computerspiel ist optisch ansprechender, bei uns steht die genaue Wiedergabe einer Region oder eines Ortes im Vordergrund“, so Schütz.
Gäste empfangen Schütz und seine Leute aus der ganzen Welt. In der Hauptsache sind es alliierte Nato-Partner aus Nord- und Mitteleuropa. Aufwändigste Übung war die „European Challenge 2005“, bei der 4400 Übungsteilnehmer aus 25 Nationen nach Wildflecken anreisten. 2009 soll die Großübung eine Neuauflage erfahren. Die Vorbereitungen dazu laufen seit eineinhalb Jahren. Im Simulationszentrum geschehen aber auch Dinge jenseits von PC und militärischer Kommandostruktur. Hauptmann Wald erinnert sich an die Übung von 2005: „18 Feldküchen hatten wir in Betrieb, die Süßigkeiten bei den umliegenden Bäckern waren leergekauft“. Überhaupt erfordere der Umgang mit verschiedenen Kulturen Flexibilität und organisatorisches Geschick. Wald denkt an eine Truppe aus Ägypten, die in der Fastenzeit Ramadan anreiste und deren Mitglieder nur nachts essen durften. Oder an Italiener, die eine Extra-Ausstattung brauchten, um eigenes Brot zu backen. Oder an Spanier, die einen Winter wie in der Rhön noch nicht erlebt hatten und erstmal eine Schneeballschlacht schlugen.
Große Umbrüche habe es in der Entwicklung des Zentrums nicht gegeben sagt Schütz. Lieber spricht er von einer „kontinuierlichen Weiterentwicklung.“ Vor allem inhaltlich sei die Ausbildung anders geworden. „Vor zehn Jahren noch haben wir ausschließlich klassisch ausgebildet“, sagt er. Doch man sei mit der Zeit gegangen: „Heute steht das Heer vor ganz neuen Herausforderungen, auf die wir ebenfalls eingehen.“