(dübi) Die Tücken der Informationstechnik machen vor der Bundeswehr nicht halt. Wer die Infanterieschule in Hammelburg anwählt, kommt schon mal im Callcenter in Ulm oder Leipzig raus. Statt einem Gesprächspartner erntet man aus der Ferne gelegentlich Ratlosigkeit.
Sogar einen Rüffel setzte es für jenen Hammelburger, der sich über abendlichen Schießlärm auf dem Lagerberg beschweren wollte. Dazu hatte er jene Nummer der Infanterieschule angewählt, die eine Pressemitteilung als Beschwerdenummer empfahl. Auf offene Ohren stieß der Mann aber nicht. Im Gegenteil. Er landete in Callcenter der Bundeswehr in Ulm. Er bekam den Rat, sich bei jener Zeitung zu beschweren, die diese Beschwerde-Nummer veröffentlicht hatte.
Diesen Ball spielt die Main-Post an die Bundeswehr zurück. Wir fragen nach, wie es mit der Kommunikation in der Bundeswehr bestellt ist. Pressesprecher Jochen Reinhardt (Meckenheim) von der teilprivatisierten BWI ist mit den verschlungenen Kommunikationswegen bestens vertraut.
Sein Unternehmen hat bis Ende 2008 lokale Telefonvermittlungen in Kasernen durch bundesweit zehn Callcenter ersetzt. Wer seitdem ohne Durchwahl in einer Kaserne anruft, wird von einem der bundesweit 500 Mitarbeiter weitervermittelt. Pro Woche gehen 177 000 Anrufe ein.
Nächste Station: Veitshöchheim
Für Hammelburg das nächste Callcenter ist Veitshöchheim mit seinen 24 Mitarbeitern. Automatisch wird der Anrufer dorthin umgeleitet, wobei das System das am nächsten gelegene Center aussucht. Ist dort besetzt, sucht das System woanders Anschluss. Das kann Ulm sein, Leipzig oder sonst wo in der Republik.
Die Mitarbeiter in den Callcentern schöpfen aus einer Bundeswehrdatei mit über 300 000 Mitarbeitern. Diese Zahl macht es in den Telefonzentralen ein bisschen kompliziert. Und: „Die Bundeswehr ist ein Betrieb im ständigen Umbruch“, erläutert Jochen Reinhardt. Versetzungen, Lehrgänge, Auslandseinsätze, Manöver. Ständig gebe es Änderungen an Kontaktdaten, die auch an den Standorten selbst durchgeführt werden müssen. Dies geschehe nicht immer im gewünschten Umfang. Und dann kommt eben das Vermittlungspersonal ins Schwitzen.
Vorteil der Zentralisierung des Telefonwesens ist eine Erreichbarkeit rund um die Uhr. An kleineren Standorten fiel früher um 17 Uhr der Hörer zum Feierabend.
Für Hammelburg zuständig ist in Veitshöchheim neben dem Callcenter auch ein Servicecenter unter Federführung der BWI. Es hilft den Soldaten bei Computerpannen. Binnen zwei Stunden, so der Rahmenvertrag mit der BWI, soll ein Techniker vor Ort sein.
Im Blickpunkt
Die BWI GmbH
Die BWI Informationstechnik GmbH mit Sitz in Meckenheim ist ein teilprivatisiertes Unternehmen unter Beteiligung von Bund, Siemens und IBM. 3000 Mitarbeiter bringen seit 2006 die nichtmilitärische IT- und Telefoninfrastruktur der Bundeswehr auf Vordermann. Für pauschal 700 Millionen Euro im Jahr installiert und betreibt es die Anlagen. 2016 werden die Anteile neu ausgeschrieben.