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Die erfundene Katastrophe

Bad Kissingen

Die erfundene Katastrophe

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    Üben müssen die örtlichen Katastrophenschützer häufiger, diesmal jedoch waren auf Anweisung des bayerischen Innenministeriums Mitarbeiter der Feuerwehrschule Geretsried da. Sie hatten sich nach einem Vorabbesuch vor vier Wochen eine im Landkreis mögliche Katastrophe ausgedacht und stellten den Übenden ihre Aufgabe. "Bis jetzt ist uns noch immer etwas Neues eingefallen", sagte Heinrich Wolf von der Feuerwehrschule.

    Für Bad Kissingen sah die fiktive Katastrophe dann so aus: Im Münnerstädter Bahnhof explodieren um kurz nach 10 Uhr mehrere Wagons eines Güterzuges. Große Teile des Bahnhofs und des nahe gelegenen Gymnasiums werden zerstört. Später entsteht - in der Folge einer chemischen Reaktion - eine Giftwolke, wegen der die Bewohner der Münnerstädter Kernstadt evakuiert werden müssen. Am Ende des Tages sind neun fiktive Todesopfer zu beklagen, müssen 70 Verletzte versorgt werden.

    Münnerstädter merkten nichts

    Die Münnerstädter merkten von dem Ereignis nichts: Die Übung war nicht viel mehr als ein Planspiel. Es wurden keine Fahrzeuge in Bewegung gesetzt. Allein die Busunternehmen im Landkreis wurden angerufen und mit dem Hinweis "Übung" gefragt, wann sie wie viele Busse für eine Evakuierung zur Verfügung stellen könnten. Es hätte gereicht.

    Auch die Öffentlichkeitsarbeit wurde geübt. So war das Bürgertelefon mit sechs Mitarbeitern besetzt, die im Fall einer echten Katastrophe Anwohnerfragen beantwortet hätten. Daneben wurde eine Internetseite geschaltet, auf der - wieder mit dem Hinweis "Übung" - Anweisungen an die Bevölkerung veröffentlicht wurden.

    Die örtlichen Medien bekamen Faxmitteilungen und E-Mails mit Informationen zum Geschehen und Einladungen zur fiktiven "großen Pressekonferenz". Hier zeigten sich in einer der ersten Meldungen die Tücken der modernen Technik: Internetadressen werden von Textverarbeitungs-Programmen oft blau dargestellt. Damit sind sie nach dem Versand per Fax nicht mehr zu lesen: Radiosender hätten die Adresse der Internetseite nicht sofort bekannt machen können.

    "Nach meiner Einschätzung ist es ganz gut verlaufen," sagte Landrat Thomas Bold nach dem Ende der Übung um 16 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt bewerteten die Mitarbeiter der Feuerwehrschule noch die Leistung der FüGK - der "Führungsgruppe Katastrophenschutz". Bei der Manöverkritik am Mittwoch würden sicher auch Schwachpunkte angesprochen, sagte Bold, aber dafür seien Übungen ja da.

    Für die Mitarbeiter der Feuerwehrschule war es die 20. Übung dieser Art. Sie wurden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York angeordnet und sollen etwa alle vier Jahre wiederholt werden.

    Auch ohne die Geretsrieder ist eine Übung pro Jahr vorgeschrieben. "Aber was man selbst durchführt, ist eigentlich eine Trockenübung," erklärte der Landrat. Die Mitarbeiter der Feuerwehrschule hätten die Mitglieder der FüGK aus Landratsamt, Feuerwehren, THW, Rotem Kreuz und Bundeswehr bewusst an ihre Grenzen geführt. "Das ist schon aufwändig, aber alle Beteiligten haben profitiert," fand Bold.

    Ein kleines Detail aber war doch anders als bei einer echten Katastrophe: Brezeln und Würstchen werden wohl nicht immer im Keller hinter der rot-weißen Kette bereit gehalten.

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