35 Jahre war Günter Eschenbach Lehrer am Münnerstädter Gymnasium. Als er 1963 als junger Lehrer an die Einrichtung kam, hätte er nie im Leben daran gedacht, hier bis zu seiner Pensionierung zu unterrichten. „Eigentlich wollte ich gleich wieder weg“, erzählt er beim Stammtischtreffen der ehemaligen Lehrer und Angestellten des Münnerstädter Schönborn-Gymnasiums.
Den Kollegen-Stammtisch gibt es jetzt schon seit sechs Jahren. Zweimal jährlich lädt Gerhard Müller zu diesem Treffen ein. Der ehemalige Deutsch- und Geschichtslehrer hatte sich, als er auch seine politischen Ämtern aufgegeben hatten, plötzlich „aufgabenlos“ gefühlt, erzählt er mit einem Schmunzeln. Und so hat er zwei Stammtische ins Leben gerufen, einen für ehemalige SPD-Kreisräte, einen für die ehemaligen Münnerstädter Kollegen.
Zwischen 20 und 30 der ehemaligen Lehrer kommen zu den Treffen. Eingeladen werden auch die Partner und Witwen. „Das hat sich gut eingelaufen“, erklärt Gerhard Müller, auch wenn natürlich nicht alle seiner ehemaligen Kollegen Wert auf dieses Beisammensein legen. Dreimal lädt er sie ein. Wer sich dann nicht gemeldet hat, von dem nimmt er an, dass kein Interesse besteht.
Der Fußball war schuld
Günter Eschenbach gehört zu denen, die von Anfang an zum Stammtisch gekommen sind und der sich bei diesen Gelegenheiten auch gerne an seine Mürschter Zeit erinnert. Der Fußball sei schuld, dass er an der Schule verblieben ist, sagt er. „Wir hatten eine unschlagbare Fußballmannschaft in dieser Zeit“, erinnert sich Eschenbach. Zum Lehrer-Fußballteam gehörte damals Heinz Herbert Kreh, 20-facher Amateurnationalmannschafts-Spieler. Damit dieser zu internationalen Spielen fahren konnte, übernahmen die Kollegen sogar dessen Vertretungsstunden. Dafür gab es dann DFB-Wein nach dem Lehrerfußball, weiß Günter Eschenbach. Später wechselte der 2009 gestorbene Kreh ans Haßfurter Gymnasium. Eschenbach blieb. Bereut hat er es nie.
36 Jahre lang war Wilhelm Neugebauer Lehrer am Gymnasium. Er hat ein Jahr länger unterrichtet als nötig, um dann mit seiner Frau Gisela gemeinsam in den Ruhestand zu gehen. Die Neugebauers sind eines der Ehepaare gewesen, die beide am Gymnasium unterrichteten. Lehrerehepaare hat es am Gymnasium immer wieder gegeben. Beim jüngsten Treffen sind neben den Neugebauers noch Gerd und Christine Müller sowie Horst und Gertrud Schäflein da.
Senior an diesem Abend ist Ernst Kübert, der viele Jahre lang stellvertretender Schulleiter am Gymnasium war. 91 Jahre alt ist er, und viele seiner Schüler haben ebenfalls schon das Rentenalter erreicht. 1952 ist Kübert als junger Lehrer an die Schule gekommen. Er sei aber nicht der Älteste in der Runde, meint er und gibt diese Ehre an seine Frau weiter. Lioba Kübert ist etwas älter als ihr Mann. Beide fühlen sich immer noch wohl in der Gesellschaft der ehemaligen Kollegen.
Einige am Stammtisch sind über Jahrzehnte an der Schule gewesen. Andere waren kürzer da, wie Paul Hohmann. Er war zwischen 1946 und 1950 Schüler am Gymnasium, ab 1957 Referendar und wechselte 1971 nach Bad Neustadt, wo er zum Schulleiter aufstieg. Der Stammtisch, sagt er, sei eine „sehr schöne Einrichtung“. Das bestätigt auch Joachim Schwigon, der aktuelle Schulleiter am Schönborn-Gymnasium. Wenn es die Zeit zulässt, schaut er vorbei. Auch an diesem Abend will er wenigstens „Grüß Gott“ sagen, obwohl er nicht viel Zeit hat, und der nächste Termin schon wartet. Schwigon hört sich auch gerne die alten Geschichten aus der Schulzeit an. „Ich hatte ja fast alle im Unterricht“, stellt er beim Blick in die Runde fest. Der Kontakt zu den ehemaligen Lehrern sei ihm wichtig. Der Stammtisch sei ein gutes Bindeglied zur Schule.