Es war eine Freude. Mit Peggy March a-capella „Mit 17 hat man noch Träume“ zu singen, mit Michael Holm „Tränen lügen nicht“ zu schluchzen, mit Graham Bonney „Supergirl“ zu jubeln, mit Ireen Sheer den „Tennessee Waltz“ zu tanzen und mit Lena Valaitis über den blinden „Jonny Blue“ traurig zu sein. Noch dazu mit der exzellenten, fernseherprobten Orchesterbegleitung von Otti Bauer (Großenbrach).
Genau diese Gefühle wünschten sich die Zuhörer in der voll besetzten Stadthalle von Bad Neustadt beim Auftritt ihrer Lieblinge. Sie kamen nicht nur aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, sondern auch aus Bad Kissingen, Schweinfurt und Umgebung. „Die können es wirklich noch außerordentlich gut“, hörte man von allen Seiten. Die Stimmen der einzelnen Künstler waren genauso prägnant, wie man sie von früher kannte.
Einmalige Bühnenpräsenz
Die drei Damen und zwei Herren sahen genauso aus, wie man von den Bildern kannte. Es war einmalig, die Bühnenpräsenz der einzelnen Künstler zu erleben. Kokettierten sie doch alle mit ihrem Alter. Schließlich haben alle Damen und Herren ihren 70. Geburtstag schon länger hinter sich. Mit Ausnahme von Ireen Sheer. Sie wird im nächsten Jahr die Sieben mit der Null bei ihrer Altersangabe machen müssen.
Doch weder sah man den fünf Künstlern dies an, noch merkte man es, als sie alle die Bühne der Stadthalle rockten. Ireen Sheer mit ihrem fünf Kilo schwere Glitzerkleid aus Diamanten glänzte mit „Feuer“, „Good bye Mama“ und dem unsterblichen „Tennessee Waltz“.
Supergirl und Siebenmeilenstiefel
„Du bist viel zu schön, um alleine nach Hause zu gehen“. Graham Bonney erstes Lied in seinem Medley wurde sofort vom Publikum mitgesungen. Die Stimmung stieg. Der sympathische Engländer machte weiter mit „Hey Little Lady“, „Hallo Taxi“ und „Siebenmeilenstiefel“. Alles selbst geschrieben, wie er dem Publikum stolz erklärte. Nicht fehlen durfte sein „Supergirl“ und mit „Rock Around The Clock“ erreichte die gute Laune im Publikum einen ersten Höhepunkt.
„Ob es so oder so oder anders kommt“, fragte danach Lena Valaitis und erzählte von ihrem bevorstehenden 50. Bühnenjubiläum. Weiter ging es mit „Ich hab dir nie den Himmel versprochen“, sentimental wurde es bei „Jonny Blue“ und bei „Ein schöner Tag“ (Amazing Grace mit deutschem Text).
Textsicheres Publikum
Das Publikum war nicht nur begeistert, es war auch textsicher. Als Peggy March auf der Bühne ein Medley ihrer Lieder darbot, sangen alle mit, wie übrigens vorher bei einem Großteil der Schlager auch schon. „Hey das ist Musik für mich“, „Telegramm aus Tennessee“, „Carnaby Street“, „Lady Music“, „Memories of Heidelberg“ und das großartige „I Will Follow Him“. Peggy March hatte nichts von ihrem Gesangstalent eingebüßt.
Gerne stimmte das Publikum dann auch in „Mit 17 hat man noch Träume“ a cappella mit ein. „Musst du jetzt gerade gehen Lucille“, „Nur ein Kuss Maddalena“ und dann „Tränen lügen nicht“. Michael Holm war in der Stadthalle angekommen. Es wurde geschluchzt, gesungen und dann auch gerockt. „Mendocino“ und „Rockin' All Over The World“ peitschten die Stimmung wieder hoch.
Nichts verlernt
Sie haben nichts verlernt, „die jungen alten Schlagerlegenden“ aus dem letzten Jahrhundert, wie Michael Holm selbstironisch bemerkte. Graham Bonney erzählte von seinem ersten Auftritt im Hamburger Starclub in den Sechzigern. Lena Valaitis zeigte mit einer sehr tiefen Verbeugung nicht nur die Ehrerbietung vor dem Publikum, sondern mit einem Augenzwinkern dabei ihre immer noch vorhandene Gelenkigkeit.
Otti Bauers Orchester glänzte
Peggy March betonte, dass sie nicht die älteste der fünf Künstler sei. Und so gewannen sie natürlich im Schnellschritt die Herzen des Publikums. Die Begeisterung der Zuschauer war riesengroß. Dreieinhalb Stunden gab es geballte, gepflegte und großartige Schlagermusik zu hören. Otto Bauers Orchester trug gehörig dazu bei.