Die Olympischen Spiele 2012 werfen ihre Schatten voraus. Einer, der in London dabei sein wird, ist Dr. Diethard Dittmar aus Maßbach. Aber nicht als Sportler, sondern als Dopingkontrolleur.
Für die Teilnahme an den Olympischen Spielen hat sich Dittmar über die Firma beworben, für die er seit sieben Jahren als Dopingkontrolleur unterwegs ist. Sie soll rund 80 Prozent der Dopingkontrollen durchführen. „Meine Firma hat mich darüber informiert und ich habe mich im Frühjahr beworben“, sagt der Arzt aus Maßbach.
Am zweiten Novemberwochenende war Dittmar auf einem Lehrgang in London, an dem auch Ärzte aus China, Australien, Neuseeland und Malaysia teilgenommen haben. Den abschließenden Test, die Zugangsvoraussetzung für die Teilnahme, hat er bestanden.
„Vor einer Woche bekam ich die schriftliche Zusage, dass ich bei den Olympischen und Paralympischen Spielen eingesetzt werde“, sagt Diethard Dittmar. Er wird einer von 230 olympischen Dopingkontrolleuren. Bei den Paralympics, der Olympiade der Behindertensportler, sind 140 Kontrolleure im Einsatz.
Wo der Maßbacher Arzt bei den Olympischen Spielen genau eingesetzt wird, weiß er noch nicht. Wahrscheinlich werde es direkt in London sein. „Die Dopingkontrolleure werden schauplatzorientiert eingesetzt“, erklärt Dittmar. Das heißt, es gibt Kontrolleure für jede Sportstätte, etwa die Stadien, ebenso wie für das olympische Dorf oder für den Hyde-Park.
Normalerweise nimmt Diethard Dittmar bei den Dopingkontrollen von jedem Sportler Blut- und Urinproben. Bei den Olympischen Spielen in London „dürfen aus rechtlichen Gründen ausländische Ärzte kein Blut abnehmen“, erklärt der Mediziner aber.
Viele Hochleistungssportler hat der Maßbacher schon auf Doping kontrolliert. Wen genau, darf er nicht sagen. In diesem Jahr hat Dittmar schon 230 Sportler kontrolliert. Vorzugsweise ist der Mediziner im Gebiet Halle, Leipzig, Erfurt und Oberhof unterwegs, wo er auch die Elite der Biathleten schon kontrolliert hat. Aber auch ins benachbarte Ausland führt Dittmar der Antidoping-Einsatz. Vor 14 Tagen etwa war er zur Kontrolle von Radfahrern in Polen. „Da bin ich innerhalb von zwei Tagen über 3000 Kilometer gefahren.“
„Zum ersten Mal wurde ich bei der Eisschnelllauf-WM in Inzell eingesetzt“, erzählt der Mediziner. Das war vor sieben Jahren. Seitdem ist der Maßbacher Arzt europaweit bei Sportereignissen im Einsatz, etwa bei der Weltmeisterschaft der Querfeldein-Radfahrer im vergangenen Jahr in Tschechien.
Ob ein Sportler eine positive Probe abgibt, sei sehr schwer abzuschätzen, sagt der Mediziner. „Ich bekomme das Ergebnis nicht mit. Wenn ein bekannter Sportler gedopt hat, erfahre ich es auch erst aus der Zeitung“, sagt der Maßbacher Mediziner. Von 100 Kontrollen sei eine positiv.
Immer unangemeldet fährt Dittmar zu den Sportlern, bevorzugt in den frühen Morgenstunden. „Ab 6 Uhr dürfen wir kontrollieren“, sagt der Arzt. Das stößt nicht immer auf Begeisterung bei den Sportlern, „aber sehr selten werde ich dumm angemacht“. Im großen und ganzen werden die Kontrollen von den Sportlern akzeptiert. Das Verhältnis zu den Sportlern sei durchaus gut, selten seien die Sportler verstimmt. Am ehesten noch wegen der frühen Kontrollzeiten.
Gewollt sind die Kontrolleure bei den Sportlern dennoch nicht. „Das System ist sehr schwierig und gängelt die Sportler schon sehr“, erklärt der Maßbacher Mediziner. Der Sportler muss ein Vierteljahr im Voraus angeben, wann er sich wo aufhält. Besonders hart traf es in dieser Saison einen Radfahrer, den Diethard Dittmar zwischen März und Mai diesen Jahres neun Mal kontrolliert hat. Ausdauersportler stehen mehr im Fokus der Kontrolleure als beispielsweise Schützen.
Schnell muss es bei den Dopingkontrolleuren gehen. Blutproben müssen innerhalb von 30 Stunden im Labor sein, immer gekühlt transportiert. Urinproben müssen innerhalb von fünf Tagen untersucht werden. „Es kommt auf Feinheiten an“, erklärt der Mediziner.
Wenn am 27. Juli die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London stattfindet, wird auch Diethard Dittmar in den Startlöchern stehen. Auf was er sich am meisten freut? „Einfach nur dabei zu sein.“