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HAMMELBURG: Doktor Etzel und sein Bohrer

HAMMELBURG

Doktor Etzel und sein Bohrer

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    Keine Angst: Dr. Etzel fotografiert die Zähne und erklärt den Patienten, was er behandelt.
    Keine Angst: Dr. Etzel fotografiert die Zähne und erklärt den Patienten, was er behandelt. Foto: Fotos (2): Glatzer

    Es riecht nach Desinfektionsmitteln im Behandlungszimmer eins. Zahnarzt Dr. Claus Etzel trägt Handschuhe, bringt den grünen Mundschutz an und greift nach einem Mikromotor, auf den er den Bohrer aufsteckt. Es summt und brummt.

    „Der Bohrer gehört wohl zu den gefürchtesten Instrumenten eines Zahnarztes, schon allein wegen des Geräusches“, sagt Dr. Etzel und muss schmunzeln. Für ihn ist er eine Arbeitsmaschine, ohne die er seine Tätigkeit nicht ausüben könnte. Wenn er bei der Untersuchung ein Loch im Zahn eines Patienten entdeckt und dieses behandelt, bildet er eine Symbiose mit dem Bohrer. „Der Vorgang geht automatisch vor sich, ähnlich wie beim Autofahren“, erklärt er. Das war natürlich nicht immer so.

    Eigentlich hatte Claus Etzel als Kind selbst große Angst vor dem Zahnarzt. Erst als eine richtig große Behandlung anstand, vor der er sich nicht drücken konnte, gab es eine Versöhnung mit dem Bohrer und dem Beruf des Zahnarztes. Plötzlich hegte er sogar selbst den Wunsch, einmal Zahnarzt zu werden – oder Chirurg. „In beiden Berufen ist ja auch handwerkliches Geschick gefragt, das hat mir gefallen.“

    Der heute 48-Jährige hatte sich bei der Bundeswehr verpflichtet, studierte fünf Jahre lang Zahnmedizin in Würzburg. Es folgten unter anderem Tätigkeiten als Truppenzahnarzt in Landshut, München und Hammelburg, bis Etzel, der in Hammelburg aufgewachsen ist, im Jahr 2002 seine Praxis am Marktplatz eröffnete. Seine Devise: „Ich behandle nicht den Zahn, sondern den Menschen.“ Wichtig findet er, dass man sich in die Ängste des Patienten einfühlen kann. „Wenn ich ihn verstehe, kann ich ihm viel leichter helfen.“ Besonders bei Kindern sei Fingerspitzengefühl gefragt und seine beiden Puppen Willi und Lucy kommen zum Einsatz. Da erzählt er auch mal, dass er selbst gerne Nutella isst. „Süßes darf auch mal erlaubt sein, wenn man danach seine Zähne gründlich putzt.“

    Er weiß aber auch um die Ängste der Erwachsenen vor dem Zahnarzt. Deshalb hat seine Frau Carola das Wartezimmer mal ganz anders gestaltet: Es gibt Wasser und Tee, ein Mini-Brunnen am Fensterbrett sorgt für ein monoton plätscherndes Geräusch und im Hintergrund sind meditative Klänge zu hören. „Hier soll sich der Patient vor der Untersuchung – soweit es geht – entspannen können.“ Dr. Claus Etzel setzt in seiner Praxis auf Prophylaxe, das heißt auf regelmäßige Zahnhygiene und Reinigung. „Damit haben wir großen Erfolg, denn Karies und Parodontose kann vorgebeugt werden.“ Sein primäres Ziel ist der Erhalt der gesunden Zahnsubstanz. „Wenn nicht richtig geputzt wird, lagern sich Bakterien ab, die sich vom Zucker ernähren, der durch Speisen zugeführt wird. Dabei entstehen Löcher“, erklärt er.

    Maschinen braucht er als Zahnarzt gar viele. Besonders beeindruckend findet er die so genannte „Behandlungseinheit“, die letztendlich auch mit dem Bohrer verbunden ist. Dazu gehört der Behandlungsstuhl mit integriertem Sessel, eine Behandlungsleuchte, ein Monitor, der auf einem Schwenkarm sitzt, eine Glasspeischale mit eingebautem Sensor sowie jeweils ein Arztelement und ein Assistenzelement. Auf letzteren sitzen Köcher, in denen die verschiedenen Instrumente aufbewahrt werden.

    Wenn er bohren muss, nimmt Etzel einen Mikromotor aus dem Köcher, setzt ein Winkelstück darauf und dann zum Beispiel den Rosenbohrer. Durch die Winkelstücke werde die Drehzahl des Motors verändert, erklärt der Zahnarzt. Die Höchstgeschwindigkeit, die er mit einem Diamantbohrer erreicht, „wenn dieser über den Zahnschmelz saust“, liegt bei 120 000 Umdrehungen pro Minute, schwärmt er. Besonders toll findet der 48-Jährige, dass er mit einem Gaspedal viele Funktionen automatisch steuern kann, „eben wie beim Autofahren“.

    Wenn ein Patient bei Dr. Etzel auf den Stuhl kommt, wird erstmal ein Foto von den Zähnen gemacht. Dieses wird auf den Monitor am Behandlungsstuhl übertragen. „So kann ich meinen Patienten erklären, was ich an ihren Zähnen machen werde.“ Natürlich braucht er die Unterstützung durch seine zahnmedizinische Fachangestellte Lisa. „Ohne sie kann ich nicht arbeiten, denn sie saugt den Speichel ab, hält die Zunge ab oder kümmert sich ums Wasser zum Mundausspülen“, erklärt er. Wichtig sei, dass die Kommunikation auch ohne Worte klappt.

    Die Pflege seiner Maschinchen ist dem Zahnarzt verdammt wichtig. Jeden Tag wird die Einheit geputzt, die Instrumente werden nach den Standards des Robert-Koch-Instituts desinfiziert und sterilisiert, erklärt er. Ob es eine emotionale Bindung zu den Maschinen gibt? „Irgendwie schon“, sagt Dr. Etzel und lächelt.

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