Johannes R. Köhler hat sich im Alter von 81 Jahren einen Doktortitel erworben. Dafür hat der Bad Kissinger in den vergangenen 20 Monaten eine Dissertation zum Thema „Welt(Wirtschafts)Macht Musik“ geschrieben. Seit der mündlichen Vorstellung seiner Arbeit am 27. November vor dem Promotionsausschuss der TU Chemnitz führt Johannes R. Köhler nun den Titel Dr. rer. pol.
Um zu erklären, warum er sich als 80-Jähriger hinsetzte, um eine Doktorarbeit zu schreiben, holt Johannes R. Köhler ein wenig aus: „Gott hat mir Talente und die Zeit gegeben, sie umzusetzen. Das wollte ich tun, schon immer. Jetzt kann ich zufrieden sterben, weil ich meine Talente nicht vergeudet habe.“ Diese Erklärung sei Ausdruck von Dankbarkeit. Als Junge sei er schwer erkrankt und habe acht Monate das Bett hüten müssen. Sein Vater starb 47-jährig an Krebs, viele Verwandte erlagen dem Krebs, allein er blieb von dieser Krankheit verschont.
Seit Kindesbeinen ist Köhler Musiker. Der musste aber lange warten, bis er seine Berufung leben konnte. Im elterlichen Geschäft – Handel, Reparatur und Wäscherei für Orientteppiche – lernte er. 1955 übernahm er das Teppichgeschäft, das er bis 1991 führte. Dazwischen fand er Zeit für seine Leidenschaft: Mit 38 begann er 1971 ein Musikstudium am Konservatorium für Musik in Würzburg, das er 1977 als staatlich geprüfter Musikschullehrer abschloss.
Er komponierte Lieder, erfand seine Musik zum Streicheln. Aus dem Erlös seiner Tonträger spendete er umgerechnet gut 700 000 Euro für soziale Einrichtungen. Bundesverdienstkreuz und weitere Ehrungen wurden ihm zuteil. Aber all das war ihm nicht genug. Er wollte sein Wissen über die Musik, all das, was er sich während des Studiums und autodidaktisch erworben hatte, nicht ungenutzt lassen.
Vor zwei Jahren reifte bei einem Gespräch mit Prof. Ludwig Gramlich von der TU Chemnitz, seinem späteren Doktorvater, die Idee zum Thema. Köhler, damals 79, wollte sich dem Thema Musik und Wirtschaft widmen. Es folgte eine 20-monatige Recherche, größtenteils via Internet, wie Köhler berichtet. Die 186 Seiten umfassende Dissertation sei „der Versuch, den Weg der Musik in die Wirtschaft nachzuvollziehen. Dabei sei es nötig gewesen, den Werdegang der Musik soweit wie möglich zurückzuverfolgen, um dann einen Überblick zu gewinnen, wie und auf welche Weise sich die Musik nicht nur verändert hat, sondern über welche Stationen die Welt der Musik letztendlich in der Weltwirtschaft gelandet ist“, fasst Köhler zusammen.