Eine sinnvolle und abwechslungsreiche Verständnishilfe zur derzeitigen Ausstellung von Christo und Jeanne-Claude in der Alten Aula war der Vortrag von Kunsthistoriker Dr. Kurt Ruppert in der Münnerstädter Rathausdiele allemal. Dabei beleuchtete der Referent aus Bamberg vor etwa 30 Besuchern vor allem die künstlerische Symbiose der beiden, die beide am gleichen Tag, dem 13. Juni 1935, geboren wurden: Christo als Vladimirov Javacheff in Bulgarien in eher ärmlichen Verhältnissen, Jeanne-Claude in Casablanca als adelige Tochter.
Kompliziertes Liebesverhältnis
Ihr Liebesverhältnis entwickelte sich zunächst kompliziert, da Christo anfangs mit Jeanne-Claudes Halbschwester Joyce liiert war und die folgende Heirat mit Jeanne-Claude ihre Eltern schockierte. Einen Sohn, Cyrill brachten beide hervor. Ruppert verstand es, die Beweggründe von Christo zu seinen weltumfassenden Verhüllungen zu beleuchten, die stets im Einklang mit der Natur, im Umgang mit Materialien und Objekten das Bewusstsein des Betrachters schärfen. An Ausstellungsbeispielen verdeutlichte Ruppert Christos Ideen, bei denen überbrückte Täler, verhüllte Bäume, Brücken oder Stadtmauern, Kunst im Park, an Küsten und umsäumte Inseln sensationelle Effekte auslösten.
Seit 1959 widmete sich Christo Verhüllungen; bei einem Besuch in Prag floh er in den Westen, ging nach Paris, wo Christo und Jeanne-Claude gemeinsam Großprojekte entwickelten. 1964 gingen sie nach New York, lebten anfänglich in Armut, was beide zusammen schweißte, und gingen mit ihren gemeinsamen Werken eine fast symbiotische Beziehung ein, deren erstaunliche Früchte in der Münnerstädter Ausstellung grandios dokumentiert sind.
Christo und Jeanne-Claude: Die Ausstellung in der Alten Aula ist täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr geöffnet.