Während noch nicht feststeht, ob die beiden thüringischen Landkreise Hildburghausen und Sonneberg irgendwann einmal zu Franken gehören werden, ist man jenseits der südöstlichen Grenze des Frankenlandes offenbar schon ein ganzes Stück weiter: In der Oberpfalz legen für die Handelskette tegut, die auch Filialen in Bad Kissingen und Bad Brückenau betreibt, rund 6000 Hühner auf einem Bioland-Hof „Frische Bio-Eier aus Franken“.
Gemerkt hat das vor wenigen Tagen eine tegut-Kundin aus Bad Königshofen, als sie – aufgeschreckt durch den neuen Lebensmittelskandal um falsch deklarierte Bio-Eier – nachsehen wollte, wo die im tegut-Markt angebotenen Bio-Eier denn herkommen. Nach Eingabe des auf dem Ei aufgedruckten Codes auf einer entsprechenden Website im Internet dann die Überraschung: Die „Bio-Eier aus Franken“ werden auf dem Bioland-Hof Heislbetz im oberpfälzischen Berching gelegt.
Wenige Kilometer Luftlinie
Der Ort liegt zwar nur wenige Kilometer Luftlinie von der Grenze zu Mittelfranken entfernt, aber eben doch im Regierungsbezirk Oberpfalz. Für die tegut-Kundin ist deshalb klar, dass der Aufdruck auf der Eierschachtel nicht korrekt sein kann. „Wenn Bio-Eier aus Franken draufsteht, müssen doch auch Bio-Eier aus Franken drin sein“, sagt sie bestimmt. Das sieht auch der Bad Königshöfer Rechtsanwalt Werner Schilling so, der selbst tegut-Kunde ist und sich ebenfalls wundert über den Aufdruck auf der Eier-Schachtel.
„Der Verbraucher wird getäuscht, wenn die Herkunft des Produkts nicht korrekt angegeben wird“, urteilt er. „Ein Ei, das in der Oberpfalz gelegt wurde, ist nun mal kein fränkisches Ei. Und das muss auf der Verpackung auch draufstehen.“
Am tegut-Firmensitz in Fulda ist man sich bewusst, dass der Bioland-Hof in Berching nicht in Franken liegt. Von einer bewussten Täuschung des Verbrauchers könne man aber nicht sprechen, so tegut-Sprecherin Andrea Rehnert am Mittwoch gegenüber der Main-Post.
Der Hof liege zwar wenige Kilometer von Mittelfranken entfernt, doch gebe es keine fühlbare Grenze mehr zwischen den beiden Regierungsbezirken. Touristisch gesehen arbeiteten Mittelfranken und die Oberpfalz eng zusammen. „Wichtig ist doch, dass wir exzellente Bio-Betriebe haben, und da gehört der Hof in Berching ohne Zweifel dazu.“ Dennoch räumt Andrea Rehnert ein, dass der Aufdruck so nicht korrekt ist. Der Oberpfälzer Biohof beliefere tegut erst seit Juli 2012 mit Eiern. „Schon damals gab es Überlegungen, den Aufdruck auf den Eierschachteln zu ändern“, so die Unternehmens-Sprecherin. Dies sei noch nicht geschehen, da man erst noch die vielen alten Aufkleber aufbrauchen wollte.
Sie gehe davon aus, dass dies nun schnell geschehen wird. „Dann werden aus Bio-Eiern aus Franken Bio-Eier aus Bayern.“