"Begeistert bin ich nicht", so Hubert Witzel von der gleichnamigen Spedition aus Wildflecken. Die Mehrkosten, die durch die Maut den Spediteuren entstehen, müssten ja irgendwie an den Kunden weitergegeben werden. Doch für Witzel hat die Maut auch etwas Gerechtes: Da sein 60-Mann-Betrieb mit seinen 46 Lastwagen in ganz Europa fährt, wird er schon seit Jahren zum Beispiel in Frankreich, Italien oder Spanien zur Kasse gebeten. Insofern sei es nur gerecht, dass nun auch die ausländischen Lastwagen zahlen müssen, so Witzel. Das würde nämlich zumindest in diesem Bereich für Chancengleichheit sorgen.
Gut gerüstet für den 1. Januar ist man bei der Wildfleckener Spedition: Alle 46 Fahrzeuge haben die so genannten On-Board-Units eingebaut, laut Witzel funktionieren sie auch bis auf eines, das aber erst Anfang Januar repariert werden kann.
Die Maut wird entweder durch die genannten On-Board-Units, im Fahrzeug eingebaute Geräte, bezahlt oder durch manuelles Einbuchen im Internet oder an 3500 Mautstellen-Terminals - in der Region Bad Brückenau gibt es die in der Agip-Tankstelle und vor der OMV-Tankstelle in Bad Brückenau sowie an der Raststätte Rhön und der Raststätte Uttrichshausen auf der A 7. Da aber vor allem ausländische Spediteure die Maut boykottieren, wird zum Start am 1. Januar ein Chaos an den Grenzen befürchtet, da sich die Lkw-Fahrer bei fehlenden On-Board-Units manuell einbuchen müssen und es so zu langen Schlangen an den Grenzübergängen kommen könnte.
Frage der Kosten
Ein großes Problem könnte die Maut für die Spediteure der Region dann werden, wenn sie auf den gesamten Kosten sitzen blieben. Bei einem Fahrzeugpark von 46 Lastwagen wie bei der Spedition Witzel sind schnell ein paar 100 000 Euro pro Jahr zusammen, die entrichtet werden müssen. Hubert Witzel hofft darauf, dass er zumindest die Maut für die so genannten Lastkilometer - also die Fahrten, bei denen Waren transportiert werden - auf die Kunden umlegen kann. Ansonsten seien die Überlebenschancen für die Unternehmen sehr gering.
Das sieht auch sein Kollege Oswald Hüfner aus Volkers so. Er findet drastische Worte für die Maut: "Ich wünsche den Betreibern, dass das Ding zusammenbricht." Aus Sicht von Hüfner, der mit sieben seiner 20 Lastwagen in ganz Europa unterwegs ist, hätte man ein weit weniger kompliziertes System wie zum Beispiel das aus Österreich wählen sollen. Aber es sind nicht nur die befürchteten technischen Schwierigkeiten, die Hüfner die Zornesröte ins Gesicht treiben. Vielmehr fürchtet er, dass die Maut für seine Firma mit 33 Mitarbeitern existenzgefährdend werden könnte. Eine Fahrt von Hamburg nach Salzburg kostet zum Beispiel laut Hüfner gut 240 Euro. Rechnet man alles zusammen, dann kommen alleine bei der Spedition Hüfner im Jahr Mehrkosten von 300 000 Euro zusammen.
"Die Situation ist grau und düster, es ist sich keiner im Klaren, was da auf uns zukommt", so Oswald Hüfner. Wenn es nicht gelingt, wenigstens einen Teil der Kosten umzulegen, dann fürchtet er bis zum Ende des Jahres 2005 um seine Firma.
Optimistisches Bundesamt
Dass mit der Einführung der Lastwagen-Maut auf den deutschen Autobahnen ab 1. Januar das Chaos ausbricht, davon geht Gerd Frischat vom Bundesamt für Güterverkehr nicht aus. Er prüft und kontrolliert in der Region die von Toll Collect bereit gestellte Technik und ist mit den Tests in der jüngsten Vergangenheit zufrieden. "Wir gehen davon aus, dass es klappt", so Frischat.
Eines bleibt im übrigen abzuwarten: Ob die Lastwagenfahrer versuchen, sich über Bundesstraßen der Maut zu entziehen. Während Oswald Hüfner das für wahrscheinlich hält, glaubt Hubert Witzel nicht daran. Das sei nur bei ganz wenigen Bundesstraßen möglich, wo man auch schnell voran komme. Die gesparte Maut helfe wenig, wenn man die vorgegebene Lieferzeit wegen des Verkehrs auf einer Bundesstraße nicht einhalten könne, so Witzel.