Bei der Woche der Bibliotheken liest Sebastian Fickert aus seinem neuen Krimi „Eckert oder der Vogel im Weinberg“ und macht zwischendurch selbst Musik. Wie schafft es ein Vollzeitjurist, Familienvater und Laienschauspieler so zwischendurch ein viertes Buch zu schreiben? „Ich schaue kein Fernsehen und habe viel Energie“, verrät Sebastian Fickert. Außerdem hält er sich mit Schwimmen und Atemmeditation fit.
Der ehemalige Hammelburger und jetzige Versbacher ist Richter am Landgericht Würzburg. Bislang erschienen im Verlag Königshausen und Neumann seine Bücher „14 Wochen Japan“, „Der Frosch auf dem Wasser“ und „Kasachstan – eine kurze Reiseerzählung“. Das neueste Werk ist sein erster Krimi. Der handelt von dem finanziell unabhängigen Bonvivant aus Würzburg, Max Eckert, der gerne Ladys für eine Nacht aufreißt und seine Identität dabei gerne im Unklaren lässt. Er erfindet sich immer wieder neu. Eine, die nicht auf ihn reagiert, will er unbedingt beeindrucken und behauptet, er sei Privatdetektiv. Drauf springt sie an, engagiert ihn vom Fleck weg, natürlich um den Ehemann zu beschatten und aus dieser Nummer kommt Eckert nicht mehr raus.
Zweite Ebene
Bis hierhin ist Fickerts Krimi einer unter vielen Würzburg-Krimis, die die sommerlichen Weinfeste beschreiben, die Alte-Mainbrücke-Idylle betonen und das Unterfrankenjuwel leuchten lassen. Doch dann kommt eine zweite Ebene hinzu, die den Leser gefangen nimmt. Es geht um organisierte Kriminalität, um eingeschleuste Vietnamesen.
Scheinbar unabhängig von Eckert wird die Geschichte des Vietnamesen Ho erzählt. Wie er in die Hände der Raffsüchtigen und Globalplayer kam, die die Ärmsten ausnutzen, die ohne Papiere in einen Teufelskreis geraten. Am Ende fließt Blut und Eckert muss raus aus dem idyllischen Würzburg, rüber nach Prag.
Das Schildern der verbrecherischen Strukturen klingt sehr authentisch. „Natürlich stammt da einiges aus meinen Erfahrungen als Strafrichter“, erklärt der 37-jährige Autor. Ist wohl auch kein Zufall, dass der Eckert ein abgebrochenes Jurastudium hat? „Unbewusst schon möglich“, schmunzelt Fickert. Hingegen sei die Namensähnlichkeit zwischen Fickert und Eckert wirklich purer Zufall. „Darauf bin ich erst im Nachhinein aufmerksam gemacht worden.“
Entstanden ist die Romanfigur Max Eckert während der Olympischen Sommerspiele in London. Beim Lesen von Berichten, wie die Deutschen in Englands Metropole wahrgenommen werden. „Ich wollte einen Helden, der genau das Gegenteil darstellt“, verblüfft Fickert. Nicht zielstrebig, nicht sich selbst darstellend, nicht fleißig ist Eckert, sondern ein sympathischer Taugenichts. Einer, der ein wenig geerbt hat, gerne ausschläft, gerne Wein trinkt, gerne Frauen rumkriegt, gerne der Steffi aus dem Weg geht, denn das könnte etwas Ernstes werden.
Für seinen Krimi hat Sebastian Fickert gut recherchiert. Er kontaktierte einen Detektiv und informierte sich über dessen Arbeitsmethoden. „Ein Buch gewinnt Kraft, wenn es realistisch ist“, sagt er. Bestens vertraut ist Insider Fickert die Polizei- und Richterarbeit. Seine Lieblingsszene aus dem Eckert-Buch? „Die Fahrt nach Prag“, lächelt Fickert.
Während sich Sebastian Fickert auf die Lesung in der Stadtbibliothek freut, bedauern seine Kinder den Termin. Die müssen dann auf das abendliche Vorleseritual mit Papa verzichten und hoffen, dass Mama ihnen aus Räuber Hotzenplotz oder Der König in der Kiste vorliest.
Bibliografische Daten: Fickert, Sebastian: Eckert oder der Vogel im Weinberg, 157 Seiten, Verlag Königshausen und Neumann, ISBN 978-3-8260-5311-5