Einmalig in Deutschland sei die im Garten geplante Biberburg als neuartige Spielhöhle, erklärte Architekt Karl Seufert aus Aschach den Eltern im Bad Bockleter Kneipp-Kindergarten. Die Planung sei für ihn „ein außergewöhnlicher Auftrag“ gewesen, denn es gebe keine Vorbilder. Das „Pilotprojekt für Umweltpädagogik“ soll im Herbst einsatzbereit sein. Der Gemeinderat hatte bereits am Dienstag den Bauantrag einstimmig durchgewunken.
„Es ist schon eine schräge Idee“, begrüßte Christine Eberth-Booms, die Leiterin des Kindergartens, ihre etwa 20 Zuhörer. Doch passe das Projekt hervorragend zum realen Biberrevier in Bad Bocklet. Dort könnten die Kinder das Tier in seiner natürlichen Umwelt erleben, im eigenen Biberbau des Kindergartens sich wie ein Biber fühlen. „Nur was ich verstehe, kann ich auch lieben“, war ihre Botschaft. Zugleich sei die halb in den Hang hinein gebaute Spielhöhle als Ruhezone gedacht, in die sich Kinder ungestört zurückziehen könnten.
„Da der Biber uns sein Fachwissen nicht preisgibt, haben wir erst statische Berechnungen anstellen müssen“, erklärte der Architekt. Doch jetzt sei die Planung abgeschlossen. Der niedrige Haupteingang in den mit Astgeflecht und Holzstangen abgedeckten Rundbau, der mit seinen vier Metern Durchmesser bis zu 20 Kindern Platz bieten soll, sei nur für Kinder passierbar. Erwachsene bekämen über einen anderen, verdeckten Eingang Zutritt, der zugleich als zweiter Fluchtweg gedacht ist.
Die stabilen Seitenwände werden palisadenförmig aus starken Douglasienstämmen gebildet, die der Markt Bad Bocklet aus eigenem Forst dem Kindergarten geschenkt hat. Die Decke werde aus einem „verschachtelten Balkengewirr“ bestehen, das die Kinder wie die Biber selbst mit Ästen verfüllen sollen. Als Fußboden ist eine 20 Zentimeter dicke Schicht aus Hackschnitzeln vorgesehen. Wände und Decke werden mit einer Schweißbahn abgedichtet.
Das ganze Gebilde soll mit unterschiedlich großen Findlingen befestigt werden. Die Lüftung erfolgt über natürliche Öffnungen, für nötiges Licht sollen mehrere in das Geäst gesteckte LED-Leuchten sorgen.
„Holz und Erde – wir verwenden nur Material aus heimatlicher Natur“, betonte Claus Seufert, Mitglied im Bund Naturschutz und langjähriger Fachbetreuer für Umweltbildung im Biosphärenreservat Bayerische Rhön. Er hatte die Leiterin des Kindergartens für dieses Pilotprojekt schnell begeistern können. Heute würden 180 Biber als „Heimkehrer“ wieder in der Rhön leben. Vor Jahren seien sie schon fast ausgerottet gewesen. Der Bad Bockleter Biberbau solle deshalb auch anderen Kindergärten und Schulen zur „hautnahen Wissensvermittlung“ über diese faszinierende Tierart zur Verfügung stehen. Die ersten Voranmeldungen seien schon registriert, erklärte Eberth-Booms. Doch zunächst seien alle Väter und andere Freiwillige zum ehrenamtlichen Arbeitseinsatz aufgerufen. Je mehr beim Bau aktiv mithelfen würden, desto früher sei die Biberburg einsatzbereit. „Unsere Kinder sind schon ganz gespannt.“