Was kaum einer weiß: Leidenberger übernahm 1970 die Schwan-Apotheke, damals die erste und einzige Apotheke der Stadt, von seinem Onkel, dem Apotheker Sippel. Dieser Onkel war es, der Leidenberger maßgeblich in seiner Berufswahl beeinflusste. "Du wirst einmal Apotheker", habe dieser immer gesagt, erinnert sich Leidenberger, der viele Kinder- und Jugendtage in Brückenau verbrachte. Ursprünglich stammt Otto Leidenberger aber aus Ansbach. Dort wurde er am 25. Dezember 1943 geboren. Er wuchs in Ansbach auf und begann nach dem Abitur ein zweijähriges Pharmazeuten-Praktikum, bevor er an der Universität in Würzburg studierte und als Apotheker approbierte.
Der Onkel war bereits verstorben und die Schwan-Apotheke verpachtet, als sie Leidenberger 1970 übernahm. Sechs Jahre führte er die Apotheke in Eigenregie und machte sich 1976 in der Ludwigs-Apotheke selbständig. Dorthin begleitete ihn auch seine Mitarbeiterin Jutta Heinle, die in der Schwan-Apotheke als Auszubildende unter der Regie Leidenbergers begonnen hatte und seither zu den drei Vollzeit- und sechs Teilzeitkräften der Ludwigs-Apotheke gehört.
"Ich habe die gesamte Entwicklung der Apotheken mitgemacht", blickt der 62-Jährige zurück und erinnert sich: "Ich habe das Medikament Contergan verkauft, das freiverkäuflich zu erwerben war", sagt er. Manchmal habe er überlegt, wem er es verkauft hatte. Erst die bedauerlichen Zwischenfälle, so Leidenberger, hätten das Arzneimittelgesetz ausgelöst, das heute den Umgang mit Medikamenten sicherer mache. Leidenberger erinnert sich an die "alten Ärzte", die er noch kennen lernte und nennt Namen wie Dr. Imhof oder Dr. Fischer.
Persönlicher Kontakt wichtig
Leidenberger mochte die netten Kundenkontakte: "Hier hat man eine sehr persönliche Bindung zu den Kunden, das ist unsere Struktur und die habe ich immer versucht zu pflegen". Dazu gehörten auch die Nacht-, Sonn- und Feiertagsdienste, an denen er immer persönlich Dienst machte - jedes dritte Wochenende im Monat. Zum Ende seiner Berufstätigkeit hat er sich einmal die Mühe gemacht, diese Sonderdienste zu zählen - auf über 4600 ist er gekommen. "Vielleicht ein Grund, warum meine Kinder nicht in meine Fußstapfen treten", sagt der verheiratete Vater von drei Kindern.
Zwischen den Notdiensten fand der Apotheker auch mal Zeit für einen Familienurlaub oder ehrenamtliche Aufgaben im Kur- und Verkehrsverein sowie im Kindergarten- und später im Schulverein. Leidenberger gehörte außerdem der Liste der Freien Bürger an, wo er zusammen mit der FDP zwölf Jahre im Brückenauer Stadtrat aktiv war. Heute widmet er sich dem Lions-Club.
Zertifizierte Apotheke
Um seine Apotheke in einem guten Zustand übergeben zu können, legte er sich in den vergangenen zwei Jahren noch einmal richtig ins Zeug. Zusammen mit den Mitarbeitern arbeitete man an einer Zertifizierung der Apotheke. Den Lohn für die Arbeit erhielt er vor gut zwei Monaten mit dem Erhalt der Urkunde - dem Qualitätszertifikat für Apotheken.
Nachdem er mit David Baer (siehe neben stehenden Text) einen guten Nachfolger gefunden habe, falle ihm der Schritt zum Aufhören leichter, sagt Leidenberger. "Ich finde irgendwann muss die Jugend ran, ein Generationswechsel ist gut und wichtig", sagt einer, der sich auch eine Zeit ohne Apotheke gut vorstellen kann.
"Viele Sachen sind nicht gemacht worden", gesteht er. So lange Körper und Geist noch funktionieren möchte er viel lesen. Deshalb wird er künftig die Fachzeitungen beiseite legen und gute Bücher lesen. "Außerdem schwebt mir vor, die spanische Geschichte zu vertiefen. Ich möchte sie erwandern", verrät er. Ein Ziel: Teile des Jakobusweges.