Für die älteren Nüdlinger verbinden sich mit dieser Feldscheune, die im Jahre 1944 errichtet wurde, so manche Erinnerungen. Wie die Landwirte Egid Thomas und Heinrich Hofmann berichteten, war der Anlass für die Errichtung der Feldscheune ein fürchterliches Großfeuer in der Kissinger Straße, das am Tag vor Fronleichnam im Juni 1943 ausbrach und rasch um sich griff.
Fünf landwirtschaftliche Anwesen wurden in Schutt und Asche gelegt. Glücklicherweise konnte das Vieh aus den Stallungen weitgehend gerettet werden, denn zufällig befand sich damals in Nüdlingen eine Kompanie Soldaten, die eine Veterinärausbildung hatten und zupacken konnten. Die Ortsgemeinschaft half außerdem mit, die Folgen der Brandkatastrophe zu lindern.
Richard Wilm, der damalige Bürgermeister und „Ortsbauernführer“ (nach heutiger Bezeichnung Ortsobmann) konnte mit Unterstützung der Kreisbauernschaft den Bau der Feldscheune erreichen, wo die brandgeschädigten Bauern ihr Getreide lagern konnten. Im Protokollbuch der Gemeinde lautet die Eintragung vom 12. Februar 1944 so: „Die seinerzeit unter Vermittlung der Kreisbauernschaft für die Brandgeschädigten gelieferte Feldscheune ist, wenn möglich im Industriegarten an der Haardstraße aufzustellen. Die Scheune soll dann in Zukunft auch für den Drusch von Getreide im Freien verwendet werden“.
Dieses Dreschen an der Feldscheune war überwiegend den vielen kleinen landwirtschaftlichen Betrieben vorbehalten, die ihre von Kühen gezogenen Getreidefuhren zum Dreschplatz brachten und dort, vor der Feldscheune, geduldig zu warten hatten, bis sie an der Reihe waren. Wie Altbürgermeister Adalbert Kiesel sich erinnert, war die Feldscheune anfangs offen und wurde erst später verbrettert. Wegen der Knappheit an Baumaterial wurde das Dach am Anfang mit Brettschindeln eingedeckt, die in den fünfziger Jahren durch Wellplatten ersetzt wurden.
Als sich in den sechziger Jahren die Agrarstruktur gewaltig veränderte und die Zahl der Betriebe schrumpfte, hörte das Dreschen an der Feldscheune auf, und Mähdrescher traten in Aktion.
Die gegenüber dem ehemaligen Bullenstall der Gemeinde gelegene Feldscheune wurde in den folgenden Jahrzehnten als Teil des Bauhofs zur Lagerung von Materialien oder zum Unterstellen von Fahrzeugen und Geräten verwendet. Auch diese Phase ging vor knapp einem Jahrzehnt zu Ende, als die Gemeinde ihren modernen Bauhof am Ortsrand in Richtung Haard errichtete.
Ein Ersatzbau für die Feldscheune ist an dem markanten Platz an der Haardstraße vorgesehen. Wie Ansgar Kiesel, der Chef des AK-Bauservice, ausführte, liegt bisher noch keine konkrete Planung vor.