Das Modell für den Verein Pro Jugend schauten sich die Kissinger 2008 bei einem Kreistagsbesuch in Regensburg ab. 17 Gemeinden leisten sich dort sechs Jugendpfleger. 2010 entschlossen sich sechs Gemeinden des Landkreises Bad Kissingen, ein derartiges Projekt in Angriff zu nehmen. Bei der jüngsten Bürgermeister-Dienstbesprechung zog man Bilanz.
Tobias Meierl kümmert sich in Euerdorf, Elfershausen und Burkardroth um die Belange der Jugend, während Antonia Oblinger in Oerlenbach, Maßbach und Nüdlingen aktiv ist. Beide versuchten zunächst, die Strukturen vor Ort aufzuspüren und einen Draht zu den Jugendlichen zu finden, wie sie den Bürgermeistern darlegten. Für ihre neue Aufgabe absolvierten Meierl und Oblinger beim Bayerischen Jugendring eine Ausbildung zum Gemeinde-Jugendpfleger.
Ihr Bestreben in den Kommunen ist es unter anderem, eventuelle Konflikte um bestehende Jugendräume aufzulösen, die jungen Leute an ihren Treffpunkten aufzusuchen und sie mit ihren Aktivitäten ins Dorfleben zu integrieren. „Beziehungsarbeit“ ist laut Meierl die intensivste Aufgabe: Einen „guten Draht“ zu den jungen Leuten zu finden, hält er für unabdingbar.
Erst wenn Vertrauen aufgebaut ist, könne man auch Kritik anbringen. Dafür müsse man sich viel Zeit nehmen. Erst wenn die Jugend sich ernst genommen und wertgeschätzt fühlt, so Meierl weiter, werden sie sich auch engagieren. Wenn man sich mit den jungen Leuten beschäftigt, bekommt man ein gutes „Stimmungsbild“, sagte Oblinger. Man weiß dann, wie sie zur Gemeinde stehen, wie sie sich selbst sehen und auch, wie sie von der Kommune selbst wahrgenommen werden.
Was im einzelnen in den Kommunen angepackt wurde und wo es möglicherweise erste Erfolge oder aber auch kein Fortkommen gibt, wurde leider nicht dargelegt, obwohl das die anderen Bürgermeister sicher am meisten interessiert hätte. Immerhin war Vereinsvorsitzender und Bürgermeister Günter Kiesel mit Oblingers Wirken in Nüdlingen sehr zufrieden. Die Gemeinde hatte sich für zehn Stunden Jugendarbeit monatlich entscheiden.
Genauso lang ist Oblinger in Oerlenbach und Meierl in Burkardroth aktiv. Auch die Bürgermeister Siegfried Erhard und Waldemar Bug hatten das Gefühl, dass sich diese Art der aufsuchenden Jugendarbeit bei ihnen sehr positiv entwickelt hat. Kritik übte lediglich Bürgermeister Ludwig Neeb (Elfershausen). Seiner Ansicht nach müssten die drei vereinbarten Monatsstunden für die Jugendarbeit ausreichen. Gemerkt habe er jedoch nicht viel von Erfolgen. Im Gegenteil müsse man in die Jugendarbeit mehr Struktur bringen und der Kontakt der jungen Leute zur Gemeinde sollte besser werden.