Etwa 11 000 Soldaten haben in den vergangenen zehn Jahren die Kraftfahrausbildungskompanie in Hammelburg durchlaufen - übrigens die einzige in ganz Bayern. Erstmals jedoch war beim jüngsten Lehrgang eine Frau dabei. Das war für alle Ausbilder etwas Neues. Doch nach dem 15-tägigen Lehrgang war allen klar: Die Frauen stehen ihren Mann.
Seit gut einem halben Jahr ist die 20-jährige Kati Heublein aus dem thüringischen Oberhof bei der Bundeswehr. Ursprünglich hatte sie nach dem Abitur die Polizeischule besuchen wollen. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Frauen die Tür in Kampfeinheiten öffnet, änderte sie jedoch ihre Pläne und schlug die Offizierslaufbahn im Heer ein. Gemeinsam mit zwei anderen Frauen machte sie die achtwöchige Grundausbildung beim Panzergrenadierbataillon 352 in Mellrichstadt und wird nun in den kommenden drei Jahren alle Ausbildungen einer Offiziersanwärterin durchlaufen, um dann als Leutnant ein BWL-Studium beginnen zu können.
Der Panzerführerschein ist Voraussetzung für einen Offizier einer Kampfeinheit, genauso wie die Ausbildung als Richtschütze und der Einzelkämpfer-Lehrgang. Beides steht der jungen Soldatin noch bevor. Mit der Fahrlizenz für den Marder hat sie allerdings schon eine erste große Herausforderung bewältigt. Denn den Schaltknüppel eines Panzers in den Händen zu halten, ist keine ganz einfache Sache. "Ich war schon mächtig aufgeregt", gibt die junge Frau denn auch zu. Immerhin hätte sie ja bei der Prüfung auch durchfallen können. Was übrigens keine Schande ist, denn bei den männlichen Soldaten lag die Versagerquote in den vergangenen Jahren bei zehn Prozent.
Kati Heublein dagegen hat alle überrascht. "Sie hat sich gut angestellt", lobt der Chef der Ausbildungskompanie, Hauptmann Werner Voll. Dabei ging es teilweise ganz schön zur Sache, etwa beim Wechseln der Fahrzeugkette, die ganze zwei Tonnen Gewicht hat. Das technische Know-How lernten die Fahrschüler vorab in der einwöchigen theoretischen Schulung. Danach durften sie am Simulator erst einmal Probe fahren, bevor sie der Fahrlehrer den Marder steuern ließ. Das Gelände-Fahren sei mit das Schwierigste, sagt die Obergefreite, weil man mit viel Gefühl Gas geben und lenken müsse. Mit dem Autofahren sei das nicht vergleichbar. Zwar hat der Panzer auch Gangschaltung, Lenkrad und Handbremse, seinen Lenkpunkt im Vergleich zum Auto jedoch in der Mitte, weshalb er auf Lenkbewegungen ganz anders reagiert. Ungewohnt sind außerdem die vielen Instrumente, die die Panzerfahrerin immer unter Kontrolle haben muss. Die eingeschränkten Sichtverhältnisse erfordern ständigen Kontakt über Bordfunk mit dem Kommandanten des Panzers, ohne dessen Anweisungen kein Meter gefahren werden darf.
"Ganz schön eng" geht es in einem Panzer zu, musste die junge Soldatin erfahren. Mit 1,70 Meter Größe bringt sie deshalb die idealen Voraussetzungen mit. Doch nicht nur die Körpergröße muss stimmen, auch Fitness ist gefragt. Der Fahrschüler muss zudem eine "reine Weste" haben, verweist Kompaniechef Voll auf das strenge Auswahlverfahren. Wer sich also Punkte in Flensburg eingesammelt hat, fällt von vorneherein durchs Raster. Kati Heublein als leidenschaftliche Sportlerin und Autofahrerin brachte alle Voraussetzungen für den Panzerführerschein mit. Jetzt peilt sie als nächsten Ausbildungsabschnitt den Einzelkämpfer-Lehrgang an.