Langsam mahlen die Mühlen der Verwaltung – besonders, wenn es um die Zukunft der stillgelegten Sinntalbahn geht. Ein kleiner Schritt für eine sinnvolle Nachnutzung wurde nun getan. Im Landratsamt wurden die Argumente für oder gegen das geplante Entfernen der Gleise und Schwellen erörtert.
Beantragt hatte den Rückbau die Deutsche Bahn. Schließlich fuhr auf der 31 Kilometer langen Strecke zuletzt am 27. Mai 1988 planmäßig ein Personenzug. Güterzüge verkehrten auf der Strecke noch bis 2002. Die Natur hat sich den Gleiskörper zurückerobert. Teile der Trasse sind instabil oder sogar, wie bei Römershag, abgerutscht.
Für die Genehmigung des Rückbaus sind zeitaufwendige Verwaltungsverfahren nötig, so wie die Planfeststellung nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz. In deren Rahmen fand nun der Erörterungstermin statt. Organisiert hatte ihn die Regierung von Unterfranken im Auftrag des Eisenbahnbundesamtes in Nürnberg.
Drei Arten von Stellungnahmen
Deswegen war auch Heiko Brückner, Sachgebietsleiter Straße- und Schienenverkehr dabei: „Es gab drei Arten von Stellungnahmen“, sagt er. Die ersten seien die ohne Einwendungen gewesen. Die zweiten die der anliegenden Kommunen, des Landratsamtes und des Regierungspräsidiums Darmstadt: „Sie sind mit dem Rückbau einverstanden, fordern aber zum Beispiel, die Bahnübergänge verkehrssicher zu machen und den Rückbau im Sinne des Naturschutzes zu bestimmten Zeiten durchzuführen“, so Brückner.
Die Bahntrasse soll nicht gänzlich verschwinden. Der Schotter soll laut Deutscher Bahn liegen bleiben. Für die Idee, einen asphaltierten Radweg auf der ehemaligen Strecke zu bauen, wäre das kein Nachteil.
Diesem und ähnlichen Vorhaben steht die dritte Art von Stellungnahmen komplett entgegen. „Einige Verbände wie Bund Naturschutz, ProBahn und Verkehrsclub Deutschland (VCD) wollen die Verkehrsstruktur erhalten“, so der Mann von der Regierung. Die Strecke solle wiederbelebt werden.
Touristische Nutzung
Ihm liege eine Liste von Willensbekundungen vor. Einerseits von privaten Schienenverkehrsunternehmen, andererseits von Museumsbahn- und anderen Vereinen, die die Strecke touristisch nutzen wollten.
Aus dem Altlandkreis waren Wildfleckens Bürgermeister Alfred Schrenk und Wilhelm Friedrich, Ortschef von Zeitlofs, zum Termin gefahren. „Ich schätze die Leute von Verbänden wie dem Bund Naturschutz sehr. Sie sind Idealisten, die ehrenamtlich für den Erhalt der Strecke kämpfen. Aber ich bin sehr skeptisch, ob das etwas bringt“, sagt Schrenk.
Viele Jahre sei Zeit gewesen, Konzepte für eine Nachnutzung zu entwickeln: „Wir brauchen jetzt eine schnelle Entscheidung, können nicht nochmal fünf Jahre warten.“
Wenn es gut läuft Ende 2012
Ganz so schnell, wie Schrenk hofft, wird es wohl nicht gehen. Heiko Brückner wird die beim Erörterungstermin vorgetragenen Argumente zu einer abschließenden Stellungnahme zusammenfassen und an das Eisenbahnbundesamt (EBA) schicken. Dort wird endgültig entschieden, ob die Bahnstrecke zurückgebaut wird: „Wenn es gut läuft, könnte die Entscheidung in der zweiten Jahreshälfte 2012 feststehen. Aber das ist reine Spekulation“, so Brückner.
Dann hofft Alfred Schrenk, dass ein weiteres seiner Anliegen berücksichtigt wurde: Er möchte, dass in den Bahnhöfen Bad Brückenau und Wildflecken der Schotter entfernt wird. Denn: „Welcher Investor kauft sonst solche mit Altlasten belasteten Gelände?“