Sozusagen in der Nacht vor dem Heiligen Abend 1971 wurde die lange als Traumvorstellung angesehene Eingliederung der Gemeinden Poppenlauer, Theinfeld, Weichtungen und Volkershausen in den Markt Maßbach Wirklichkeit. Zu später Stunde unterzeichneten die Bürgermeister Adolf Faust (Volkershausen), Karl Geiling (Poppenlauer), Erich Schmitt (Maßbach), Emil Schmitt (Theinfeld) und Rudolf Gessner (Weichtungen) die Verträge im Sitzungssaal des Maßbacher Rathauses.
In letzter Minute hatte es noch eine Verzögerung gegeben. Am gleichen Tag hatten nämlich Thundorf, Theinfeld und Rothhausen die Antwort auf eine Eingabe vom April des Jahres erhalten, wonach sich die drei ehemals selbstständigen Gemeinden zusammenschließen könnten. Dadurch wurde man in Theinfeld noch einmal unsicher über den Eingliederungsbeschluss nach Maßbach. Man fuhr trotzdem hin und führte vor der Versammlung noch einmal ein längeres Gespräch mit Landrat Magnus Hermann. Schließlich kam auch hier kein anderes Ergebnis zustande, die Theinfelder blieben bei ihrer Entscheidung und bekannten sich mit einem einstimmigen Votum zur Eingemeindung nach Maßbach.
Bedauert wurde von Maßbacher Seite nur, dass Thundorf abseits blieb. Dabei gab sich der Gemeinderat viel Mühe, um auch das Gremium von Thundorf für den Anschluss an den Markt Maßbach zu gewinnen. Da man angeblich in Thundorf sich geäußert hatte, der Maßbacher Gemeinderat solle sich noch einmal in Thundorf vorstellen und seine Meinung äußern, warf man sich in den besten Anzug und rollte noch vor der auf 20.30 Uhr angesetzten Vertragsunterzeichnung auf den Weg nach Thundorf.
Dort wurde man im Rathaus zwar sehr stürmisch, aber nicht gerade freundlich aufgenommen. Vielmehr erschien den Maßbachern die Haltung der Kollegen aus dem Wasserschlossdorf geradezu feindlich und so zogen sie sich schleunigst wieder in ihren Bus zurück. Daheim sagten sie mehr oder weniger resignierend, aber auch belustigt: „Wir wurden in die Flucht geschlagen.“ Und das so kurz vor Weihnachten. Das alles ist nun schon 40 Jahre her. Längst haben sich die Wogen geglättet.
Es gab dann aber noch das zweite große Kapitel der Gebietsreform, nämlich die Wiederausgliederung von Theinfeld aus dem Markt Maßbach 1978. Viel Emotionen weckte das Vorhaben, wenngleich der Zweite Bürgermeister und Ortssprecher von Theinfeld, Emil Schmitt, bekennen musste: „Ich glaube in Theinfeld wissen die wenigsten, worum es eigentlich geht.“ Das war, nachdem sich die Bürger mit großer Mehrheit für den Verbleib bei Maßbach ausgesprochen hatten. Mit 80 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen dokumentierten die Theinfelder damit, ihr künftiges Heil nicht bei den Gemeinden Thundorf und Rothhausen zu suchen.
Und weil in der Gerüchteküche auch giftige Pfeile abgeschossen wurden, griff sogar der damalige Ortspfarrer Oskar Pflüger in die Diskussion ein. Er soll gesagt haben: „Es ist nicht wahr, dass ich in dieser Angelegenheit beim Bischof war.“ Mit Empörung hat man in Maßbach auf die veröffentlichte Zielplanung zur Gemeindegebietsreform der Regierung reagiert, die eine Ausgemeindung des erst zum 1. Januar 1972 freiwillig in den Markt Maßbach eingegliederten Theinfeld festgesetzt hatte.
Speziell Theinfeld, so argumentierte man in Maßbach gegenüber der Bezirksregierung, habe enorm profitiert, weil über die Sonderschlüsselzuweisungen Mittel investiert wurden. Gemessen an dem Haushaltsvolumen der früheren Gemeinde Theinfeld hätten diese Maßnahmen alleine nicht umgesetzt werden können.
Darauf hingewiesen wurde auch, dass bei seinerzeit nur 110 wahlberechtigten Theinfelder Bürgern (2800 waren es damals in der Großgemeinde Maßbach) mit Emil Schmitt ein Vertreter in den Gemeinderat und noch dazu zum Zweiten Bürgermeister gewählt wurde. In Maßbach sah man sich durch den Vorschlag der Regierung getäuscht, ja man sprach sogar von Betrug.
Mit einem 10:4 Stimmenbeschluss hatte der Marktgemeinderat Maßbach 1975 erneut seine Bereitschaft erklärt, mit der Gemeinde Rannungen und der neu zu bildenden Gemeinde Thundorf mit Rothhausen eine Verwaltungsgemeinschaft zu bilden. Nach wie vor beharrte – am Ende vergeblich – man auf den Verbleib von Theinfeld.
Das Argument der Regierung von der fehlenden gemeinsamen Grenze zwischen Theinfeld und Maßbach versuchte man zu entkräften. So hatte man von Münnerstadt die Zusage, im Tauschverfahren einen Teil im südlichen Bereich des Stadtteils Seubrigshausen zu erhalten, mit dem auf mehrere Hundert Meter ein räumlicher Anschluss von Theinfeld an Maßbach erreicht worden wäre.
Auf der Gegenseite ging die Ransbachmühle bei Weichtungen mit rund 150 Hektar Umland an Maßbach. Dass sich der Landtag die Entscheidung mit der Ausgliederung von Theinfeld nicht einfach gemacht hat, werde deutlich, so Altbürgermeister Felix Braun, dass sich der Petitionsausschuss des Landtags bei einer Fahrt durch die Gemeinde ein Bild von der Situation machte.
Es blieb viel zu klären und richtigzustellen. Bürgermeister Erich Schmitt entschloss sich letztendlich zu der Aussage: „Wollen wir doch alle Differenzen vergessen und neu anfangen. Wir sind dazu verdammt, in diesem Raum zusammenzustehen und zusammenzuarbeiten.“ Denn, so Schmitt weiter: „Nur die Gemeinsamkeit macht stark.“