Kameradschafts-Geist und Spaß am Tanzen sind das Erfolgsgeheimnis für den Show-Tanz. Wenn die 24 Beine scheinbar mühelos durch die Luft wirbeln und die Narren in den überfüllten Sälen vor Begeisterung jubeln und auf den Fingern pfeifen, dann weiß die Garde von der Untererthaler Karnevalsgesellschaft (UKG): "Jetzt haben wir es wieder einmal geschafft". Mit dem Show-Tanz, einer originellen Kostümierung und dem körperlichen Einsatz bis zur Leistungsgrenze haben sie sich wieder einmal in die Herzen des Publikums getanzt.
Als besonders hart für die persönliche Kondition empfindet es Marc Scheller, wenn er nur wenige Stunden Schlaf hat. Am Freitagabend gegen Mitternacht hat er noch auf der Bühne gestanden und wenige stunden später soll der 18-jährige Azubi schon in der Backstube stehen und die Samstagsbrötchen backen. "Das ist hart", gibt er zu, aber um nichts in der Welt wolle er auf den Show-Tanz verzichten.
Scheller ist erst seit Dezember 1998 bei der Garde und er ist der einzige männliche Tänzer dort. Damals ist er für den ausgeschiedenen Gerold Stadler eingesprungen. "Ich bin mit offenen Armen empfangen worden. Wir verstehen uns bis zum heutigen Tag ausgezeichnet", ist er froh. Scheller hat aber noch ein weiteres Hobby, er tritt nämlich auf privaten Feiern als Imitator auf. So könne er Joe Cocker, Tom Jones, Freddy Mercury oder Wolfgang Petri nachmachen, selbst Tina Turner habe er im Repertoire. Seine große Liebe gelte aber dem Show-Tanz, der ihm so gut gefällt, dass er auch TV-Angebote "nicht ohne meine Garde" wahrnehmen würde, scherzt er.
An die freundliche Aufnahme in der "totalen Super-Gemeinschaft" im September 1999 denkt die 24-jährige Verwaltungsangestellte Birgit Ballmann gern zurück. Für die zwei oder drei wöchentlichen Proben scheut sie sogar die Anfahrt aus Bad Kissingen nicht. Der Kontakt zur Garde entstand während eines Krankenhausaufenthaltes durch ihre Zimmergenossin Simone Baus.
Maika Wüscher aus Untererthal ist schon seit ihrer Kinder-Garden-Zeit 1989 bei der Gruppe. Die 19-Jährige lernt Arzthelferin und macht in ihrer restlichen Freizeit gern Musik. Obwohl die Übungen für den Show-Tanz ihr "gehörig viel Zeit" weg fressen, hält sie eisern zur "tollen Gruppe" und hofft, dass alle mit Erfolg zusammen bleiben.
Nach der Session - ab Aschermittwoch - gilt für Bianca Hillenbrand nur noch: "Mit Volldampf für das Abitur pauken". Bis dahin allerdings schwingt die 18-Jährige gern ihre Beine für den Show-Tanz der Garde. Auch mit Basketball hält sie sich fit. Die Klarinette spielt sie in der heimischen Kapelle. Für Jokes und Parties mit viel Spaß ist sie stets zu haben. Auch sie hat in der Kinder-Garde angefangen.
Die Planung für einen Show-Tanz fängt immer schon recht früh an. "Die Idee für unseren Regenwald-Tanz kam uns direkt zum Ende der letzten Session", verraten die Trainerinnen Katja Helm-Ebert und Yvonne Hillenbrand. Zuerst haben sie die Musik von den "United DJs" gehört, die ihnen so gut gefiel. Die Anlehnung an das von Katastrophen und Armut geprägte Südamerika und den erhaltenswerten Regenwald war hergestellt. Da kamen die passenden Ideen für die Choreographie und die Kostüme wie von selbst. Sie freuen sich, ihre Kreativität einzubringen.
"Ohne unsere Helma Leitschuh läuft nichts", behaupten die Tänzer. Die näht nämlich schon seit Jahren als guter Geist im Hintergrund alle zwölf Fantasie-Kostüme für die Garde und auch die Bekleidung für das Männer-Ballett und die Kinder-Garde. Wie eine zweite Haut sitzt das urwaldgrüne Seidenkostüm. Auf dem Kopf prangt ein Helm mit Federn aus der Boa. Nach der Session kann man die Kleider auf dem Basar kaufen. Die Preise zwischen 100 und 150 Mark decken noch nicht einmal den Bruchteil der tatsächlichen Kosten.
Doch mit der Bekleidung ist das Outfit noch nicht fertig. Mit viel Geduld tragen die Tänzerinnen sich gegenseitig die Schminke auf. Das kann schon mal zwei Stunden dauern.