„Hab' ich“ – das antwortet Marga Pfeuffer meistens auf die Wünsche ihrer Kunden und seien sie noch so speziell. Egal ob ein spezielles Küchengerät, ein Einweckglas, eine besondere Schraube oder eine Mausefalle. Die 79-jährige Seniorchefin des Fuchsstädter Fachgeschäfts Pfeuffer hat es bestimmt in ihrem Sortiment, weshalb sie von ihren Kunden auch liebevoll „Frau Hab' ich“ genannt wird.
Vor 60 Jahren hat alles angefangen, erzählt sie bei einem Termin mit der Main-Post in ihrer Mittagspause und lächelt. Relativ klein im ehemaligen Wohnhaus der Familie an der Ecke Kissinger/Schweinfurter Straße. Aber: „Wir haben schon damals alles angeboten, was man braucht“, sagt Marga Pfeuffer und erwähnt Utensilien wie Töpfe, Gartenmöbel, Waschkessel, Öfen und Herde. „Sogar Fließen- und Bodenbeläge hatten wir im Sortiment.“ Das gibt es heute nicht mehr ebenso wie das Eisen- und Bauteilelager, „aus dem die gesamte Fuchsstädter Kanalisation konstruiert wurde“.
„Es macht mir bis heute großen Spaß.“
Marga Pfeuffer Seniorchefin
Aufregend war die damalige Zeit. So besaß Marga Pfeuffer eine der ersten Waschmaschinen in der Gegend und zur Präsentation eines der ersten Fernsehgeräte kamen viele Bürger aus dem Dorf neugierig in den Laden. Sechs Kinder hat sie geboren und groß gezogen und daneben immer gearbeitet. „Es macht mir bis heute großen Spaß“, sagt sie und man glaubt es ihr sofort. Urlaub war und ist für die kleine, zierliche Frau ein Fremdwort. Mal eine kurze Reise am Wochenende, aber sonst? „Einmal war ich acht Tage in Tunesien, nach drei Tagen hatte ich alles gesehen und wollte nach Hause.“
Ihr Zuhause ist das Geschäft, das sie mit ihrem 2003 verstorbenen Mann Theodor aufgebaut hat. Ein Flyer von damals erzählt Geschichte: „Neueröffnung eines Fachgeschäftes für Haus- und Küchengeräte“ steht darauf, am 1. September 1952. Die Eröffnungsschlager waren – das vergisst Pfeuffer nie – Einmachgläser zu besonders niedrigen Preisen. „Die gibt es auch heute noch, und sie sind gefragter denn je.“
Schon von Kindesbeinen an wollte die heute 79-Jährige Kauffrau werden, spielte als kleines Mädchen am liebsten Kaufladen. Dankbar ist sie, dass sich der Wunsch erfüllt hat. Ihre Lehre absolvierte sie im eigenen Betrieb, ihr Lehrmeister war ihr Mann. Ein wenig ungläubig blickt sie nun auf das 60-jährige Bestehen des Unternehmens, das sich den Gegebenheiten der Zeit immer angepasst hat. Weil der alte Laden aus den Nähten platzte, entstand 1964 ein neuer größerer Betrieb mit einer Fläche von über 200 Quadratmetern. „Ein modernes Geschäftshaus, das in seinem Umfang und seiner Größe städtischen Charakter in sich trägt“, wurde damals in der Zeitung berichtet.
Das Familienunternehmen entwickelte sich zu einem führenden Fachgeschäft für Elektrogeräte weit über die Grenzen von Fuchsstadt und Hammelburg hinaus und war und ist zugleich Ausbildungsbetrieb. „Unsere Kunden kamen schon damals von weiter her, weil sie wussten, dass man hier alles bekommt“, so Marga Pfeuffer stolz. Heute präsentiert sich das Unternehmen nach weiteren Umbauten und Vergrößerungen auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern. Wer glaubt hier das bunte Sammelsurium eines dörflichen Krämerladens vorzufinden, täuscht sich gewaltig. Einem hoch modernen Küchenstudio schließt sich eine Elektro-, Fernseh- und Radioabteilung an sowie ein Haushaltsbereich. Im Untergeschoss gib es das Fahrradcenter und ein Ofenstudio. Das ist Marga Pfeuffers Bereich, in dem sich auch die Einweckgläser wiederfinden. Aber auch Schreibutensilien, Kerzen, Blumensamen und was einem noch so in den Sinn kommt, gibt es bei den Pfeuffers. „Wir sind seit 15 Jahren die Postfiliale im Dorf, und wer Lotto spielen will, gibt seine Scheine hier ab“, erzählt die rüstige Seniorchefin.
„Bei uns steht der Kunde an erster Stelle.“
Marga Pfeuffer Seniorchefin
Doch was ist das Geheimnis des Erfolges? „Bei uns steht der Kunde an erster Stelle“, erklärt die Fuchsstädterin. Guter Service bedeute die Betreuung der Kunden über den Kauf hinaus. Ein kaputter Fernseher oder ein beschädigtes Fahrrad? „Reparaturen für fast alle Waren werden hier im Haus erledigt.“ Dazu bedarf es die Erfahrung guter Mitarbeiter, über die Familie Pfeuffer sehr glücklich ist.
Seit 1985 liegt die Verantwortung für das Unternehmen in den Händen von Marga Pfeuffers Sohn Hermann, der es mit seiner Frau übernahm, als der Vater aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste. „Er ist ja sozusagen als einziger Sohn in den Betrieb hinein gewachsen, es war früh klar, dass er den Laden übernehmen würde,“ sagt sie.
Auch Hermann Pfeuffer führt den Geschäftserfolg auf den guten Rundumservice zurück, „den das Internet so nicht bieten kann“. Natürlich geht er mit der Zeit, ist auf wichtigen Messen präsent und schult seine Mitarbeiter. „Auszeichnungen für unseren Betrieb haben wir viele bekommen“, sagt er nicht ohne Stolz. Was Werbung und die Präsentation der Firma im Internet angeht – darum kümmert sich sein Sohn Timo.
Ein Betrieb – drei Generationen – Marga Pfeuffer ist froh, dass sie sich um die Fortführung des Geschäfts keine Sorgen machen muss. Solange es geht, will sie mitanpacken. Damit sie fit bleibt, stehen täglich zehn Minuten Gymnastik auf dem Plan, „außerdem singe ich im Chor“. Vielleicht ist es einfach die große Liebe zu ihrem Beruf, die sie so frisch und aktiv wirken lässt, vermutet ihr Sohn. Bestimmt hält aber auch das Kopfrechnen jung, denn von Taschenrechnern oder gar Computern hält Marga Pfeuffer nichts. „Das geht ohne viel schneller.“
Information: Das 60-jährige Bestehen begeht das Unternehmen mit einer Feier im September, im Oktober sind Aktionen und Gewinnspiele geplant.