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EUERDORF: Freistaat verkauft Landgericht und Fronveste

EUERDORF

Freistaat verkauft Landgericht und Fronveste

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    (dübi) Recht gesprochen wird im ehemaligen Landgericht und Rentamt von Euerdorf schon lange nicht mehr. Jetzt verkauft der Freistaat das Gebäude samt benachbarter Fronveste. Wer es kauft, bekommt ein Stück Euerdorfer Geschichte im Zentrum des Ortes sogar mit einem rund 1100 Quadratmeter großen Grundstück.

    Am Werdegang des dickwandigen Hauses lässt sich der Aufstieg und der Niedergang der Zentralität Euerdorfs ablesen. Zusammengefasst hat die Geschichte Bezirksheimatpfleger Werner Eberth in seinem Physikatsbericht. Das Exemplar für Euerdorf ist allerdings bereits vergriffen.

    Wer in dem Werk liest, erfährt, dass das Landgericht Euerdorf im Großherzogtum Würzburg um 1810 für rund 9000 Menschen in 24 Dörfern von Oberthulba über Reiterswiesen bis nach Poppenhausen und Wasserlosen zuständig war. Damit hatte es die gleiche Bedeutung wie die benachbarten Gerichte. Allerdings war es nach den Forschungen Eberths nur entstanden wegen der Grenzlage zum befreundeten Großherzogtum Frankfurt, das sich westlich des Zuständikeitsbereiches ausbreitete.

    Als jedoch das Landgericht Hammelburg 1816 Bayern angegliedert wurde, verlor der Amtssitz Euerdorf zwischen Hammelburg und Bad Kissingen im Sog der Nachbarstädte schrittweise an Bedeutung. Bereits 1819 wurde Westheim von Euerdorf zum Landgericht nach Hammelburg umgegliedert.

    Ältestester Teil des Verwaltungszentrums und in dem jetzt käuflichen Komplex enthalten ist die Fronveste, die nach Aufschriften am Gebäude aus dem Jahr 1533 stammt. Eine Erstellung der Veste noch früher ist zumindest nicht belegt.

    Neuer ist das Verwaltungsgebäude. Es wurde im Jahr 1822 errichtet, weil in Euerdorf anders als in Bad Brückenau, Hammelburg, Kissingen und Münnerstadt keine fürstbischöflichen Amtssitze übernommen werden konnten. Errichtet ist das Gebäude im klassizistischen Stil mit Rundbogenfenstern im Obergeschoss.

    1841 wurde Euerdorf zu einem Landgericht I. Klasse wegen der Zahl der Bewohner im Einzugsbereich und der obwaltetenden Geschäftsverhältnisse.

    Durch ein Gerichtsorganisationsgesetz 1857 verlor Euerdorf die Zuständigkeit für Garitz und Reiterswiesen, bei Bildung der Bezirksämter 1862 kam Poppenhausen zum Landgericht Schweinfurt. Der restliche Teil des Landgerichts Euerdorf wurde dem Bezirksamt Hammelburg untergliedert. 1879 fielen die Zuständigkeiten für Arnshausen, Ebenhausen, Eltingshausen und Oerlenbach nach Bad Kissingen, Fuchsstadt und Langendorf nach Hammelburg.

    Euerdorf, eine von Mauern umschlossene Kleinstadt, blieb aber unter Selbstverwaltung, wenn auch unter dem Vorsitz des Bezirksamtmannes von Hammelburg. Erst durch das Selbstverwaltungsgesetz von 1919 wurden Euerdorf und Hammelburg zu einem Distrikt zusammengelegt. Nach Auflösung des Amtsgerichts 1925 wurde das Gebäude Gendameriestation, die Fronveste blieb Gefängnis. Die Polizei blieb bis 1972 in Euerdorf, danach wurde das Gebäude zum Wohnen hergerichtet und vermietet.

    Jetzt sucht der Freistaat einen Käufer. Ab einem Mindestgebot von 76 000 Euro kann man sein Interesse bekunden.

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