Die Bad Kissinger Molkerei in der Winkelser Straße ist nun bald Geschichte. Letzter Arbeitstag sollte der 31.Oktober sein. Doch nun wird noch bis zum 30. November weitergearbeitet. Dies bestätigte Vorstand Thomas Obersojer von der Bayerischen Milchindustrie (BMI) auf Nachfrage der Main-Post. Die Kissinger Molkerei gehört seit 2008 zur BMI mit Sitz in Landshut.
Grund für diese Verzögerung sind laut Obersojer Probleme mit der neuen Abfüllanlage in Zapfendorf, dorthin wird die Quarkproduktion von Bad Kissingen verlegt. Dadurch gebe es einen zeitlichen Verzug. Auch wenn der Hersteller die volle Leistungsfähigkeit der Anlage zum gesetzten Termin garantiert habe, wolle man kein Risiko eingehen, sagte der BMI-Vorstand.
Deshalb werden die 13 Mitarbeiter, die von Kissingen nach Zapfendorf wechseln werden, noch bis Ende November hier weiterarbeiten. Ob die anderen Angestellten, die in die Arbeitslosigkeit gehen, ebenfalls weiterarbeiten können, werde derzeit geprüft, so Obersojer. Das sei eine rechtliche Frage.
Aus Anlass der Schließung der Kissinger Milchwerke wird es für die Mitarbeiter am Sonntag, 28. Oktober, um 9 Uhr einen Gottesdienst in der Kapelle des St. Elisabeth-Krankenhauses geben.
Einige der insgesamt 45 Mitarbeiter hätten in den letzten Monaten eine neue Arbeitsstelle gefunden, so der Vorstand. Etwa zwölf gehen in die Arbeitslosigkeit, sie bekommen laut Sozialplan eine Abfindung. Drei Ältere gehen vermutlich in die Rente, meinte Obersojer. „Bei zwölf Mitarbeitern wissen wir es nicht.“
Interesse am Betriebsgelände
Die BMI ist Eigentümer des Betriebsgeländes im Gewerbegebiet in der Winkelser Straße. Es sei bereits zum Verkauf ausgeschrieben, einige Interessenten hätten sich auch gemeldet. Aber Konkretes gebe es noch nicht, sagte Obersojer. Bereits im vergangenen Jahr hat sich die Stadtverwaltung das Areal angesehen und im Wirtschaftsausschuss darüber diskutiert, aber „die Stadt hat weder Mitsprache- noch Gestaltungsrecht“, so Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt. Lediglich mit bauplanungsrechtlichen Aspekten könne sich die Verwaltung befassen. „Aber momentan ist das nicht nötig.“
Die letzten Jahre waren für die Mitarbeiter der Kissinger Milchwerke sehr unruhige Jahre. Schon seit 2005 hatten die Beschäftigten auf einen Teil ihres Lohnes verzichtet und für das gleiche Geld 40 statt 38 Stunden gearbeitet (wir berichteten). Damals war ein so genanntes Stillhalteabkommen geschlossen worden.
Doch die Wirtschaftskrise ging 2009 nicht an der Bayerischen Milchindustrie vorbei, zu der die Kissinger Molkerei seit Anfang 2008 gehört. Insbesondere der Export von Milchpulver war damals stark eingebrochen, hatte es geheißen. Doch mit der Kissinger Molkerei hatte das nichts zu tun. Hier lief die Quarkproduktion gut. Im Jahr wurden bis zu 62 Millionen Kilogramm Milch zu knapp 19 Millionen Kilogramm Speisequark verarbeitet.
Im März 2011 brachte die Landshuter Zentrale dann die Schließung des Bad Kissinger Werkes ins Gespräch. Als Grund wurde die Produktionsmenge ins Spiel gebracht. Zukunftsträchtige Betriebe würden 300 Millionen Kilo schaffen. So wurde beschlossen, die Quarkproduktion nach Zapfendorf zu verlegen, dort muss sie aber erst aufgebaut werden.
Anfangs in der Hartmannstraße
Seit mehr als 75 Jahren gibt es die Molkerei in Bad Kissingen. Gegründet wurde sie als Max-Müller-Milchzentrale GmbH in der Hartmannstraße. Seit 1947 befindet sich der Sitz der Molkerei, die ihren Namen mehrfach änderte, in der Winkelser Straße. 1964 hatte Gerhard Müller nach dem plötzlichen Tod seines Vaters die elterliche Kissinger Milchzentrale übernommen.
In den 70er Jahren nannte sich das Unternehmen Milch-Werke Fränkische Rhön GmbH. Damals gab es bis zu 3000 Milchabholstellen. Ende 1997, als das Werk kurz vor dem Konkurs stand, wurde das Unternehmen als hundertprozentiges Tochterunternehmen von den Milchwerken Mainfranken eG. in Würzburg übernommen. Die wiederum gingen zu Beginn des Jahres 2008 an die Bayerische Milchindustrie eG, die 1952 gegründet worden war.